Wer hat Angst vor der Akademikerballdemo?
Von Irmi Wutscher
Von Krawalltourist_innen aus Deutschland war im Vorhinein die Rede, die aus Hamburg anreisen würden, um sich für den Einsatz der WEGA bei den Demos rund um der G20-Gipfel zu rächen. Als „Gefahr für das Leben“ schätzte die Wiener Polizei das ein.
Nachdem Michael Bonvalot auf diesen Seiten berichtete, dass in Hamburg niemand von einer Mobilisierung in Richtung Österreich weiß, und auch im Laufe des Freitags keine Busse mit Demonstrant_innen aufgehalten wurden, hat die Polizei schlussendlich ihre Gefahreneinschätzung zurückgestuft, sagte Polizeispressesprecher Paul Eidenberger meinem Kollegen Ali Cem Deniz: „Es ist eine normale Gefahreneinschätzung, die bei jeder Versammlung oder Demonstration gemacht werden muss. Besonders natürlich beim Akademikerball, wir erinnern uns an die Bilder von 2014 – das möchte niemand wiederholen. Mittlerweile hat sie die Lage etwas beruhigt und wir hoffen, dass sich das ganze so abspielt wie in den beiden vergangenen Jahren.“
Da ist nämlich auch kaum etwas passiert. Trotzdem stockt die Polizei jedes Mal ihr Kontingent auf. 2870 Beamt_innen waren gestern im Einsatz und die Sperrzone rund um die Hofburg so groß wie nie. Die Demo – oder eigentlich zwei Demos nacheinander – sind einmal von der Hauptuni zum Karlsplatz gezogen und dann wieder zurück bis hinters Burgtheater – zwar laut aber friedlich und ohne Zwischenfälle. Simon Welebil, Ali Cem Deniz und ich waren für FM4 dabei.
8.000 Menschen waren laut Schätzungen der Polizei auf der Straße. Das ist mindestens doppelt so viel als letztes Jahr – damals hat die Polizei 2800 Teilnehmer_innen gezählt, die Veranstalter_innen 4.000. Die Tatsache dass die FPÖ in der Regierung sitzt und die Affäre rund um antisemitische Lieder und den niederösterreichischen FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer haben sicher noch einige motiviert, zur Demo zu kommen.
Demozug vor Kurzem losmarschiert, einige tausend TeilnehmerInnen #Akademikerball #nowkr #WAB18 pic.twitter.com/SpT1WDn2Z8
— Simon Welebil (@SimonWelebil) 26. Januar 2018
„Prächtig, Eleganz, Stil...“ Adjektive zum #akademikerball? gerade dem @zuendfunk ein Interview gegeben. Jetzt für @radiofm4 auf der Demo unterwegs #WAB18 #nowkr pic.twitter.com/5fDBVO5wGL
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Boutique am Getreidemarkt solidarisiert sich #FreeWC #nowkr #akademikerball #WAB18 pic.twitter.com/ZeizEnHzDA
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Demo geht weiter, Sound: Fickt euch Allee von @GSGF #Akademikerball #nowkr #WAB18 pic.twitter.com/CNrVNtofFu
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#kurz und knackig, der Demospruch. Dafür mit Lichterkette #Akademikerball #WAB18 #nowkr pic.twitter.com/GfwviEGjcr
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Und die MA48 macht den Schlusswagen #Akademikerball #nowkr #WAB18 pic.twitter.com/D8rXK8V36V
— Simon Welebil (@SimonWelebil) 26. Januar 2018
Meanwhile in Hofburg…
Besonders gut fand ich die Aktion, Teile des Mauthausen Schwurs auf das Heldentor zu projizieren. So fuhren die Ballgäste unter Worten wie „Niemals vergessen“ oder "Im Gedenken an die Millionen Ermordeten“ auf den Ball zu.
#erinnern #niemalsvergessen - da fahren die Gäste vom #akademikerball durch #WAB18 #nowkr pic.twitter.com/2wlSup5m0L
— Irmi Wutscher (@IrmiWutscher) 26. Januar 2018
Während die burschenschaftliche Elite mit Luxus-Karossen in die Hofburg fährt, wird der Schwur des Konzentrationslager Mauthausen an das Burgtor projeziert.#Akademikerball #nowkr pic.twitter.com/ENpfAoGplP
— Michael Bonvalot (@MichaelBonvalot) 26. Januar 2018
Unter den Ballgästen Vizekanzler Heinz Christian Strache und der Anführer der rechtsextremen Identitären Martin Sellner. Strache hat auf dem Ball eine Rede gehalten, in der er Antisemitismus in den eigenen Reihen verurteilt hat. Und er hat gesagt: „Wir haben eine klare Position: Antisemitismus, Totalitarismus, Rassismus, das ist ein Widerspruch zum burschenschaftlichen Gedanken“. Strache möchte im Gedenkjahr 2018 die Rolle des freiheitlichen Lagers durch Historiker aufarbeiten lassen. Das berichtet die APA, einzige Pressevertreterin, die auf dem Ball zugelassen ist.
Vizekanzler HC Strache trifft beim #Akademikerball an. pic.twitter.com/UzVsAds91K
— Beate Tomassovits (@BeateTom) 26. Januar 2018
Ebenfalls unter den Ballgästen waren wahrscheinlich Mitglieder der Burschenschaft Hysteria, vor denen die den Ball veranstaltenden Burschenschaftler sich so sehr fürchten, dass sie extra eine Gesichtserkennung installiert hatten.
Letztes Jahr hat die @bs_hysteria den Akademikerball zum Männerschutzball umgewidmet. Heute freuen sie sich auf eine Ballnacht im Zeichen des goldenen Matriarchats. #Akademikerball pic.twitter.com/vCNQ6pLpY9
— Radio FM4 (@radiofm4) 26. Januar 2018
Laut Polizei wurden jedenfalls elf Personen der Veranstaltung verwiesen. Die Mitternachtseinlage ist laut APA ungestört verlaufen. Der Veranstalter habe von seinem Hausrecht gebraucht gemacht und ihnen gesagt, sie seien unerwünscht, berichtet mir diese Dame. Die Ballkarten bekommen die Rausgeworfenen ersetzt.
2 Damen würden aus dem Ball geschmissen, vom Veranstalter wegen Hausrecht - diese vermutet wegen ihrer Hautfarbe. Was is da los am #Akademikerball #WAB18 #nowkr pic.twitter.com/zkmPGB4NV1
— Irmi Wutscher (@IrmiWutscher) 26. Januar 2018
Besonders elegant hat es Stefanie Sargnagel gemacht – sie hat Fotos von drinnen getwittert, war aber in Wirklichkeit nicht dort, schreibt die APA. Und hat wahrscheinlich die Security mehrere Stunden auf Trab gehalten.
achtung es geht los #nowkr #wkrball #männerschutzball #liveticker pic.twitter.com/Q09mdEADKH
— stefanie (@stefansargnagel) 26. Januar 2018
sie hauen nach und nach alle frauen ausm wkr ball i bin nu drin #wkrball #liveticker #männerschutzball #nowkr
— stefanie (@stefansargnagel) 26. Januar 2018
fuck sie haben gerade alle von hysteria rausgeworfen aber eine von uns ist noch drinnen und hat uns grad 1 selfie geschickt vom klo :D :D :D #nowkr #wkrball #männerschutzball #hysteria #wkr pic.twitter.com/cw90D0HPX2
— stefanie (@stefansargnagel) 26. Januar 2018
Außerdem
Der Chef der Salzburger Identitären, Edwin Hintsteiner twittert menschverachtend gegen die Omas gegen Rechts
"Wenn man länger lebt, als man nützlich ist", sagt Identitären Salzburg-Chef Hintsteiner zu Omas gegen Rechts. Da ist sie, die menschenverachtende Fratze des Neofaschismus. pic.twitter.com/6BNNNuQKhs
— Fabian Schmid (@fabian_schmid) 26. Januar 2018
Michael Bonvalot fotografiert Ballteilnehmer_innen und wird attackiert
Vor dem Eingang zum #Akademikerball wurde ich gegen 2030h von Burschenschaftern attackiert. Ein Burschenschafter forderte Löschung seines Bildes, was ich verweigerte. Sein Kollege schlug daraufhin mit seinem Stock auf mich. Polizei nahm trotz Aufforderung keine Daten auf #nowkr pic.twitter.com/1rLI1s31oa
— Michael Bonvalot (@MichaelBonvalot) 26. Januar 2018
Publiziert am 27.01.2018