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Sophie Liebhart/ fm4

Das Glück ist kein Vogerl

Glücklich sein kann man zu einem großen Teil lernen, behauptet Christoph Schnedlitz, Gründer der Glücks-App himoment. Und künstliche Intelligenz soll dabei helfen.

Von Sophie Liebhart

In unserem Sprachgebrauch hat Glück viel mit Zufall zu tun. Wir sagen „das Glück ist ein Vogerl“. Glück ist aber nicht nur, wenn man im Lotto gewinnt, es hat ganz viel mit der eigenen Gefühlswelt zu tun. Christoph Schnedlitz hat die Glücksapp himoment gegründet und sich in den letzten Jahren sehr intensiv mit Glücksforschung auseinandergesetzt und der Möglichkeit, Glück überhaupt empfinden zu können: „50 Prozent unseres Glücks ist genetisch bedingt, 10 Prozent sind umweltbedingt und ganze 40 Prozent sind Dinge, die wir tun und unsere Einstellung, und daran können wir arbeiten.“

Glückstraining

Glück kann besser gedeihen, wenn man seinen Fokus verändert - hin zu den kleinen positiven Alltagsmomenten. Je öfter, umso besser, sagt Schnedlitz: „Das Gehirn lernt durch Wiederholung und wir müssen das Glücklichsein trainieren wie einen Muskel." Viele kleine Glücksmomente sollen in der App himoment gesammelt werden. Ein bisschen wie in den sozialen Netzwerken lädt man also Fotos des Lieblingsesssens, Selfies mit Freunden usw. hoch - wenn es nach den Gründern der App geht, am besten jeden Tag. Die Momente mit anderen teilen kann, muss man aber nicht.

Ausprobieren kann ja nicht schaden - hab ich mir gedacht. Wie es mir dabei gegangen ist, kann man hier nachlesen. Aber: Reicht nicht eigentlich auch das klassische Tagebuch oder einfach ein gutes Gespräch mit Freunden? Der Vorteil, wenn man sich für die Offline-Version entscheidet: Es sind die Freunde, die einen besser kennenlernen und nicht eine App.

Christoph Schnedlitz, Gründer der Glücks-App himoment bei einem Vortrag

hiMoment/Jan Hrubý

Sich auf das Positive zu konzentrieren ist aber sicher eine gute Taktik. Vor allem in Zeiten, die einen besonders fordern, kann das hilfreich sein. Bei der Geburt des ersten Kindes zum Beispiel. Eine Studie aus Deutschland hat festgestellt, dass dies eines der unglücklichsten Ereignisse des Lebens sein kann. „Nicht wegen des Kindes, sondern weil sich das Leben so stark umstellt und weil wir als moderne Gesellschaft so schlecht damit umgehen können“, erklärt Schnedlitz. „Der Verlust von Glück ist dabei stärker, als wenn dein Partner stirbt oder du deinen Job verlierst.“

Hilfe durch künstliche Intelligenz

Himoment will solche Krisen mithilfe von künstlicher Intelligenz lösen. Das Ziel: Einen Menschen anhand seiner Glücksmomente so gut kennenlernen, dass ein Algorithmus in schweren Zeiten reagieren und helfen kann. Im Idealfall soll der Algorithmus mithilfe von Bild- und Texterkennungssoftware noch vor der betroffenen Person merken, dass etwas nicht stimmt, weil sich etwa die Sprache verändert oder weniger Glücksmomente gepostet werden. Dann soll die App mit gezielten Erinnerungen an positive Momente eingreifen. So der Plan.

Bereits einer der ersten Chatbots, der als künstliche Intelligenz kategorisiert war, war ein Therapeuten-Bot. „Elisa“ hat schon in den 60er-Jahren relativ gut auf im Chat geschilderte Probleme reagiert. „Natürlich war das nach dem Schema x“, sagt Christoph Schnedlitz. „Aber es zeigt, wo die Reise hingehen könnte. Wir wollen jemanden ganz genau bei den Problemen oder Situationen, die er oder sie meistern möchte oder muss, unterstützen.“

Tinder macht unglücklich

Während die einen Apps helfen können, glücklicher zu werden, machen andere unglücklich. Tinder zum Beispiel. In einer Studie von der University of Rhode Island wurden 700 Frauen und 200 Männer über ihren Tinder-Konsum befragt. Das Ergebnis: Menschen, die tinder verwenden, sind tendenziell weniger selbstbewusst, haben größere Probleme mit Body Image Issues und sind öfter schlecht gelaunt.

„Die Vermutung, die wir haben, ist, dass das wirklich by design ist“, sagt Christoph Schnedlitz. „Das ist von tinder gewünscht. Tinder hat kein Interesse daran, dass du einen Partner findest, weil du dann kein User mehr wärst. Und deshalb möchten sie dich so lange drinnen halten wie möglich – und immer irgendwo zwischen Euphorie und Frustration.“

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