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Würfel

CC0 via Pixabay

Das Glück ist ein Flappy Bird

Das FM4 Extraleben ist in der aktuellen Ausgabe dem Glück und dem Zufall auf der Spur. Wie stark prägen diese beiden Faktoren modernes Computerspieldesign?

Von Robert Glashüttner

Warum ist es eigentlich so interessant und spannend, auf ein Ergebnis zu warten, auf das man keinen Einfluss hat, weil es rein dem Zufall überlassen ist? „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“, hat immerhin schon Albert Einstein gesagt, aber genau das lösen Glücksspiele letztlich ein. Uns Menschen zieht der Zufall irgendwie magisch an. Deshalb tauchen wir in der aktuellen Ausgabe des Computerspielkränzchens FM4 Extraleben ins digitale Glück ein und loten den Zufall als Prozess aus.

Gaming und Gambling

FM4 Extraleben: Glück und Zufall

Conny Lee, Robert Glashüttner und Rainer Sigl sprechen über Zufall und Glück im Computerspiel. Am Donnerstag, dem 19. April 2018 von 21 bis 22 Uhr und danach 7 Tage im FM4 Player sowie als Podcast.

Am Anfang war nur der Skill. In der Frühzeit der Computer- und Videospiele waren Glücksspielelemente noch kaum vorzufinden. Die Unterscheidung zwischen Gambling und Gaming war klar getrennt, zum Beispiel mit einarmigen Banditen in Casinos einerseits und mit bockschweren Videospielen in klobigen Automaten in den Arcades andererseits, wo wir immer am hohen Schwierigkeitsgrad und uns selbst gescheitert sind.

Heute sieht der Games-Markt ganz anders aus als in den frühen 80ern. Vor allem das Geschäftsmodell von „Free-to-Play“ hat in den letzten fünf Jahren Computer- und Glücksspiele näher aneinander gebracht als je zuvor. Es gibt zwar immer noch einigermaßen klar erkennbare Grenzen, aber die vor kurzem stattgefundene Diskussion über die Loot Boxes etwa macht klar, dass immer mehr Überschneidungen stattfinden. SpielerInnen müssen an der Stange gehalten werden, damit sie freiwillig Geld im Spiel ausgeben - und wie würde man das besser schaffen, als durch psychologische Tricks und schlau eingesetztes Bling-Bling?

Nur Skill ist auch fad

Games fordern von uns in den meisten Fällen Aktivität und Leistung ein: Wir sollen schnell sein, gut kombinieren, Rätsel lösen und so weiter. Aber wenn es zu herausfordernd und zu logisch wird, dann wirken Computerspiele oft auch mal unzugänglich oder sogar sperrig. Um das zu verhindern, ist es ein guter Designtrick, Zufallselemente in das jeweilige Spiel einzubauen, um für eine Prise Unberechenbarkeit zu sorgen. Aber Elemente aus dem Glücksspiel ins Computerspiel in einer Weise zu integrieren, dass die positive Dynamik der Unberechenbarkeit nicht in Frust umschlägt, das ist keine leichte Designaufgabe.

Glück versus Zufall

Zufall ist tendenziell etwas objektiv-rationales und Glück die dazugehörige subjektive Wahrnehmung. Ein Würfelwurf kann für die eine Person Glück bedeuten, für die andere hingegen Pech. Das Ergebnis des Wurfes an sich ist aber immer Zufall (oder im theistischen Sinn ein Zeichen Gottes). Aber bleiben wir mal bei der subjektiven Wahrnehmung. Diese ist insofern interessant, weil sie sich beim Computerspielen in verschiedenen Situationen und in unterschiedlichen Kontexten äußert. Ein gutes Beispiel dafür ist die subjektive Wahrnehmung bei einem Online-Game, das eine Person besonders gut beherrscht. Für eine andere, weniger gute Spielerin kann dieser hohe Skilllevel dann mitunter so wirken, als wäre hier wahlweise Schummlerei oder eben Glück im Spiel - oder gleich eine Mischung aus beidem.

Digitales Glücksspiel

FM4 Extraleben ist das Computerspielkränzchen auf FM4, wo wir uns in Lederfauteuils lehnen und darüber plaudern, was digitale Spiele eigentlich so mit uns und was wir mit ihnen.

Einmal im Monat sprechen Conny Lee, Rainer Sigl und Robert Glashüttner eine Stunde lang über Gameskultur. Eine Radiostunde voller ludischer Erörterungen und verspielter Debatten.

Es gibt begleitende Webstorys zu allen Sendungen bis inklusive März 2017 und zu jenen ab April 2017. Das FM4 Extraleben gibt es auch als Podcast.

Aber was ist nun mit purem Gambling, also dem Glücksspiel ohne jegliche Skill-Komponente? Das ist natürlich schon längst in der digitalen Sphäre angekommen und funktioniert dort ähnlich gut wie in der analogen Welt - wenn nicht sogar besser. Firmen, die digitale Glücksspiele entwickeln, sind mittlerweile auch mehr oder weniger Teil der Gamesbranche geworden - zumindestens, was die Anforderungen für die Entwicklung betrifft, die in beiden Bereichen sehr ähnlich sind. Manche bezeichnen das Konzipieren von digitalen Glücksspielen auch als die dunkle Seite von Gamedesign - als SpieleentwicklerIn in diesem Bereich hat man demnach zwar meist ein gutes Gehalt, dafür wenig Ehr’.

Fest steht: Glücksspiele und Glücksspielelemente werden uns weiterhin erhalten bleiben. Ein gesunder Umgang mit ihnen liegt sowohl in der Verantwortung der entsprechenden Gamedesigner als auch bei uns KonsumentInnen. Es ist wie bei den meisten Dingen: Im Übermaß führt es zu (großen) Problemen, gezielt und in Maßen eingesetzt kann es für gute Unterhaltung sorgen.

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