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Epischer Edel-Epigone

Sieht so aus, spielt sich so - und ist fast so gut wie „Banner Saga“: „Ash of Gods: Redemption“ klaut bei den Besten.

Von Rainer Sigl

Eine skandinavisch inspirierte Fantasywelt, handgezeichnete Grafik im Stil großer Animationsklassiker, strategischer Rundenkampf und viele schwere Entscheidungen: Auf den ersten und auch den zweiten Blick sieht das Rollenspiel „Ash of Gods: Redemption“ irgendwie genauso aus wie ein wohlbekannter moderner Spieleklassiker.

Man sieht es, man hört es und man bemerkt es ab der ersten Sekunde: Die großartige Rollenspielserie „The Banner Saga“ ist absolut eindeutig die Vorlage für “Ash of Gods”. Imitation ist ja bekanntlich die höchste Form der Anerkennung - das hat sich vermutlich auch das russische Entwicklerstudio gedacht.

Fantasy-Apokalypse mit Stil

Die Welt von „Ash of Gods“ steht vor einer großen Katastrophe: Geheimnisvolle, dämonenartige Wesen machen sich auf, die Menschheit in einer „Ernte“ genannten Apokalypse auszurotten - ein Weltuntergang, der vor langer Zeit schon einmal gerade noch abgewendet wurde. Gerade zu Beginn kann einen die fremde Fantasywelt mit ihren vielen Namen und Figuren schon ein wenig überwältigen, doch in dieser Fremdheit und den interessanten Figuren liegt auch ihr Reiz.

Abwechselnd steuern wir ganz unterschiedliche Gruppen: einen Vater, der Heilung für seine Tochter sucht, einen einsamen Elitekrieger, der zu seinem Stamm zurückkehren will, und einen geheimnisvollen unsterblichen Wanderer. In den taktischen Rundenkämpfen kommen die unterschiedlichen Stärken und Fähigkeiten der Figuren zum Einsatz, aber Vorsicht: Der Tod kommt schnell in „Ash of Gods“, und im Unterschied zu vielen anderen Spielen ist der nicht trivial. Wirklich alle Figuren können sterben, entweder in den durchaus recht gnadenlosen Kämpfen oder im Zuge der immer wieder im Multiple-Choice-Verfahren zu treffenden moralischen Entscheidungen - und trotzdem geht die Geschichte weiter.

Dieses „Rogue-like Storytelling“ genannte System funktioniert vor allem bei „wichtigen“ Nebenfiguren recht gut und steigert verlässlich die Spannnung; sterben tatsächlich Hauptfiguren, leidet der Fortgang der Handlung allerdings spürbar an den dadurch ausfallenden Story-Elementen. Wer mag, kann das Spiel übrigens auch in einem die Kämpfe entschärfenden Story-Modus spielen.

Ash of Gods

Aurum Dust

Besser gut geklaut als schlecht erfunden

„Ash of Gods: Redemption“, erschienen für Windows, Mac und Linux.

„Ash of Gods“ hat so gut wie alles von seinem Vorbild “The Banner Saga” übernommen, vor allem auch dessen beeindruckende Präsentation. Die wunderschöne handgezeichnete Grafik kommt dabei tatsächlich ebenso an das Original heran wie der tolle Soundtrack - keine kleine Leistung. Dass der Epigone sein Vorbild insgesamt nicht überflügelt, liegt aber nicht nur am Mangel an Originalität, sondern auch am recht gnadenlosen Schwierigkeitsgrad - der vermutlich auch dazu dienen soll, das erwähnte „Roguelike Storytelling“ zum Einsatz zu bringen. Es ist symptomatisch, dass damit ausgerechnet das einzige innovative Spielelement am wenigsten überzeugt.

Wirklich schlimm ist das aber trotzdem nicht: „Ash of Gods“ hat zwar wirklich kaum einen eigenen originellen Gedanken - aber es klaut von von einer der besten Spieleserien der jüngeren Vergangenheit, und das - zugegeben - ziemlich gut. Bis im Sommer der dritte Teil von „The Banner Saga“ erscheint, kann man sich mit diesem russischen Nachbau durchaus unterhaltsam die Zeit vertreiben. Besser gut geklaut - als schlecht erfunden.

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