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"PAKO 2"

Tree Men Games

game

Car Chase Simulator

Heists und wilde Autoverfolgungsjagden gibt es nicht nur in Filmen wie „Baby Driver“, sondern auch in Computerspielen. In „PAKO 2“ rasen wir in stilsicherer 70er-Jahre-Kulisse vor unzähligen Polizeiautos davon.

Von Robert Glashüttner

Ich habe die modernen „Grand Theft Auto“-Spiele nie besonders leiden können. Das ganze Gangster-Getue, die übertriebenden Gewaltdarstellungen und eine zynische Welt ohne jegliche Sympathieträger mag zwar vielleicht eine besonders beißende Satire am westlichen System sein, doch beim Spielen war dieses Setting für mich immer weitgehend unattraktiv.

„PAKO 2“ von Tree Man Games ist für Windows, Mac und iOS erschienen.

Das ist natürlich insofern schade, denn es wird spielerisch in den „GTA“-Games einiges geboten: eine riesige Welt zum Erkunden sowie viele Minigames und Aktivitäten, die man neben den Missionen machen kann. Und natürlich das schon im Namen steckende Autofahren. Besonders bei letztgenannter Tätigkeit macht das Anarchische, das Auskosten der maximalen Freiheit, besonders Spaß. Was wäre nun, wenn man den Protagonisten, die Open World und die Hintergrundgeschichte einfach mal wegließe und sich stattdessen vollends aufs Fahren konzentrieren würde? - So, wie es übrigens auch in den allersten zwei „GTA“-Teilen weitgehend der Fall war, die noch nicht in 3D dargestellt worden sind.

Getaway driver

Ein Indiegame-Studio aus Finnland namens Tree Men Games hat bereits 2014 einen ersten Vorboten davon abgeliefert, wie diese Art von Spiel seiner Meinung nach aussehen sollte. „PAKO“ war ein unerwarteter Hit auf Smartphones und Tablets, wo wir ein von selbst beschleunigendes Auto steuerten und möglichst lange überleben mussten. Jede Kollision bedeutete Game Over, und schwerer wurde es dadurch, dass immer mehr Polizeiautos auftauchten, die uns versuchten, zu rammen.



Ende 2017 ist der Nachfolger für Windows und Mac erschienen, der wesentlich mehr bietet als das Original. „PAKO 2“ wird dem idealen, puristischen Getaway-Spiel schon ziemlich gerecht. Es ist ein interaktives „Baby Driver“, angesiedelt in den späten 70er Jahren. Wir kutschieren fiese Räubersbanden durch die Gegend und schießen uns den Weg frei, der erneut von immer mehr Polizeiautos gesäumt wird.

Verfolgungsjagden

Nun könnte man an schnittige Sportwagen denken, die auf der sonnengetränkten Interstate vor der Polizei flüchten. Der gutaussehende junge Fahrer trägt Sonnenbrille, tritt wild auf die Bremse und driftet in eine lange Kurve. „PAKO 2“ hat allerdings nichts von all dem. Hier werden die Autojagden mit klapprigen Seventies-Schlitten bestritten, es wird über Stock und Stein gefahren, und ob unserer Fahrer gut aussieht, steht nicht zur Debatte. Driften kann man zwar, aber dazu kommt es meist nicht. Denn die anderen Autos kommen, wie beim Vorgänger, aus allen Richtungen und nehmen sofort Kollisionskurs auf. Immerhin sind wir bei einem Zusammenstoß nun nicht sofort ausgeknockt.

"PAKO 2"

Tree Men Games

„PAKO 2“ ist großes Chaos, bleibt dabei aber immer cool und wird in einer verblüffenden Langsamkeit inszeniert. Der knorrig-stampfende Technosoundtrack motiviert uns, während wir an unterschiedlichen Orten die Gangster einsammeln und am gewünschten Zielort wieder rauslassen. Das Spiel wird von schräg oben gezeigt, eine Übersichtskarte oder ähnliches gibt’s allerdings nicht. Blöd ist das deshalb, weil wir uns oft in Stangen, Gebäuden oder Felsen verkeilen und uns dann die Polizeiautos sofort von allen Seiten umzingeln. Die wichtigste Regel bei „PAKO 2“ lautet deshalb: Immer darauf Acht geben, dass man freie Fahrt hat.

Das Spielprinzip ist dem Games-Klassiker „Super Off Road“ aus 1989 sehr ähnlich: Die Perspektive ist die selbe, und auch dort humpeln vermeintliche Spielzeugautos über unwuchtiges Gelände und versuchen sich gegenseitig abzuschießen oder ins Abseits zu manövrieren.

Zurück im Mobilbereich

Vor kurzem wurde „PAKO 2“, knapp drei Monate nach der Erstveröffentlichung, für mobile Apple-Geräte portiert. Das ist eine Ehrensache für das Entwicklerstudio Tree Men Games, das seinen Erfolg ja dem mobilen Spielebiotop verdankt. Weil das Lenken mit Fingern am Handy schwieriger ist als mit einem Gamecontroller in den Händen, sind Steuerung und Gameplay vereinfacht worden: Zum Beispiel schießt unser Fluchtwagen jetzt von selbst, und nach jeder beendeten Fuhr bekommen wir alle Lebenspunkte zurück. Besser zu Geld kommt man auch und kann somit schneller alle Areale und Autos freischalten. In der Windows/Mac-Version war das noch auffallend langwieriger.



Visuell präsentiert sich das Spiel in den besten Braun- und Gelbtönen, wechselt gekonnt zwischen Coolness und Chaos und persifliert das Verbrechersetting mit raufenden Slapstick-Autos, die sich ineinander verkeilen. Das Gameplay ist simpel und kurzweilig - eine Partie dauert üblicherweise nicht länger als ein paar Minuten. „PAKO 2“ ist ein empfehlenswertes Retrorennen; nicht nur, aber auch zum Runterkommen nach einer Stunde im Stau geeignet.

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