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Post Malone

Republic Records

Über Post Malones „beerbongs & bentleys“

Mit Autotune und einem ungewaschenen „Rockstar“-Look hat sich Post Malone den Status als Lieblingsrapper der High School- und College-Kids von White America erobert. Nun ist sein zweites Studioalbum „beerbongs & bentleys“ erschienen.

Von Dalia Ahmed

Wenn er weinen oder „etwas spüren“ will, hört Post Malone keinen HipHop, sondern die Musik von Künstlern wie Bob Dylan. Das hat der mit Johnny Cash- und Kurt Cobain-Tattoos bedeckte Musiker letztes Jahr dem polnischen Musikmagazin Newonce erzählt. Das ist verwunderlich, da Post Malone hier zum einen eine Kunstform niedermacht, die ihm Millionen beschert hat, und zu anderen, weil gerade seine Musik auf ganz große Gefühlsduselei abzielt.

Die neue Platte „beerbongs & bentleys“ besteht aus einem Breakup-Song nach dem anderen. Inklusive eingestreuter Partyhymnen und melancholisch-zynischer Befindlichkeits-Verlautbarungen.

Der größte Hit auf dem Album ist „rockstar“. Ein weiterer Wink in Richtung Post Malones selbsterkorener Berufung als singender, songwritender Rock’n’Roll-Held.
Obwohl genau dieser Song nicht danach klingt, inszeniert sich Post Malone fast überall sonst auf dem Album als betrübter urban Cowboy, der die 808 Drummachine am liebsten gegen eine Akustikgitarre eintauschen würde, das aber nicht tut, weil man sich heutzutage mit Folk Rock wohl kaum mehr einen Bentley leisten kann.

Stattdessen gönnt sich Post Malone Ausreißertracks wie „Stay“ auf dem er zu poppigen Blues-Rock Gitarrenchords über seine Ex-Freundin singt.

Als Rae Sremmurd sich als „Black Beatles“ deklarierten, taten sie das, weil die British Invasion und die (pop)kulturelle Vormachtstellung des Rocks vom HipHop und aktuell dem Atlanta Trap Sound abgelöst wurden. Wenn Post Malone von seinem „rockstar“ Lifestyle rappt, klingt das weniger nach Ermächtigung als nach verklärter Nostalgie.

Genauso ewig-gestrig kommt das gesamte Album daher. „beerbongs & bentleys“ ist eine auf 18 Tracks aufgeblasene, repetitive Übung im cloudy Trap mit seichter Melancholie und kitschiger Introspektion. Auf einem Song, der wirklich, echt „Rich & Sad“ heißt, rappt Post Malone beispielsweise: „Got a hundred big places, but I’m still alone“. Keine schlimme Zeile an sich, aber nichts, was uns Drake oder The Weeknd nicht schon unzählige Male zuvor erzählt haben.

Post Malones Beats und den Flow kennen wir auch schon von Travis Scott, Lil Uzi Vert oder Playboi Carti. Dennoch finden sich Post Malones Songs und Alben in den Charts weit vor denen der schwarzen Artists, die vor ihm kamen oder aktuell ähnliche Musik produzieren. Aber vielleicht ist das ja nur ein Stück kritisch inszenierte Performance Art, die auf Post Malones Rock-Helden wie Elvis oder Led Zeppelin und deren Erfolg auf den Schultern afro-amerikanischer Künstler/innen verweist. Wahrscheinlich nicht.

Eines muss ich Post Malone aber dann doch lassen: Die eingängige, geschmeidig gerappt-gesungene Hook hat er absolut gemeistert - atmosphärisch, groß und doch mega-entspannt. Post Malone reitet die cloudy Trap-Welle zum Mainstream-Erfolg bei College- und Schulkids, die sich ironischerweise in seinem Hip Hop wiederfinden und sich in den melancholischen, zynischen Texten verstanden fühlen. Da sag noch einmal einer, HipHop sei „keine Musik zum Weinen“.


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