#reichenhetze: Die beschämendsten Tweets über Diskriminierung
Von Jan Hestmann
Unter dem Hashtag #Reichenhetze kann man aktuell unzählige Schilderungen von Alltags-Rassismus lesen. Die getweeteten Erinnerungen von Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft oder bloß ihres Namens in Österreich diskriminiert wurden, sind von einer ungefilterten Heftigkeit, die einen im Boden versinken lässt.
Dass Alltagsrassismus in Österreich ein großes Problem ist, zeigt unter anderem auch der jährliche Rassismus-Report von ZARA.
Auslöser für die Online-Debatte war ein Sager von Bundeskanzler Sebastian Kurz in der deutschen ARD-Talkshow „Maischberger“. Dort hatte er bedauert, dass eine Hetze gegen reiche Menschen stattfinden würden.
Wörtlich sagte er: „Natürlich habe ich eine rote Linie und die gibt es nicht nur nach rechts sondern auch in andere Richtungen. Wir haben erlebt, zum Beispiel seitens anderer Parteien, dass gegen Menschen, die reich sind, die viel verdienen, gehetzt wurde. Das ist genauso falsch, wie wenn gegen andere Gruppen gehetzt wird. Insofern halte ich es für richtig und für notwendig, rote Linien zu haben.“
Wo seine rote Linie verläuft, hat Kurz in der Talkshow allerdings nicht verraten. Dass er in seiner Aussage die Hetze gegen Reiche mit der „gegen andere Gruppen“ auf eine Ebene stellte, ließ das Internet prompt reagieren. Unter dem Hashtag #reichenhetze thematisieren Nutzer und Nutzerinnen nun eben nicht eine Hetze gegen Reiche, sondern alltäglichen Rassismus.
Hier eine Auswahl an besonders beschämenden Tweets. Mehr kann man unter #reichenhetze nachlesen.
#reichenhetze In der vierten Klasse hat mir meine Klassenlehrerin eine Empfehlung für die Hauptschule ausgestellt. Ich war Klassenbester mit sieben Einsen und einer Zwei in Kunst. Begründung: Wieso soll er einem deutschen Kind einen Platz auf dem Gymnasium wegnehmen?!
— SiMax 🌍 ☮️ 🚭 🏳️🌈 religionsbefreit (@simax2118) 20. Januar 2018
Philosophie-Lehrer in der Oberstufe: "Du kannst ja echt toll deutsch sprechen!"
— Pfirsichbluete (@Pfirsichbluete9) 20. Januar 2018
Ich: "Danke, Sie auch."
Lehrer: "Ich bin hier geboren?"
Ich: "Ich auch." #reichenhetze
"Woher kommst du?"
— Human V (@blauerelefant) 20. Januar 2018
"Aus Wien"
"Nein ich mein ursprünglich"
"Okay Donaustadt"
"Nein Nein, ursprünglich"
"Oida davor war ich in der Gebärmutter meiner Mutter, soll ich dir Fotos zeigen, war ne Steißlage, schau?#reichenhetze
meine (afroamerikanische) frau wurde heute am helllichten tag in #wien von einem #rassisten arschloch auf der straße angespuckt - aber das ist ja nichts gegen diese #reichenhetze!
— trishes jackson (@nuTrishes) 19. Januar 2018
Als ich Zivi bei der Rettung gemacht habe, ist mein Fahrer immer absichtlich langsamer gefahren, wenn ein "ausländischer" Name am Display angezeigt wurde, "weil die Milosevics eh alle nur schauspielern."#reichenhetze
— Wurzelmann (@Wurzelmann) 20. Januar 2018
Wenn sich ein Bio-Ösi im Anzug vor dich drängt, obwohl du mit weinendem Kind in der Schlange stehst und auf den Hinweis, er möge sich hinten anstellen, schreit: „Oida, sei Gusch! Schleich di!“ Und alle anderen wortlos zuschauen & weiteren Beleidigungen zuhören #reichenhetze
— Dudu Kücükgöl (@duduhier) 20. Januar 2018
Meine Eltern hatten jahrelang ein Wirtshaus (das Salz&Pfeffer). Wolfi, ein Stammgast, meinte mal zu mir: „Du wirst hier immer Ausländer bleiben, egal wie gut dein Deutsch ist. Das weißt du eh, oder?“ Damals war ich circa zehn, hab deswegen geweint. #reichenhetze
— Alexandra Stanic (@AlexSta_) 19. Januar 2018
Demente, bettlägrige Dame auf meiner Bettenstation im Spital, als der aus Sri Lanka stammende Diplomkrankenpfleger zu ihr kommt, um sie zu waschen: "Geh was arbeiten, du Asylant!" #reichenhetze
— Doc Josiah Boone🚴 (@docboone71) 19. Januar 2018
wann immer es in d klasse unruhig wurde, hat mein bio prof gesagt „ihr führt euch auf wie die neger im kongo“ 1x hat ihn wer gefragt was er gg ausländer hat „noch nix wirksames“ #reichenhetze
— vannyferrari (@vnyshkr) 19. Januar 2018
Nach meinem allerersten Tag im Kindergarten hab ich gefragt: "Mama, was ist eigentlich ein Tschusch?" Die Kinder hatten sich den ganzen Tag über meinen 'komischen' Namen lustig gemacht und mich Tschusch genannt. Eine meiner ersten Erinnerungen. #reichenhetze
— Jelena Pantić (@Jelena_Pan) 20. Januar 2018
Publiziert am 22.01.2018