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Screenshot aus "Vandals"

Cosmografik / Arte

Arte verlegt Videospiele

Vor fünf Jahren hat das deutsch-französische Medienunternehmen Arte erstmals ein Videospiel veröffentlicht. Jetzt geht das kleine Publisher-Team in die Vollen.

Von Robert Glashüttner

Es macht schon Sinn: Arte, das öffentlich-rechtliche, progressive Medienunternehmen mit Schwerpunkt Kunst- und Kultur, das für seine qualitativen Dokus und Serien bekannt ist, sieht Videospiele als einen wichtigen Teil zeitgenössischer Kultur an. Abseits der redaktionellen Berichterstattung hat sich Arte 2013 erstmals dazu entschlossen, auch aktiv als Produzent und Publisher aufzutreten - und zwar beim Typographie-Spiel „Type Rider“, bei dem man zwei Punkte durch eine Welt voller Buchstaben lotst.

Zwei Punkte auf dem Weg durch die Welt der Typografie in "Type Rider"

Arte

Seither sind vier weitere Games unter dem Arte-Label erschienen: „Californium“, eine knallbunte Hommage an den Science-Fiction-Autor Philip K. Dick, das interaktive Virtual-Reality-Comic „SENS VR“, eine aufwühlende Smartphone-Geschichte eines (fiktiven) Flüchtlingspärchens namens „Bury me, my Love“ und das erst vor kurzem erschienene Streetart- und Graffiti-Taktikgame „Vandals“ (FM4 hat berichtet).

Kulturelles Setting, cooles Artwork

Es gehe nicht um Lernspiele oder Serious Games, erzählt mir Marie Berthoumieu im FM4-Interview beim Amaze Festival in Berlin. Viel mehr suche man nach Games in ungewöhnlichen Kunst- und Kultursettings, präsentiert mit einem unverkennbaren Artwork. Marie ist bei Arte Frankreich für das Verlegen von Videospielen zuständig und kümmert sich dabei im Austausch mit den jeweiligen EntwicklerInnen vor allem um inhaltliches Feedback. Sie arbeitet in der Abteilung für interaktive Produktionen, wo neben Videospielen auch Webserien und Virtual-Reality-Projekte betreut werden. Das Team besteht aus gut zwanzig Personen; für die Games-Veröffentlichungen sind allerdings nur sie und ein Kollege zuständig, der sich mehr um technische Belange kümmert.

Gezeichnete Zelte aus "Bury me, my Love"

Arte

Jedes Computerspiel, das von Arte verlegt wird, bekommt vom Medienunternehmen ein Viertel bis ein Drittel der Entwicklungs- und Veröffentlichungskosten bezahlt – der Rest muss durch Förderprogramme oder andere Sponsoren organisiert werden. Inhaltlich zeichnet die Arte-Games aus, dass es kleinere Indie-Produktionen sind, die einen gesellschaftlichen oder kulturellen Hintergrund haben und deren Designerinnen und Designer in den meisten Fällen ursprünglich aus anderen Disziplinen stammen. Etwa der Illustrator und Animator Théo Le Du Fuentes alias Cosmografik. Er bzw. sein Studio zeichnet sowohl für „Type Rider“ als auch für „Vandals“ verantwortlich. „Bury me, my Love“ wiederum stammt vom ehemaligen Journalisten Florent Maurin.

Neue, ungewöhnliche Impulse aus anderen Disziplinen und Bereichen in die Welt der Games zu bringen und sie mit frischen Ansätzen und Zugängen zu verbinden, das ist ein Grundmerkmal aller von Arte mitfinanzierten und publizierten Videospiele. Es geht um Games als integrativer Teil zeitgenössischer (Pop)Kultur.

Drei Arte-Games pro Jahr?

In den ersten paar Jahren war Arte beim Veröffentlichen von Games noch etwas zögerlich, doch jetzt geht das Team in die Vollen. Bis zu drei Spiele pro Jahr seien mit dem derzeitigen Budget möglich, berichtet Marie Berthoumieu. Und das dürfte 2018 ausgereizt werden. Neben dem kürzlich veröffentlichten „Vandals“ wird in zwei Wochen auch das in einem schicken Infografik-Stil gehaltene „Homo Machina“ erscheinen, bei dem wir in die Kommunikationswelt des menschlichen Organismus eintauchen.

Infografik aus "Homo Machina"

Arte

Arte als öffentlich-rechtliches Medienunternehmen und Label bürgt für hohe Qualität und kulturelle Relevanz, sowie die Förderung einer vielseitigen Kulturlandschaft – das betrifft nicht nur Filme, Dokus und Serien, sondern mittlerweile auch Virtual-Reality-Produktionen und Videospiele.

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