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Abgase strömen aus dem Auspuff eines Autos mit Dieselmotor

Jan Woitas/dpa-Zentralbild/

Die ZUdeckerin

Die Zudeckerin – Autoduft

Habt ihr gewusst, wie viele positive Seiten die Abgas-Experimente haben?

Die Zudeckerin

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Wer hat mehr Skandale als eine Telenovela? Die Autolobby. Aber diesmal haben sie mit ihrer Pointe über die Stränge geschlagen. Dieselschadstofftests an Menschen – das wäre sogar einem Serienautor ohne Selbstachtung zu platt. Wie ja aufgedeckt wurde, hat ein von der Autolobby getragener Verein Experimente durchgeführt, bei denen nicht nur Affen, sondern auch Menschen Autoabgase einatmen mussten. Die deutsche Regierung hat darauf berichtigt, dass „die Autokonzerne Schadstoff-Emissionen zu begrenzen und nicht die vermeintliche Unschädlichkeit zu beweisen hätten.“ Aber die Chefetagen von VW, Daimler und BMW beteuern schockiert, sie hätten von nichts gewusst. Experimente ohne Auftraggeber! Hochinteressant. Eigentlich ein perfekter Fall für die Aufdeckerin.

Die Zudeckerin

„Die Zudeckerin“ wird gesprochen und geschrieben von Antonia Stabinger. Sie ist Kabarettistin, schreibt und spielt im Theaterkabarett-Duo Flüsterzweieck.

Aber zum Glück muss ich mich nicht mehr mit so sperrigen Themen beschäftigen, seit ich zur Zudeckerin umgelobt wurde. Ab jetzt darf ich mich auf die Schokoladen-, Honig- und Sonnenseiten des Lebens fokussieren. Das macht vielleicht dick und braun, aber auch fröhlich! In diesem Sinne: Weg mit dem Gestank und hinein in den Duft. Deshalb lenke ich heute meinen sonst so durchdringenden Blick auf das bestsortierteste Autoduftgeschäft, das ich kenne. Gleich beim Eingang empfängt mich schon der erste Wunderbaum mit einer brechreizend-individuellen Wolke.

Überhaupt: Dass das mit den Abgas-Experimenten aufgeflogen ist, hat ja auch viele positive Seiten. Zum Beispiel hat man endlich einmal gesehen, wie lieb die Chefs von VW, Daimler und BMW sich entschuldigen. Das kann bitte nicht jeder! Ich werde jäh aus meiner Gedankenkette des Frohsinns gerissen. Der kompetente Verkäufer teilt mir nämlich geschäftig mit, dass er jetzt Duft in Kombination mit Humor gerade im Angebot hat und zieht ein duftendes Kothaufen-Emoji hervor.

Nachdem ich fertiggeroflt habe, fällt mir ein, dass es beim Abgas-Menschenversuch ja eh nur um die Belastungen am Arbeitsplatz gegangen ist. Ich gehe jeden Tag über den Wiener Gürtel in die Arbeit und muss da alle Marken und Baujahre komplett unselektiert einatmen. Dagegen waren die ProbandInnen mit den neuesten Diesel-Limousinen ja wahre Sommeliers des Stickstoffdioxids. Und Tests an Menschen machen Pharmakonzerne ja auch die ganze Zeit. Und denen geht’s ja eh auch in erster Linie um Profit. Warum muss man da die Autohersteller diskriminieren?

Gerade wie mir ein alter Hund zum Kauf angeboten wird, für den authentischen Autogeruch „Nasses Fell“, fällt mir auf, was das Tollste an den Abgas-Tests ist: Bei den Experimenten mit Menschen sind endlich einmal die Tiere geschont worden. Ist das nicht großartig?

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