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12.05.18 FM4 Schnitzelbeats- Österreich beim Song Contest

Trash Rock Archives

Schnitzelbeats

FM4 Schnitzelbeats - Österreich beim Song Contest

Geschichtsstunde: Die FM4 Schnitzelbeats stöbern in den Eurovisions-Archiven.

Von Al Bird Sputnik

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FM4 Schnitzelbeats in Connected

Auch heuer verfolgen wieder rund 200 Millionen Fernsehzuschauer den Song Contest, der bereits zum 63. Mal mit der Intention veranstaltet wird, Europa in einem friedlichen Gesangswettbewerb zusammenzuführen. Die Veranstaltungsreihe ging erstmals im Jahr 1956 über die Bühne. Damals noch ohne Teilnehmerland Österreich, das die Anmeldefrist verschlafen hatte, aber dennoch mit österreichischer Beteiligung: Der legendäre Schlager-Sänger und Schauspieler Freddy Quinn („Heimweh“) stand noch ganz am Anfang seiner langen Karriere und vertrat die Bundesrepublik Deutschland mit der beschwingten Rock-N-Roll-Nummer „So geht das jede Nacht“.

Zum ersten österreichischen Song Contest-Sieger wurde dann Udo Jürgens, der 1966 mit seiner Eigenkomposition „Merci, Chérie“ die Gesangskonkurrenz weit hinter sich lassen konnte.

Etwas in Vergessenheit geraten ist indes die Tatsache, dass er damals bereits zum dritten Mal beim Wettbewerb angetreten war. Wer erinnert sich heute etwa noch an seine Songs „Warum nur, warum?“ (#6) und „Sag ihr, ich lass sie grüßen“ (#4), mit denen Udo in den Jahren 1964 und 1965 beim ESC zu sehen war? Wer ein Herz für inbrünstigen Chanson-Kitsch hat, wird hier wohl auf seine Kosten kommen. Songwriting, Performance, Hingabe: Udo Jürgens trifft den Nagel auf den Kopf und wirkt wie die fleischgewordene Quintessenz des Eurovision Song Contest der 1960er-Jahre. Ein Vollblut-Showman.

1969, als der ESC in Spanien ausgetragen wurde, boykottierte Österreich die Veranstaltung aus Protest gegen das faschistische Franco-Regime. Als der Wettbewerb in jenem Jahr vier Siegernationen – Großbritannien, Spanien, Niederlande und Frankreich, allesamt ex aequo mit gleicher Punktezahl – hervorbrachte, verlängerte Österreich seine Song Contest-Abstinenz um ein weiteres Jahr: Diesmal aus Protest gegen das holprige Abstimmungsverfahren.

Im Jahr 1971 ging das Alpenland dann wieder an den Start und schickte die stimmgewaltige Jazz- und Chanson-Sängerin Marianne Mendt zum Wettbewerb. Ihr Song “Musik” war progressiver Chanson-Pop auf Wienerisch, komponiert von den beiden Star-Songwritern Richard Schönherz und Manuel Rigoni, die sich bereits bei der Progressive Rock-Band C-Department einen Namen gemacht hatten. „Musik“ fasste die österreichische Dialektwelle zusammen und deklinierte ein neues Selbstverständnis heimischer Popmusik: „Die Sprach’, in der ma red’n, sie reicht no lang ned aus, dass man am ander’n sag’n kann, was ma g’spührt“, wie es im Songtext heißt.

Im Verlauf der 1970er-Jahre nominierte der ORF weitere heimische Popgrößen für den ESC, etwa die Milestones, Waterloo & Robinson, Springtime und die politische Folk-Band Die Schmetterlinge rund um Schurli Herrnstadt und Willi Resetarits. Mit Ihrem sozialkritischen Beitrag „Boom Boom Boomerang“ fuhren sie einen Frontalangriff auf Schlager und Schlager-Industrie. Eine Song Contest-Persiflage, die bei den Juroren des Jahres 1977 allerdings auf Unverständnis stieß: Vorletzter Platz für die Schmetterlinge.

Ganze sieben Mal landeten österreichische Kandidaten auf dem letzten Platz. Vier sogar mit Null Punkten, was einen ESC-Rekord darstellt. Unter ihnen der niederösterreichische Schlager-Sänger Thomas Forstner, der vor allem mit einer auffallenden Föhnfrisur und einer nervösen Performance in Erinnerung blieb: “Venedig im Regen” aus dem Jahr 1991, der Inbegriff österreichischen Scheiterns beim Song Contest.

Der gebürtige Linzer Cesár Sampson, der Österreich dieses Jahr in Lissabon vertritt, ist trotz seiner 34 Jahre bereits ein alter Hase im Showgeschäft. Seine ältesten Recordings unter dem Synonym Ken Cesar datieren aus den frühen 2000ern. In seiner umfangreichen Diskographie finden sich Kollaborationen mit Kalibern wie I-Wolf, Louie Austen, Nµwalker oder FM4-Kollege Trishes. Wir drücken ihm heute Abend jedenfalls die Daumen!


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