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Freuen wie ein Schnitzel

Vinzenz Dellinger hat 2017 Wortlaut, den FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb, gewonnen. Der Legastheniker hat sich gefreut wie ein Schnitzel und schreibt jetzt noch lieber.

Von Zita Bereuter

Vor Wortlaut

Vinzenz Dellinger hat als Legastheniker eine gewisse Hassliebe zu Buchstabenketten. Im Unterrichtsfach „Deutsch“ zeigt sich das in Vierern und Fünfern.
Er studiert ein bisschen an der TU herum, macht eine Ausbildung zum Holztechniker und erkundet nach einigen Jahren schreibend seine Kreativität.
Das erste Mal an die Öffentlichkeit geht er mit einem seiner Texte bei FM4 Wortlaut 2016 - und schafft es prompt auf die Longlist. Ein Jahr später gewinnt er.

Mit der Kurzgeschichte „Grelles Schwarz“ gewinnt Vinzenz Dellinger Wortlaut 2017.

Als „absurd, verstörend und originell“ beurteilt die Jury den Text um verlorene Körperteile.

Nach Wortlaut

Vinzenz Dellinger lebt immer noch in Wien, arbeitet mit Holz und schreibt. Die Reaktionen auf seinen Wortlautgewinn waren sehr positiv und viele waren auch sehr überrascht, weil Vinzenz das bis zur Bekanntgabe fast absolut geheim halten konnte. Seine Familie und sein Freundeskreis hat davon erst in einer Stunde Homebase Spezial erfahren.
Sehr lustig sei dieser Abend gewesen.
Vinzenz hat ihn allein daheim verbracht. „Das war auch ganz wichtig. Das war ein Moment für mich.“ Dann habe das Handy rotiert. Die Reaktionen waren zwischen Gratulation, Überraschung und auch ein klein bisschen beleidigt sein – von wegen „Wieso hast mir‘s nicht g‘sagt?“. „Das war schon sehr spaßig.“

Seiner Deutschlehrerin, die ihn trotz der schlechten Noten zum Schreiben animiert hat, wollte Vinzenz den Erfolg selbst mitteilen. Die habe sich natürlich auch sehr gefreut, wusste es aber schon, weil sie es im Standard gelesen hatte. „Da war das Ganze ja, größer als ich gedacht hab, aufgemacht.“
Die Deutschlehrerin habe damit schon vor ihrer Tochter angegeben, grinst Vinzenz.

Noch immer bastelt Vinzenz an seinem ersten Roman. „Aber mit mehr Selbstvertrauen.“
Mit der Bestätigung anderer Leute „Hey, du kannst das“ sei das Schreiben einfacher. „Weil ich bild‘ es mir ja sowieso ein“, lacht er. Seither habe er mehr Selbstvertrauen, ein bisschen mehr Disziplin und auch ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit. „Weil man den Glauben gewinnt – da könnt ja wirklich was daraus werden.“

Konsequent versucht er täglich zu schreiben. „Wenn es auch nur ein Satz ist.“ Das Geschriebene müsse auch nichts mit seinem Roman zu tun haben. „Einfach manchmal nur „Schleusen auf“ und rauslassen.“

Vinzenz Dellinger

Lukas Lottersberger

Wortlautjury

Heuer ist Vinzenz in der Wortlautjury. Mit „Sterne“ assoziiert er sofort die Championsleague.
Nona, er ist immer noch freizeitlicher Kleinfeldfußballer bei „Eintracht Prügel“. Seine Mannschaftskollegen wussten im Vorjahr noch gar nicht, dass er schreibt. Mittlerweile wissen sie es. „Oder sie haben es schon wieder vergessen.“
Jedenfalls ist es beim Training nie zum großen oder auch kleinen Schreibdiskurs gekommen.

Wortlaut 2018
Thema: STERNE
Einsendeschluss: 13.5.

Als Wortlautjuror freut sich Vinzent, wenn ein Text „eine gewisse Stimmung vermittelt. Da geht es jetzt gar nicht so um den Inhalt oder den Plot. Aber es muss halt irgendwie eine Emotion transportiert werden.“

“Weil es ein ziemlich gutes Gefühl ist, wenn man eine Geschichte abschließt und mal was hinschickt.“

Leuten, die möglicherweise noch zögern, ob sie was schreiben bzw. einschicken sollen rät Vinzenz: „Ich glaube es hat auch einfach für einen selber einen Wert, mal etwas geschrieben und auch hingeschickt zu haben.“
Auch wenn erst mal nichts zurückkomme. Aber die Hoffnung besteht ja sowieso.

Das lange Warten auf ein Ergebnis funktioniere übrigens am besten, wenn man den Wettbewerb vergesse. Dann komme ein Anruf. „Und man kennt sich zuerst nicht aus und dann freut sich dann wie ein Schnitzel.“

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