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Der Song zum Sonntag: Xiu Xiu & Mitski - „Between the Breaths“

Von Christoph Sepin

Manchmal ergibt alles Sinn. Da finden alle Dinge ihren Platz und man selbst findet sich mittendrin. Der Himmel und die Nacht, die Dunkelheit, die Liebe und der ganze Rest. Und dann muss nicht mehr gefragt, nachgedacht und gewundert werden. Dann passt das alles so.

„Between the Breaths“ ist ein Lied über die Auslöser für solche Gefühle, wenn die Welt plötzlich komplett und nachvollziehbar ist. Vertrauen, Nähe, Berührung, Emotionen, Sex. Sich verlieben, bis nichts anderes mehr zählt. Sich kennenlernen, bis man sich selbst vergessen hat.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Geschrieben hat „Between the Breaths“ Jamie Stewart von Xiu Xiu gemeinsam mit dem Regisseur John Cameron Mitchell für den Soundtrack des Films „How to Talk to Girls at Parties“, einer Coming-of-Age-Story über einen jungen Außenseiter, der sich in ein Alien verliebt. Und ja, diese Story lässt sich in den Lyrics von „Between the Breaths“ wiederfinden. Aber noch so viel mehr.

Mitski als Vokalistin ist als quasi Sessionmusikerin ins Lied geholt worden. Trotzdem macht sie ihr komplett eigenes Ding aus „Between the Breaths“. Eine Stimme, die flüstert, bricht, lamentiert und spricht. Botschaften der Liebe und Hoffnung in die Welt ruft, dann wieder wie ein Instrument summt und Melodien wiederholt.

Was in den Händen anderer Schreiber und Schreiberinnen im Kitsch untergegangen wäre, die Geschichte über die wahnsinnige, hemmungslose, in die Knie zwingende Liebe, wird hier in ein Lied verpackt, das den beschriebenen Emotionen unerhört nahe kommt.

„I will laugh in your face like shattered glass, I am saving the space between the breaths“

How to Talk to Girls at Parties

Viennale

„How to Talk to Girls at Parties“

Zeit spielt keine Rolle mehr, in dieser Offenbarung zwischen zwei Liebenden. Es gibt keinen Anfang und kein Ende, nur mehr den Raum zwischen den Atemzügen. „As the flame is to snow, first love to last“. Gestern, heute, morgen, das ist alles egal und sowieso nicht mehr echt. Die Unendlichkeit kennt keine Grenzen und kann in den Sternen, die in der Nacht über den Liebenden hängen, nachgezeichnet werden. „As you look to the stars, you could find. Illuminated in scars, a face aligned“.

Wer man ist, wer man war, das ist der Erzählerin dieser Geschichte egal. „I never said where I came from. You never asked what I was made of“. Emotionale Hingabe, wie sie nur in Momenten des glücklichsten Rausches möglich ist. Während die Instrumente im Hintergrund versuchen, das alles in Tönen einzufangen.

Hier ein Dronesound, da eine Basssaite, passend zum 80er-Jahre-Setting des Films, in dem „Between the Breaths“ zuhause ist. Drumloops, die sich mal vortasten und im Hintergrund herumirren, dann plötzlich wieder alles dominieren, auseinandernehmen, neu konstruieren. Und plötzlich geht alles in gnadenloser, beinharter Großartigkeit unter. Ein Gewitter, ein Sturm, die Welt entlädt sich. Und alles löst sich in Liebe auf. „Scream in my mouth, I’ll barely hear you“.

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