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A participant looks through balloons during the 11th Gay Pride Parade in downtown Sofia

Dimitar DILKOFF / AFP

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Sofia Pride war Medienthema Nr. 1

PolitikerInnen und Medien machen in Bulgarien Stimmung gegen die Sofia Pride. Trotzdem haben mehr Menschen denn je eine große Party gefeiert.

Von Todor Ovtcharov

Letzten Samstag hat zum elften Mal die Sofia Pride stattgefunden. Wie jedes Jahr kam es deshalb zu lautstarken Diskussionen, was die Parade zum Medienereignis Nummer 1 in Bulgarien machte. Gleichzeitig mit der Pride fanden zwei “Gegenparaden” statt. Diese “Gegenparaden” ziehen aber immer weniger Teilnehmer an. Die “Gegenparaden” wurden von diversen “patriotischen” Vereinen organisiert. Menschen mit dem Aussehen von Fußballhooligans (die gleichen, die ihre Kinder mit Hakenkreuze bemalen) protestierten im Namen der “christlichen Familie”. Sie versuchten die Teilnehmer der Pride anzugreifen. Und sie mussten schon wieder von unzähligen Polizisten davon abgehalten werden. Die Polizisten machten ihren Job sichtlich ungern.

Die Forderung nach mehr Rechten für LGBTIQ-Menschen spaltet die bulgarische Gesellschaft. Letztes Jahr äußerte sich die Frau des bulgarischen Präsidenten (der ein Sozialist sein soll) gegen die Durchführung der Sofia Pride. Kein einziger bulgarischer Politiker steht hinter der Parade. Die Anführerin der bulgarischen sozialistischen Partei fährt eine offene Kampagne gegen die Parade und gegen die Homoehe, obwohl sie vom Vorsitzenden der europäischen Sozialisten, der ein ehemaliger bulgarischer Premierminister ist, gebeten wurde, ihre Position zu überdenken. In Sachen LGBTIQ-Rechte kommt es in Bulgarien zu einer seltsamen Front aus Sozialisten und Nationalisten. Die bulgarische orthodoxe Kirche veröffentlichte auch heuer ihr alljährliches Statement zur Sofia Pride, dass alle TeilnehmerInnen in der Hölle schmoren würden.

Ein Stadtrat einer der nationalistischen Parteien fährt in Sofia außerdem die Kampagne, dass die Polizei die Parade nicht beschützen soll, damit man die „Schwulen und Lesben ordentlich verprügeln kann“. Der gleiche Mann führt auch einen „Krieg“ gegen einige kleine Lokale in Sofia, die die Pride unterstützen. Zuerst forderte er die Lebensmittelhygienebehörde auf, die Lokale zu schließen, da sie „Brutstätten der Sünde“ sind. Danach haben Menschen aus ganz Bulgarien massenweise negative Rezensionen über diese Lokale geschrieben.

Trotz allem waren bei der elften Sofia Pride zehnmal so viele Menschen, als bei der ersten Ausgabe vor elf Jahren, um die LGВTQ Community und ihre Forderungen nach einem würdevollen Leben ohne Diskrimminierung zu unterstützen. Und im Grunde genommen war es eine große Party.

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