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Robert Glashüttner

Wo die wilden Gamer wohnen

Empathie in Spielen, Krieg in Games, Wrestling und Storytelling. Auf der Game Developers Conference (GDC) in San Francisco gibt es wenig, das es nicht gibt. Die Konferenz versammelt über fünf Tage hinweg Hunderte Talks und Workshops.

Von Robert Glashüttner

Es ist nun mein fünftes Mal auf der GDC, und die anfängliche Begeisterung hat seit 2010 kein bisschen nachgelassen. Denn die GDC ist ein fantastischer, unwirklicher Hybrid aus Marktlogik und Widerborstigkeit, Geschäft und Selbstentfaltung, Technologiewunder und Lo-Fi-Ästhetik.

Eine Frau spielt auf der Game Developers Conference

Robert Glashüttner

Die GDC erstreckt sich schon seit einigen Jahren über drei große Messehallen mitten in San Francisco. Es gibt eigene Summits zu Themen wie Indiegames, Narration in Spielen, Bildung oder Virtual Reality. Die internationalen Speaker sind ExpertInnen auf ihrem jeweiligen Gebiet, und wer seine Lieblingsdesignerin treffen möchte, wird auf der GDC sehr oft fündig.

Immer wieder gibt es auch ungewöhnliche Schwerpunkte. Dieses Jahr etwa freuen sich die BesucherInnen über ein eigenes GDC Film Festival (in Kooperation mit der berühmt-berüchtigten digitalen Games-Plattform Steam) oder eine Brettspieltagung.

Fix z’samm: Analog und digital

Apropos Brettspiele: Die nehmen in der aktuellen Games-Kultur einen immer wichtigeren Platz ein und verschmelzen zunehmend miteinander. Hybrid-Games bestehen aus klassischen, haptischen Tabletop-Elementen, sind aber App-gestützt und machen so das Spielerlebnis reichhaltiger und komplexer, wie Brettspieldesigner Andrew Fischer von Fantasy Flight Games im FM4-Interview erzählt.

Erzähl mir andere Geschichten!

Wer Design sagt, muss auch Story sagen, und hier grätscht der Game Narrative Summit rein: Da sprechen Leute wie Jason Roberts, der Designer des wundersamen Rahmen- und Dimensionswechselspiels „Gorogoa“, über ihren Zugang zu Spiel und Story. Andrew Barren von Bohemia Interactive („ArmA 3“, „DayZ“) wiederum berichtet über seine Zeit als Soldat in Afghanistan und wie sehr sich so manche oberflächliche Vorstellung von Krieg von der Realität unterscheidet.

Michelle Clough und Heidi McDonald regen dazu an, die eigenen Gefühle und Empfindungen zu ergründen und sie in persönliche Spiele fließen zu lassen. Denn Themen wie körperliche Nähe und Sexualität, Mitgefühl oder Verlust betreffen uns alle. Ganz anders löst das emotionsstarke Geschichtenerzählen Luis Fernando de Leon Martinez aus Guatemala: Er meint, dass man sich mit ein bisschen Augenzwinkern durchaus auch mal wieder ans gute alte Gut-und-Böse-Schema heranwagen darf. Seine Inspirationen findet er im Wrestling-Ring.

Eine Slide, auf der in bunten, großen Lettern "Empathy" steht.

Robert Glashüttner

Ein teurer Spaß für volle Hallen

So inspirierend und vielseitig die GDC auch ist: Wer nicht das Glück hat, als Medienperson akkreditiert zu sein oder einen spendierfreudigen Arbeitgeber zu haben, muss tief in die Tasche greifen, um Teil der Konferenz sein zu dürfen. Es gibt Tickets in mehreren Kategorien. Will man überall Zutritt haben, kostet der Pass unfassbare 2.349 US-Dollar. Dieser Preis wird noch mal absurder, wenn man - was dieses Jahr öfter als bisher der Fall ist - auch bei rechtzeitigem Erscheinen nicht mehr in Talks hineinkommt, weil der jeweilige Raum bereits voll ist.

Rundherum und auch dabei

Viele Spielemenschen sind deshalb während der GDC-Zeit zwar in der Stadt, kaufen aber gar kein Ticket und halten ihre Meetings woanders ab. Auch gibt es Zusammenschlüsse von Studios und Länderverbänden, die sich an einer andere Stelle in San Francisco präsentieren. So gibt es etwa die „European Game Show“ am Pier (Embarcadero, im Norden der Stadt), direkt neben der Schweizerischen Botschaft. Oder eine Game-Jam-Tagung, maßgeblich mitorganisiert von der umtriebigen Grazer Spieleausbildnerin Johanna Pirker. Selbst ein eigener Österreich-Empfang hat am Montag unter dem hübschen Namen „Spiel schön!“ unweit vom GDC-Gelände stattgefunden, mitsamt einem brillanten jugendstilartigen Poster, gestaltet von Stefan „Leafthief“ Srb.

Poster für "Spiel schön!"

Stefan Srb

Auf der GDC wiederum eröffnen nun am dritten Tag auch die Expohallen, und es wird am Abend zu den hauseigenen Red-Carpet-Shows „Game Developers Choice Awards“ und „Independent Games Festival Awards“ geladen. Zieht also was Schickes an!

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