FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Bandfoto Naked Cameo

Gabriel Hyden

Putting the Soul in Indiepop

Ihr Indiepop schmeckt wie Zuckerwatte, hat aber mehr als nur süße Luftigkeit zu bieten. Das Debüt „Of Two Minds“ von Naked Cameo verpasst geschmeidigen Popsongs viel Spaß und Soul.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Manchmal taucht eine Band oder ein Song wie aus dem Nichts auf und hackt sich dann fest im Kopf. Man kriegt ihn nicht mehr raus, muss ihn unentwegt pfeifen und auch die Schrittfolge beim Gehen richtet sich nach dem Groove im Kopf. So geschehen bei „Luddite“, die Single von Naked Cameo.

Zuerst schmiegt sie sich an den Gehörgang mit seinen sanften Synthie-Flächen und dem schleppenden Beat, dann nimmt sie mit dem großartigen Refrain richtig Fahrt auf und entwickelt mit der Hammer-Gesangslinie seinen Ohrwurmcharakter.

Mayfield und House

Ursprünglich kommt das Quartett aus Oberösterreich, mittlerweile sind Lukas Maletzky, Maria Solberger, Patrick Pillichshammer und Jakob „Jackson“ Preßmair in Wien stationiert.

Albumcover "Of Two Minds" von Naked Cameo, zwei 9 Volt Baterien ineinandergesteckt

Naked Cameo/Futuresfuture

Das Debüt „Of Two Minds“ von Naked Cameo erscheint am 2.3.2018 auf dem Label Futuresfuture.

Begonnen haben die Vier nicht jammend im Keller, sondern sie schreiben ihre Songs an Computer, Klavier oder Gitarre, um sie dann mit viel Experimentierfreude im Studio auszuproduzieren. Da kann manchmal wochen- wenn nicht monatelang an einem Song getüftelt werden, zwischendurch wird auch kurzerhand alles in den Mistkübel geworfen, um einen ganz neuen Zugang zu finden.

Um den richtigen Sound zu finden und dementsprechend die Instrumente schon perfekt aufzunehmen, haben sich Naked Cameo Unterstützung von Marco Kleebauer von Leyya geholt, was man einigen Nummern auch anhört - im positven Sinne. Mit „Luddite“ und der neuen Single „Pocket Dial“ waren quasi die soundtechnischen Blaupausen für das Album entstanden, das mit seinen synthiebetonten Indiepop-Songs in der Tradition von Bands wie Tahiti 80 oder Phoenix steht.

Eines der Highlights der Debütplatte „Of Two Minds“ ist der reduzierte, fröhlich dahinhüpfende Song „Clueless“. Fünf völlig verschiedene Anläufe hat er gebraucht, bis er schlussendlich im Kasten war. Lukas wollte mit den ein bisschen funkigen, witzigen Gitarrenlinien eine Atmosphäre erzeugen, als hätte hier Curtis Mayfield im Studio zu ihrer kleinen Pop-Perle improvisiert.

Aber das ist nicht die einzige soulige Referenz. Der Song „Son House“, der gleich mal mit dem eingängigen Refrain startet, ist eine entspannt poppige Widmung an den amerikanischen Blues-Sänger und Gitarristen Eddie James House. Von dem Oktavensprung in dem Song „Ginnin’ in your face“ hat sich Lukas inspirieren lassen und ihn selbst gleich dezent eingebaut.

Abba, Beatles, 2Pac und Nirvana

Es glitzert und funkelt auf „Of Two Minds“. Die Songs klingen sehr ausgereift und sind sowohl clever als auch sehr diszipliniert arrangiert, der Sound ist erfrischend und flockig, schmeckt ein bisschen nach Zuckerwatte, hat aber gleichzeitig genug Essenz, dass das Album auch nach mehrmaligem Hören noch Spaß macht.

Naked Cameo live in Österreich:

  • 2.3. Plattenpräsentation, Grelle Forelle, Wien
  • 20.4. Noppen Air Festival, Noppenhof Neußerling
  • 22.4. FM4 Indiekiste mit Please Madame, Rockhaus Salzburg
  • 25.5. FM4 Indiekiste mit Please Madame, Stadtwerkstatt Linz

Vielleicht liegt das daran, dass die Songs von „Of Two Minds“ so extrem zugänglich sind und sich sofort in die Gehörgänge graben. Gleichzeitig haben Naked Cameo viel mehr in die Nummern gesteckt, als man beim ersten Hördurchgang vermuten würde. Die kleinen, lustigen Details bekommt man erst nach und nach mit, wie auch das perfekte Timing, wann welcher Sound als tragendes Element genutzt wird.

Das alles hängt wohl mit der unterschiedlichen musikalischen Sozialisation der vier Musiker*innen zusammen. Während es Lukas mit „Abba, Beatles, 2Pac und Nirvana“ zusammenfasst, war es für Maria „Bach, Beethoven und Mozart“. Maria ist gelernte Musikerin, Lukas der Autodidakt. Das alles spiegelt sich nicht eins zu eins in dem Album wieder, hat aber zu diesen schönen Indiepop-Songs mit viel Soul geführt, die einen so schnell nicht mehr loslassen.

mehr Musik:

Aktuell: