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Mount Kimbie

Franz Reiterer

fm4 festivalradio

Stream aufwärts!

Zum ersten Mal findet das Stream Festival in Linz statt. Mit Mount Kimbie, 5K HD und Hearts Hearts war’s schon am ersten Tag betörend schön, direkt neben der Donau!

Von Maria Motter

Es sei gut, hier an diesem schönen Ort zu sein, freut sich Kai Campos von Mount Kimbie mitten im Konzert. Alles ist sich ausgegangen, von der Flugverspätung hat das Publikum nichts mitbekommen. Rechtzeitig zu Mount Kimbies Auftritt hat es auch eine junge Frau geschafft, die Minuten zuvor ein Plakat gelesen hatte, das auf das Stream Festival verwies: Mount Kimbie in Linz und das bei freiem Eintritt! Sie habe sich dann sehr beeilt.

Die Begeisterung des kurz entschlossenen Mount Kimbie Fans teilen kurz darauf sehr viele. An der Donaupromenade Urfahr - gleich neben dem Ars Electronica Maindeck, über den Fluss schauend sieht man das Lentos und die FM4 Ente sitzt am Ufer - finden sich seit dem Nachmittag in Linz Lebende und eigens Angereiste ein. Da sind auch Studierende aus Peru und Mexiko, die solch eine Musik noch nie zuvor gehört haben: Diese vielfältigen Musiken, die seien beeindruckend, freuen sie sich. Die Vorliebe zu vielschichtigen Kompositionen teilen alle Bands des Tages.

Publikum vor der FM4 Bühne

Franz Reiterer

FM4 Bühne beim Stream Festival, 31. Mai bis 2. Juni 2018, Donaulände Urfahr, Linz. Der Eintritt ist frei.

„Love what survives“ ist das aktuelle, im Herbst des Vorjahres bei Warp Records erschienene Album. Nach wie vor heftig pulsierend, noch immer nach vorne gehen Mount Kimbie, die vor zehn Jahren als Duo in London gestartet sind, und doch sind ihre Stücke hier und jetzt von einer neuen Qualität von Geschmeidigkeit. Mit Keyboarderin und Schlagzeuger sind Kai Campos und Dominic Maker heute eine Band. Der Bob-Haarschnitt der Frau an den Synths, die neben dem Spiel fortwährend tanzt, schwingt wie ein eigenes Metronom. Der Abend ist in einen Nachthimmel übergegangen, Mount Kimbies Synths fiepen und die anderen knistern, es ist ein Eintauchen in einen Fluss aus Musik.

„Wie ist eigentlich aus den Fischen die Mathematik entstanden?“, hat sich der Künstler, Medientheoretiker und Kurator Peter Weibel einmal gefragt. Das Zitat taucht mitten am Stream Festival in der Publikumsmenge auf. Und wie ist eigentlich aus den Fischen die Musik entstanden und dann noch die elektronische? Wo, wenn nicht in Linz mit ihrem Titel als UNESCO City of Digital Arts, finden solche Gedanken ihren Raum.

Golden

Das Sonnenlicht färbt die Atmosphäre golden, als Mira Lu Kovacs mit ihren Bandkollegen von 5K HD auf der FM4 Bühne beim Stream Festival spielt und das Publikum im vorderen Bereich der Bühne ganz aufmerksam, weil schon so in diese Musik gekippt ist.

Fast wird es andächtig, wie Mira Lu Kovacs singt, so wird sich Sirenengesang angehört haben, den Dichter der Antike im Kopf hatten, doch hier droht keine Gefahr, auch wenn auf die Gesangspartie ein Schlagzeuggewitterleuchten folgt. 5K HD machen ihrem Namen, der gewählt wurde, weil er in den Ohren der Band wie ein kalter Produktname klinge, alle Ehre, weil 5K HD, das trägt das große Kino, die Verstärkung und die hohe Auflösung in sich.

Und dann wieder nehmen sich Sängerin und Musiker zurück, nehmen ein paar Schritte Abstand von der ganz großen Geste und behaupten in Lullaby-artiger Reduktion: „This is not a love song“. Das Lied sei im Zwist mit sich selbst, sagt Kovacs zuvor. „Natürlich ist es ein Liebeslied – so, wie jedes Lied ein Liebeslied ist.“ Ein Trip in die Welt des Jazz, in der die menschliche Stimme wie ein Instrument eingesetzt wird.

Konsequent in vergleichbare Höhenlagen bringt Sänger David Österle von Hearts Hearts seine Stimme. Und die besten Tanzbewegungen auf der FM4 Bühne am ersten Stream-Tag kann er für sich verbuchen, gleich ab der ersten Nummer, mit der Querflöte in der Hand. Das Instrument, das er seit Kindheitstagen spielt, darf mitmischen. Hearts Hearts gelten als Indieelectronica und am Stream Festival geht es in Talks und Workshops um die große Frage, welchen Einfluss digitale Technologien darauf haben, wie wir Musik machen, hören und verbreiten. Hearts Hearts haben sich bei der Arbeit an ihrem neuen, zweitem Album „Goods/Gods“ auch auf anologe Instrumente rückbesonnen - schön.

„Partyyy!“ und Rap

Anders geht es der Linzer Rapper Def Ill an. Seine Veröffentlichungen würde sich niemand am Stück anhören, sagt Def Ill, der sich auf der Bühne selbst kleiner macht, obwohl er doch so aufdreht und in seinen Raps Ansagen macht, die ganze Politiken verhandeln - sei es das unrealistische Bild, das Pornos vermitteln, seien es die innenpolitischen Machtverhältnisse. „Seid ihr jetzt angeregt, mit mir Party zu machen zu depressiver Musik?“, fragt Def Ill und im Publikum wird eine Freundinnengruppe von einer weiteren Freundin mit dem Gruß „Partyyyy!“ umarmt.

Am späten Nachmittag stellen sich Aramboa mit der doppelten Premiere vor: Zum ersten Mal spielt die Band um Sängerin Elena Shirin in Linz und dann auch gleich den Titeltrack „Feathers“ ihrer neuen EP. Auch hier fügt eine Formation Schicht über Schicht, wäre es eine Torte, die von der Salzburger Band da kredenzt wird, es wäre eine üppige Mozarttorte.

Stream of concerts, Tag und Nacht

Ob Süßkartoffelpommes, was Feines vom Leberkaspeppi oder Linzer Kuchen: Gestärkt geht es am Samstag am Stream Festival weiter! Schließlich bringen heute Abend Tocotronic „Die Unendlichkeit“ auf der FM4 Stage open air dar. Nach Viech! Dem Norweger Melancholiker und Elektroniker Gundelach! Und den immerzu entzückenden Lola Marsh!

Und nach den Konzerten geht es in den Stream Club, der da vielerorts zu finden ist. Kleine Orientierung für Linz-Neulinge: Die Florentine ist ein Salonschiff unweit der FM4 Stage, ins Unten kommt man über eine Treppe am OK Platz - ein Schild beleuchtet den Weg hinab, der Spielplatz ist der Club direkt neben der Stadtwerkstatt, dort werden Plastic und Nina Hochrainer den FM4 Club hochleben lassen, und ins Central folgt man am besten all jenen, die sich für heute Nacht fix auf Cid Rim live eingestellt haben.

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