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Heiße Monopole in deiner Umgebung

Im Internet gibt es ein schier unendliches Angebot an Pornos. Doch die vermeintliche Vielfalt täuscht: Einige wenige Unternehmen haben die Online-Pornografie fest im Griff.

Von Ali Cem Deniz

Er ist Vater zweier Kinder, Ehemann, Verfechter der Freiheit und Vertreter des großartigen Bundestaates Texas. So stellt sich der Republikaner Ted Cruz auf seinem Twitter-Profil vor. Am 9. Dezember vergangenen Jahres erschien direkt unter dieser Beschreibung ein zwei-minütiger Porno-Clip aus dem Film „Dicks for two.“

Im Clip beobachtet Hauptdarstellerin Cory Chase ihre Stieftocher beim Sex mit ihrem Freund. Erregt von der Szene fängt sie an zu masturbieren. Besonders peinlich für den konservativen Cruz, der einst Dildos mit der Begründung verbieten wollte, dass es in der amerikanischen Verfassung kein Recht auf Masturbation gäbe. 

Presidential Porn

Bis das Like wieder verschwand, wurde die Szene mit Screenshots verewigt. Cruz machte einen Mitarbeiter verantwortlich.  Seiner Autobiografie zufolge hat er ohnehin nur einmal in seinem Leben einen Porno gesehen – und das aus beruflichen Gründen.

Screenshot Ted Cruz Twitter-Profil

Twitter

Die peinliche Angelegenheit war für die Pornoplattform Pornhub eine Riesenchance. Die Seite schaltete das ganze Video frei. Mit dem Titel: „Schauen sie den Porno, den Präsidentschaftskandidaten bevorzugen.“ Kein Porno hat laut Pornhub so schnell eine Million Aufrufe erhalten.

Pornhub ist auch außerhalb der Porno-Welt kein unbekannter Name. Mit Datentabellen über das länderspezifische User-Verhalten sorgt das Netzwerk jährlich weltweit für Schlagzeilen. Im Vergangenen Jahr haben ÖsterreicherInnen am liebsten Videos mit MILFs, Stiefmüttern und Teens geschaut. Dabei haben sie durchschnittlich neun Minuten auf der Seite verbracht. Weltweit kam die Seite letztes Jahr auf mehr als 28 Milliarden Aufrufe.

Das Monopol

Unter den vielen Porno-Seiten im Netz ist damit das kanadische Pornhub die größte Plattform. Viel Konkurrenz hat sie allerdings nicht. Andere Giganten im Business - wie etwa YouPorn oder Redtube - sind selbst ein Teil von Pornhub.  

Pornhub-Statistiken für Österreich

pornhub

Das Mutterunternehmen hinter dem ganzen Netzwerk ist die Firma MindGeek mit Sitz in Luxemburg. Gegründet wurde das Unternehmen vom deutschen Geschäftsmann Fabian Thylmann. Als 17-Jähriger schrieb er Werbetracking-Software für Pornoseiten. Damit war er so erfolgreich, dass er bald eigene Pornoplattformen aufkaufen konnte. Mit kostenlosen Tube-Seiten, die Copyright-Verletzungen nicht so ernst nahmen, wurde MindGeek zum größten Player in der Branche. Die kostenpflichtigen Seiten konnten mit den neuen Gratis-Anbietern nicht konkurrieren.

Schließlich wurden auch kostenpflichte Anbieter wie Brazzers von MindGeek aufgekauft. Gegen Urheberrechtsverstöße durch die Streamingseiten von MindGeek können diese Firmen deshalb nicht mehr vorgehen. Und MindGeek hingegen profitiert jetzt sowohl von den Raubkopien als auch von kostenpflichtigen Pornos.

Ausgerechnet  MindGeek führt jetzt einen juristischen Krieg gegen den letzten großen Konkurrenten WGCZ und wirft dem polnischen Unternehmen Piraterie vor. Davor hatte MindGeek versucht die Plattform für 120 Millionen Dollar zu übernehmen.

Der nächste Schritt

Dem US-amerikanischen Portal Slate zufolge, hat die Dominanz von MindGeek zu einer Verschlechterung der Produktionsbedingungen geführt. Immer mehr PornodarstellerInnen seien auf Nebenjobs in der Escort-Branche und in der Prostitution angewiesen.

MindGeek hingegen kann dank des Quasi-Monopols die ganze Porno-Industrie lenken. In Großbritannien hat das Unternehmen das nächste große Geschäft gewittert. Ab kommenden April müssen britische InternetnutzerInnen beim Besuch von Porno-Seiten ihr Alter verifizieren lassen.

Für die Branche könnte das zum großen Problem werden, doch MindGeek unterstützt die neue Regulation. Denn mit AgeID hat das Unternehmen bereits ein eigenes Service zur Altersbestätigung ins Leben gerufen. Mit dem Verfahren kann MindGeek bei allen Seiten, die eine Altersbestätigung erfordern, mitverdienen - und erhält ganz nebenbei noch Zugriff auf alle Daten von Porno-KonsumentInnen.

Wenn sich das Modell durchsetzt, könnte es die Welt der Online-Pornografie komplett verändern. Nicht zuletzt wäre eine solche Datenbank wohl auch ein beliebtes Ziel für Hacker. Und alle, die Pornos konsumieren müssten noch vorsichtiger sein, damit sie keinen Ted Cruz-Moment erleben.

FM4 Auf Laut – Alles Porno

German, dirty talk, Stiefmutter. Nach diesen Begriffen suchen die Österreicher und Österreicherinnen täglich auf der größten Porno-Plattform im Netz. Fast dreiviertel von ihnen machen das am liebsten am Smartphone – jederzeit und überall. Die Giganten im Porno-Business konkurrieren mit Amateuren, um jedes Bedürfnis zu stillen. Selbst die Fidget Spinner schaffen es so in die expliziten Videos. Porno-Clips mit dem Entspannungsgadget waren letztes Jahr besonders beliebt.

Was macht das ständig verfügbare Angebot an Pornographie mit unseren sexuellen Bedürfnissen? Was verraten unsere Porno-Vorlieben über uns? Sind Gegenbewegungen wie feministische Pornos eine Alternative zum Mainstream-Porno oder einfach nur ein weiteres Genre im vielfältigen Angebot?

Claudia Unterweger diskutiert in FM4 Auf Laut über die Cannabispolitik in Österreich mit einem Growshop-Betreiber und einer Drogenberatungs-ExpertIn.

FM4 Auf Laut diskutiert am Dienstag, 27. Februar ab 21 Uhr darüber mit Mitwirkenden des Pornfilmfestival Vienna und mit euch. Die Nummer ins Studio: 0800 226 996

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