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Melody's Echo Chamber

Melody's Echo Chamber

Song zum Sonntag

Tief durchatmen

Der Song zum Sonntag: Melody’s Echo Chamber - „Breathe In, Breathe Out“

Von Christoph Sepin

Warten, warten, warten. Warten auf die ganz wichtigen Dinge und die banalen Nebensächlichkeiten. Warten in Wartezimmern von Ärzten. Warten auf die Untersuchungsergebnisse. Warten auf ein besseres Morgen, auf Heilung, auf Normalität.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Melody Prochet hat im letzten Jahr sehr viel gewartet. Ihr Album „Bon Voyage“ hätte bereits im Frühling 2017 erscheinen sollen, bis Prochet in einen schlimmen Unfall verwickelt war. Das Album von Melody’s Echo Chamber wurde verschoben, die Tour gecancelt.

„Healing slow, feeling so low“, singt Prochet auf „Breathe In, Breathe Out“. Einen Hinweis auf ihren Unfall in diesen Zeilen zu sehen, ist unumgänglich. Hier befindet sich jemand in einem Heilungsprozess, wartet, dass Dinge besser werden, dass Körper und die Seele wieder gesund werden. „Keep staying in my soul, I keep fighting, fighting it“.

Mit „Breathe In, Breathe Out“ ist Melody’s Echo Chamber ein Lied gelungen, das auf ehrliche, persönliche Art den Umgang mit Trauma beschreibt, mit emotionalen und gesundheitlichen Extremsituationen. Es geht nicht um das Gefühl unmittelbar nach dem Unfall, sondern um die Langzeitfolgen, die Effekte, die so etwas auf das eigene Selbst hat.

„God, it’s been so long. There must be some kind of light to come.“ Das ewige Warten muss ein Ende haben, es muss doch wieder besser werden. Das Licht, die Sonne, die Wärme, die Freude, das muss doch alles wieder kommen. In einfachen, pointierten Zeilen wird uns ein Einblick in die Welt des Wartens der Erzählerin gegeben.

Melody's Echo Chamber

Diane Sagnier

Aber was tun? Ist man tatsächlich in einer Art Passivität gefangen? Kann man den Heilungsprozess selbst in die Hand nehmen? „Mama said you must be strong“, singt Melody Prochet. „Keep saying write my songs. I keep crying, crying.“ Immer genau das weitermachen, was man am besten kann. Lieder schreiben, Glück finden in den kleinen Momenten. Bis dann eines Tages die Sonne wieder scheint.

Trotz der bedrückenden Grundmessage des Lieds, ist „Breathe In, Breathe Out“ ein Track der Upbeat-Melodien. Fröhliches Pfeifen, zarte Stimmen, vorwärts tragende Beats. Was im ersten Moment wie ein Widerspruch klingt, macht das Ganze besonders. Die Widersprüchlichkeiten des Lebens und der Emotionen, komprimiert in Vocals und Melodien, in drei Minuten Hoffnung und Wärme. „Let myself find out there’s more, Let my heart find out there’s more“.

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