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Sängerin Teresa Rotschopf im Portrait

Christoph Pirnbacher

Die tiefe Stimme von Innen

Sieben Jahre hat Sängerin Teresa Rotschopf an ihrem Debüt „Messiah“ gebastelt. Das Ergebnis ist ein tiefgründiges und spannendes Hörerlebnis zwischen sakralem Dake Wave und sphärischer Chor-Elektronik.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Schon bei der neongrellen Dance-Pop-Band Bunny Lake hat ihre Stimme herausgestochen. Damals noch als Suzy On The Rocks hat Teresa Rotschopf den beatlastigen Songs ihren Glamour gegeben, ihre charmante Unschuld und gleichzeitig den Rock’n’Roll-Geist des Clubs beschworen.

Mit dem Ende der Band und der Geburt ihres ersten Kindes hat Teresa Rotschopf sich aufgemacht, ihren eigenen musikalischen Ausdruck zu suchen. Sieben Jahre später präsentiert sie mit „Messiah“ ein vielschichtiges, spannendes und ungewöhnlich klingendes Album, das von ihrem unglaublich tiefen Timbre beherrscht wird.

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Von Liebe und Abgründen

Die Eröffnungsnummer „Love“, der erste Song den Teresa ganz alleine geschrieben hat, gibt schon die Grundstimmung des Albums vor. Zu chromatischer Tonfolge mischen sich Klavierakkorde, Synthesizer und Orgelmelodien. Über allem schwebt diese tiefe Stimme, die einen sofort einnimmt und nicht mehr so schnell loslässt. Ein verhallter Schlagzeug-Beat und entfernte Streicher werden auf den opulenten Sound noch aufgeschichtet, das alles mit einem gewissen Hang zum Schwermut.

Teresa Rotschopf präsentiert ihr Debüt „Messiah“ live am 20.2. im Wiener Radiokulturhaus. Den Live-Video-Stream dazu übertragen wir ab 20:00 Uhr.

Überhaupt verhandeln viele der Songs auf „Messiah“ das Pendeln zwischen Glücksgefühlen und emotionalen Abgründen. Der Song „2410“ mit seinen tragischen Streichern und dem schweren Beat, der immer wieder kurz aufblitzt, ist in einer Zeit von traurigen Erlebnissen und der Geburt des ersten Kindes entstanden. Auch das zehnminütige Opus „Treasures“, der dunkelste Moment des Albums, führt tief in die seelischen Wunden von Teresa Rotschopf. Zugleich ist es der wohl am tiefsten gesungene Track.

Teresa: „Für mich war diese Nummer zu singen am Schwierigsten. Nicht nur von der Technik her, sondern auch vom Inhalt her. Wie tief kann ich auch emotional gehen, ohne dass es meinen Hörer*innen und mir zu viel wird. Und diese tiefe Stimme hat es mir erleichtert, über diese schwierigen Erfahrungen zu singen, so als ob man die Stimme ein bisschen verstellt und man dann etwas weniger man selbst ist.“

Die Sängerin Teresa Rotschopf im Portrait

Christoph Pirnbacher

Der Gegenpol zu diesen Tracks sind Stücke wie das Air-ähnliche, sehr sphärische „I Am A“, bei dem über einen feingewebten Soundteppich die Vocals dahinfliegen, verfeinert mit dezenten Echos, gesampelten Stimm-Teilen und einem ruhig dahinfließenden Chor-Gesang. Eines der absoluten Highlights von „Messiah“. Auch das elektronisch flirrende, sich im Verlauf der Nummer immer weiter aufbäumende „Thieves Of The Sun“ wirkt geradezu beschwingt und glitzert durch die helle Singstimme von Teresa.

Für die großartige Produktion ist übrigens Patrik Pulsinger verantwortlich, der die Instrumente, von rund 18 Gastmusiker*innen eingespielt, perfekt mit den von Teresa selbst aufgenommenen Parts zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk fügt, das zwischen sakralem Dark Wave und choralen Elektronikstücken pendelt.

Offenheit gegenüber dem Leben

Was das Debüt „Messiah“ so außergewöhnlich macht, ist die Art und Weise, wie Teresa Rotschopf ihre Songs komponiert hat. Ausgehend von einem Sound, den Teresa interessant findet, beginnen die Songs oft sehr sparsam, führen dann allerdings zu vielschichtigen, oft stimmungsmäßig wechselnden Stücken, über die Teresa am Ende dann selbst ganz überrascht ist.

Diese Entwickung ist für die Hörer*innen eine spannende, immer nachvollziehbare Reise in das abwechslungsreiche Klanguniversum von Teresa Rotschopf. Bei dem Stück „Open“ darf sogar das Tempo radikal verändert werden, während die traurigen Melodien eines einsamen Saxophons über dezent pulsierende Beats erklingen.

Plattencover von "Messiah", man sieht Teresa Rotschopf schwanger in der Wiese liegen

Teresa Rotschopf/Comfortzone

Das Debütalbum „Messiah“ von Teresa Rotschopf ist bei Comfortzone erschienen.

Gerade dieses Stück beschäftigt sich mit einem Wesenskern von Teresa Rotschopf, der dieses geduldig produzierte, abwechslungsreiche Werk erst möglich gemacht hat. Es ist die Offenheit, der hier ein hoher Stellenwert eingeräumt wird.

Teresa: „Offenheit ist ein extrem wichtiger Aspekt im Miteinander. Nicht nur, dass man offen miteinander reden muss, sondern es geht um die grundsätzliche Haltung, eine offene Person zu sein. Offen gegenüber anderen Menschen, gegenüber Dingen und Zuständen, gegenüber dem Leben, im besten Fall. In dem Lied singe ich ja davon, dass ich ohne Haut und ohne Schutz bin, habe aber gleichzeitig das Vertrauen, das mir nichts passieren wird.“

Genau das ist auch die Stärke von Teresa Rotschopfs Musik. Denn durch diese Offenheit, die sie gegenüber anderen Menschen und dem Leben hat, gibt sie auch von sich selbst viel preis, was zu einer tiefen, emotionalen Resonanz führt, wenn man sich auf ihre Stücke einlässt.

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