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Limp Bizkit

Patrick Wally

festivalradio

Herzerl für Limp Bizkit am Nova Rock

Über Bühnenansagen und was man am Nova Rock Festival alles so gehört hat!

Von Susi Ondrušová

Eine richtig coole Band ist eine, die Euphorie multiplizieren kann oder selbstbewusst überspielt, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht auf Konfrontation geht und sich nicht beirren lässt. Ihr kennt das vielleicht: Band wirkt unglücklich auf der Bühne. Der Funke ist noch nicht angekommen. Sind zu wenig Menschen vor der Bühne? Sind es zu viele? Sind es die falschen? Wenn bei einem Festivalauftritt Shout&Response-Spielchen nicht funktionieren, was tun? Reagieren. Aber nicht mit Frust, sondern mit Überzeugung. Im besten Fall erspielt man sich den Respekt bis in die hintersten Reihen.

Am dritten Tag vom Nova Rock Festival heißt es die Ohren spitzen. Lasst uns über die schönsten Bühnenansagen und Ansprachen der auftretenden Acts an diesem Tag nachdenken und diese Revue passieren lassen.

Akt I: Begrüßung

„Wir sind die beste Band aus Simmering!“, sind die Worte von Turbobier an diesem Tag. Geographische Zuschreibungen sind überhaupt gern gehört, hier unter freiem Himmel. Ice-T weist darauf hin, dass seine Band aus „south central L.A.“ kommen: „and you motherfuckers are from Austria!“

Das Land oder der Festivalname werden in den Ansprachen wohl am öftesten verwendet. Das Publikum soll hörbar (=“What’s up Austria?“ oder „Nova Rrrrooooock!”) und sichtbar gemacht werden: „Raise your hands if this is your first Limp Bizkit show!“ oder die feinmotorisch anspruchsvollere Aufforderung, die Hände zu Herzen zu formen: „If u love heavy metal let me see your hearts in the air!” Später kann es bei einer ganz interaktionsverliebten Band auch zum Non-Plus-Ultra kommen: Stellvertretend für alle Fans wird einer ausgewählt und auf die Bühne geholt.

Wie zum Beispiel bei Limp Bizkit. Fred Durst hat außerdem auch nicht darauf vergessen, seine Bandkollegen namentlich in den Vordergrund zu stellen. Er hat sich allerdings in den ersten 20 Minuten der Show so aufgeputscht mit Erwartungen, dass man das Gefühl hatte, man selbst sei zu spät zur Show gekommen: „What are you waiting for! I’m ready. Are you ready!?“
Im Unterschied zu Volbeat, die den Festivalbesucher_innen erzählen, dass auch sie den ganzen Tag auf dem Gelände verbracht haben. „It feels fucking good to be here with you!“

Akt II: Mittelteil

Im Mittelteil einer Show werden Anekdoten erzählt. Was welcher Song bedeutet oder wofür man halt steht: Bei Turbobier geht es zum Beispiel um die Frage, wer schon Bier getrunken hat. Alle! Ice-T wiederum lässt es sich nicht nehmen, sein Unmut über Donald Trump kundzutun. Auch Wizo sprechen über „Lieblingshassfeinde“ und bitten das Publikum, die Walzerskills auszupacken. Ob unter den Fans Johnny-Cash-Fans sind, fragen Volbeat. Und Ice-T feuert das Publikum an, dass beim Circle Pit noch „room for improvement“ sei. Eine 7 von 10 wird den Gästen attestiert, später wird es eine 9,5.

Widmungen stehen auch an der Tagesordnung bei einer Festivalshow: „Das Lied widmen wir dem guten Heinzi“ (Wizo) oder „This song is dedicated to all the George Michaels out there“ (Limp Bizkit). Komplimente dürfen auch nicht zu kurz kommen: Als Baroness am Nachmittag auf der Hauptbühne spielen, haben sich noch nicht so viele Besucherinnen auf das Festivalgelände getraut. Sagen wir mal so: Da wäre schon noch mehr Platz gewesen. Dafür gab es „Ba-ro-ness“-Chöre von den überaus euphorischen Fans, die sich für die Band ganz vorne eingefunden haben. Nun ist aber der bärtige Baroness-Sänger/Gitarrist leider kein Mann der großen Worte. Sein Schweigen gleicht er damit aus, dass er mit wenigen Fingerbewegungen die Menschentraube, die ihm zu Füßen liegt, dazu animiert, die umliegenden Fans anzustecken.

Die einen sagen „Ihr seid grandios“, die anderen müssen sich vergewissern, dass das Publikum überhaupt noch da ist: „Are you sleepy? Fuck me? Fuck you!“

Einen Applaus à la „Doch noch die Kurve gekratzt“ gibt es, wenn Fred Durst sich nach einem Song zum Beispiel mit „Gracias“ bedankt und entschuldigend nachlegt „I forgot where I was for a second!“

Den meisten Applaus erntet man auf Festivalbühnen also, wenn man sich in der jeweiligen Landessprache beim Publikum bedankt. Zu einem Running Gag wird man am Festivalwochenende, wenn man dem Publikum fast schon droht, dass es zu einem Wiedersehen kommen wird. Diese Art der Bühnenansage hat zwar schon am ersten Festivaltag stattgefunden, aber lasst es uns trotzdem hier festhalten, weil absurder wird’s nicht: Diese Worte sind beim Nova Rock 2018 also gefallen: „We’re gonna headline this festival in two years ... Schmetterfotzen!“ Genauso war’s.

Akt III: Verabschiedung

Um das Ende eines Sets anzukündigen, fallen dann meistens die Worte „couple more songs for you“. Oft sind damit allerdings nicht mehr als zwei Tracks gemeint. Zugaben im klassischen Konzertsinn gibt es im Festivalrahmen eher selten. Zum guten Ton gehört es, der verbleibenden Menschentraube noch einen schönen Tag zu wünschen. So wie es der zurückhaltende Brian Fallon gemacht hat, das Konzert über war er eher mundkarg, er hat sich lächelnd und leise bedankt. Konzentriert sein Set zu Ende gespielt. Die Fans haben sich in Ekstase geklatscht und so meinte Brian Fallon also höflich „Hope you enjoy the rest of the day at the festival. Thank you!” Applaus. Vorhang. Ende.

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