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Der Matrjoschka-Effekt

Die russischen „Wahlen“ sind so gemütlich und unaufregend wie ein kalter Tag unter einer Kuscheldecke.

Von der Zudeckerin

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Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ich am Tag der letzten Regierungsangelobung hochoffiziell von der Aufdeckerin zur Zudeckerin umgelobt wurde. Natürlich macht Aufdecken Spaß und Sinn. Aber dann wacht man irgendwann totgeschossen in seinem Haus auf und ärgert sich. Wie der junge Aufdeckungsjournalist Ján Kuciak in der Nähe von Bratislava am vergangenen Wochenende.

Matrjoschka-Puppen

dierk schaefer

Foto: flickr / CC BY 2.0

Da sitz ich lieber den ganzen Tag zu Hause und decke zu. Hauptsächlich mich selbst, wegen der Kälte. Aber auch die russische „Wahl“! Denn die steht ja am 18. März an. Deshalb bastel ich heute Matrjoschkas. Matrjoschkas, das sind diese bunt bemalten, hohlen Holzpuppen aus Russland, die genau ineinander passen. Was für eine hübsche Ablenkung!

Ich muss ja sagen, ich finde die russische „Wahl“ mindestens so gemütlich wie meine Kuscheldecke. Nicht wie in Österreich, wo es ein nervenzerfetzender Thriller ist – wer wird’s, wer wird’s nicht, geht sich’s aus, geht sich’s nicht aus, dann - Schock! - Neuwahlen! Und alles von vorn. In Russland ist das anders. Die brauchen ja nicht einmal Wahlwerbung. Gut, warum sollte man Geld für Ziegel ausgeben, wenn man alle Häuser besitzt.

Auf die größte Holzpuppe male ich jetzt mit einem dünnen Pinsel ganz vorsichtig das Gesicht von Wladimir Putin. Und wenn ich diese Puppe jetzt aufmache... hab ich schon wieder einen Putin! Und wenn ich den aufmach - schon wieder einen Putin! Und so geht es immer weiter, bis er irgendwann zu einem kleinen Männchen zusammengeschrumpft ist. Quasi der harte Putin-Kern. Und der bleibt dann für immer. Außer man sägt ihn ab. Aber das macht wieder unnötig so viele scheußliche Späne und das will doch niemand. Lieber alles so lassen, wie es ist. Da?

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