FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Frankie Cosmos

Angel Ceballos

Go, Greta, go!

Die New Yorker Band Frankie Cosmos rund um Greta Kline macht tiefsinnig verträumten Indie-Pop. Greta, die eigentlich aus einer Schauspielerfamilie kommt, gibt der Musik den Vorzug und wird zum Indierock-Darling.

Von Eva Umbauer

„I love my parents. They are the best!“, meint Greta Kline im FM4-Interview via Telefon. Die gebürtige New Yorkerin hat allen Grund, ihre Familie, in der sie aufwachsen durfte, zu lieben. Ihre Eltern betrachten etwa das, was sie macht - Songs schreiben, diese einzuspielen und zu veröffentlichen und dann damit auf Tour zu gehen - als vollwertigen Beruf, während Freunde von Mama und Papa durchaus schon mal den Rat bekommen, etwas „Richtiges“, etwas „Gescheites“ zu machen. Ganz selbstverständlich Künstlerin werden dürfen, dafür ist Greta Kline dankbar.

Greta Klines Vater Kevin Kline - für seine Rolle in „Ein Fisch namens Wanda“ bekam er einen Oscar - und Mutter Phoebe Cates - aus der 1984er Horror-Filmomödie „Gremlins“ und dem Klassiker „Fast Times At Ridgemont High“ - sind nicht beleidigt, dass die Tochter nicht den Film, sondern die Musik als Beruf gewählt hat.

Mindestens einmal die Woche isst Greta Kline mit ihren Eltern zu Abend, oder sie übernachtet gleich auch bei Mum und Dad in ihrem alten Kinderzimmer in New York. Vielleicht ist Bruder Owen Kline ja auch gerade da. Owen war es, wie Greta Kline im FM4-Interview erzählt, der sie zur Musik brachte. Mit seinem lexikalischen Band-Wissen faszinierte Owen seine kleine Schwester, die bald das Klavier spielte, die Gitarre und schließlich auch noch das Schlagzeug.

Bei der New Yorker Band Porches, deren Frontmann Aaron Maine ihr Freund war, spielte Greta Kline Bass. Heute ist das Hauptinstrument von Greta Kline die Gitarre, und unter dem Namen Frankie Cosmos veröffentlicht Greta nun schon auf ihrem dritten Album zarte, aber stets scharfsinnige Chroniken jugendlicher Unsicherheit und Unzufriedenheit.

Wie man sich am besten einen Bandnamen wählt

„Frankie Cosmos is a random nick name. The ‚Frank‘ came from Frank O´Hara, and then it kind of just stuck as a nick name and eventually evolved into a band name. I like the idea that it sounds a little diva glamorous, kind of cosmos. I like the idea of playing under a name that sounds bigger than I am.“

Greta Kline - die langen Zöpfe sind nun abgeschnitten, stattdessen trägt Greta kurzes Haar - gibt den New Yorker Dichter Frank O´Hara als großen Einfluss auf ihre Songs an.

Frank O´Hara
Frank O’Hara zählt zur ersten Generation der „New York School of Poets“. Er war sehr aktiv in der Künstlerszene, schrieb Rezensionen für das Magazin „Art News“ und wurde 1960 Kuratorassistent für Gemälde- und Skulpturenausstellungen des Museum of Modern Art.

Frank O’Hara starb Mitte der 1960er Jahre an den Folgen eines Unfalls, nachdem er von einem Strand-Buggy überfahren wurde, während er mit Freunden einen nächtlichen Spaziergang am Strand machte.

Frank O’Haras Werke wurden zum Teil als provokant angesehen. Seine Texte waren sehr direkt und schnell geschrieben. Ein künstlerischer Ansatz, den Greta Kline mag. Ihre Songs sind ebenfalls direkt und entstehen oft rasch; manchmal sind sie nur eine oder eineinhalb Minuten lang. Auf dem neuen Album von Frankie Cosmos finden sich unter den achtzehn Songs einige solcher Songminiaturen.

Zwischen DIY- und Anti-Folk-Szenen

Warum einen Song künstlich strecken, wenn er mit vielleicht nur 50 Sekunden perfekt ist, ist das Motto von Greta Kline, die ein großer Fan ist von der DIY-Szene rund um das PLattenlabel K Records in der Stadt Olympia, Washington, die vorallem in den 90er Jahren blühte - von Punk und Feminismus inspirierte Songs, die meist im berührenden Indie-Folk-Gewand daherkamen.

Ein weiterer Einfluss auf Greta Kline und ihr Bandprojekt Frankie Cosmos ist die New Yorker „Anti-Folk“-Szene der frühen 00er Jahre - Künstler und Künstlerinnen wie Adam Green und Kimya Dawson.

Tonband als Ausdruck des Nicht-Perfekten

Der digitale Zeitgeist im Sound von aktuellen Songs interessiert Greta Kline mit Frankie Cosmos nicht. Sie mag das Nicht-Perfekte. Und so nahmen Frankie Cosmos das neue Album gar auf einem Tonband auf. Da fängt man nicht jeden Song zehn Mal an, wenn das Tonband läuft, sondern spätestens der dritte Take passt.

Albumcover von Frankie Cosmos "Vessel"

Sup Pop

„Vessel“ von Frankie Cosmos erscheint am 30.3. 2018 bei Sub Pop.

Frankie Cosmos nennen ihr neues Album „Vessel“; dieses Wort bedeutet „Schiff“, oder auch „Gefäß“ oder „Behältnis“. Im Titelsong singt Greta Kline: „Nothing comes natural, I don´t feel my body is a vessel.“

„Vessel“ von Frankie Cosmos wird von Sub Pop veröffentlicht, jenem legendären PLattenlabel in Seattle, Washington, das den „Grunge“ entdeckte und Stars wie Nirvana hervorbrachte. Musik, die Greta Kline als Kind über ihren älteren Bruder kennenlernte.

„When I first started talking to Sub Pop about working together, I had that association of grunge and Nirvana. So for me being on Sub Pop feels like we are finally doing this bigger thing. It feels really cool.“

Frankie Cosmos versorgen uns mit „Vessel“ wieder mit einem großen Spektrum an Anekdoten und Beobachtungen. Aus einzelnen Puzzle-Teilen entstehen komplette Songs, wie etwa „Jesse“, in dem es heißt: „Me and Jesse stayed up till two“. Ist Greta Kline eine Nachteule? Und wer ist Jesse?

„Jesse is my friend whose house I was staying at on tour. You know, we just stay at friends´ houses a lot, and me and Jesse were just catching up. He had moved to Portland, Oregon, so when I go there on tour I get to see him. I have a lot of friends I only see when I´m on tour and I go to their towns. So Jesse is one of those friends, and we were talking about all kinds of things - magic and reality and things. It was a moment I was thinking about a lot of stuff.“

Die neue Single aus „Vessel“ heißt „Being Alive“. Im Song geht es um das Verliebtsein und was einem eben dieses so abverlangen kann. „My vocabulary’s limited“, singt Greta Kline ganz am Anfang von „Being Alive“ und dann: „But I wanna tell it all to you, if I could, would you want me to?“

Darling Frankie Cosmos

Greta Kline und ihre Worte sind natürlich das Gegenteil von begrenzt. Auch wenn ihre verhuschten Songs die kleinen großen Worte oft beinahe verschlucken. Die Gitarren sind beim neuen Album von Frankie Cosmos schon etwas größer, trauen sich ein klitzeklein wenig lauter zu sein, ohne den veträumten Sound von diesem Bandprojekt zu stören. Greta Kline und Frankie Cosmos, bisher ein kultiger Geheimtipp, jetzt ein Indie-Rock Darling. Go, Greta, go!

mehr Eva Umbauer:

Aktuell: