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APA/AFP/Yuri CORTEZ

Blumenaus WM-Journal

Tag 4 und die Favoriten kommen einfach nicht in die Gänge

Sowie: alles über den ersten Weltmeister der Herzen, Herrn Kroos Arbeitsverweigerung, das falsche Vorgehen bei bewusstem Foulspiel und den Lechts-Rinks-Dreher.

Von Martin Blumenau

Die Bilanz der 5 Top-Favoriten der WM nach Runde 1: Ein Sieg - drei Remis - eine Niederlage. Wenig weltmeisterlich, vor allem der Titelverteidiger.

Tschutti Heftli Matchplakat Deutschland Mexiko

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Um aber den als Fußball-Moderator verkleideten Chefsatiriker des ZDF zu zitieren: Das lag auch am Gegner, der das toll gespielt hatte. Mexiko ist der erste Weltmeister der Herzen. Dazu braucht es mehr als nur eine Idee, wie das eigene Spiel anzulegen ist, und wie der Gegner bekämpft werden soll: Dazu braucht es positive, konstruktive Energie. Und das gelang Mexiko in vielerlei Hinsicht. Mit einem bei Ballgewinn ordentlich losrollenden 2-4-3-1, mit dem Mut zum offenen Schlagabtausch, unter hoher Risikonahme. Mexikos kolumbianischer Corona hatte beschlossen a) die gesamte Feldbreite zu nützen und b) so die pomadige (und überschätzte) deutsche Zentrale vorzuführen. Toni Kroos, der aktuell einzige deutsche Weltklassespieler (zwei andere sind zur Zeit nicht fit genug dafür, wieder andere träumen nur von dieser Zuschreibung; zB Özil) bekam einen Kurschatten und einen Spiegel in Form eines deutlich aktiveren Pendants (Herrera) vorgehalten, was schließlich zur Arbeitsverweigerung von Kroos führte, die Herr Hummels in seinem aufsehenerregenden Ziel-Interview anspricht. Hummels, der für zumindest drei schwindelige Konterszenen der Mexikaner allein verantwortlich war.

Positive, konstruktive Energie...

Zuviel der Ehre für das DFB-Team, wir sollten doch Mexiko feiern: Man of the Match Herrera, der seine zentralen Schneisen zog, als gäbe es kein Morgen, die hochstehenden Außenverteidiger und ihre sensationellen Flügelpartner Layun und Lozano, Kroos’ Schatten Vela, Prellbock Chicharito, die ungewöhnlich gelassene Innenverteidgung und den exzellenten Keeper Ochoa. Einzig die Tatsache, dass man schon ab Minute 58 mit dem Resultat-Halten beschäftigt war, trübt den Eindruck - das war allzu isländisch. Aber die knappe Stunde davor und auch die Verve der Tempo-Konter danach, das brachte große Freude, die bislang einzige neben dem 3:3 vom zweiten Matchtag.

Der nächste potentielle Freudenbringer brachte sein Potential nicht ins Ziel: Brasilien war allzuviel Substanzverlust gegen die krätzenhaften Schweizer keine Zusatz-Anstrengung wert. Hat vielleicht auch damit zu tun, dass man sich in Spiel 3 den Achtelfinal-Gegner eh noch aussuchen kann und vielleicht Deutschland vermeiden will.

Tschutti Heftli Matchplakat Costa Rica Serbien

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Negative, destruktive Energie

Ein persönliches Wort zum dreckigen Schweizer Spiel (und im Gegensatz zu Koller mein ich das nicht positiv). Wenn ich in meiner Betriebsfußball-Karriere als Eisenfuß auf den gegnerischen Spielmacher angesetzt war, dann bin ich nach dem gezielten Foulspiel ebenso wie Behrami neben dem „Aua!“-Gegner stehengeblieben. Um dem Schiedsrichter (und auch dem Kontrahenten) mit klaren Worten die Überbewertung dieser an sich harmlosen Szenerie klarzumachen. Was selbstverständlich gelogen war, die Fouls waren pure Absicht, aber darum geht es nicht. Sich aber wie Behrami hinzustellen und nach jedem Foul wie ein Leprechaun zu feixen, also die eigene Schuld überzubetonen, ist so dämlich, dass es wehtut. Weil er damit seine nächsten Spiele präjudiziert (er fliegt sicher noch einmal vom Platz), und weil er sich auch vor der Weltöffentlichkeit als Ekel-Schurke präsentiert. Einer Weltöffentlichkeit minus der Schweizer Öffentlichkeit, klar, aber im Schurkenstaat Schweiz gehen die moralen Kompasse ohnehin anders.

Dunkle Materie

Noch eine Anmerkung zu den von der FIFA vor Matchbeginn eingeblendeten und optisch fesch umgesetzten taktischen Aufstellungen, die auch per holografischem Schaubild in die Wohnzimmer flimmern. Und zwar am Beispiel des Spiels Costa Rica gegen Sebien, das - zumindest in Halbzeit 1 - hervorragende Qualität hatte.

Es mag nicht so wichtig sein, dass es rechts und links gibt, und dass ein Spielfeld eine rechte und eine linke Seite hat. Es mag noch viel unwichtiger sein, dass die allermeisten Trainer ihre Spieler auf eine bestimmte Seite setzen oder in einem bestimmten Halbraum platzieren - zum Beispiel einen Innenverteidiger halbrechts und einen halblinks nebeneinander (gilt auch für die Doppelsechs). Nur: Würden sie das nicht tun, bestünde die Gefahr, dass sich die beiden dauernd auf die Zehen steigen.

Tschutti Heftli Matchplakat Brasilien Schweiz

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Es ist also doch recht wichtig, sogar sehr wichtig; weil „Raum“ ein ganz zentraler Faktor ist beim Fußballspiel.

Wenn nun die Mittelfeld-Aufstellung der Ticos aber spiegelverkehrt vorgezeigt wird, dann ist das eine grobes Foul. Okay, wie danach geschehen, Kroos und Khedira falsch anzuordnen, ist noch viel peinlicher, aber ich will beim Beispiel bleiben: Wenn als zentraler Abwehrspieler bei Costa Rica (die mit einer Fünfer-Abwehr auflaufen) Acosta angezeigt wird, obwohl es Giancarlo Gonzales ist, dann schaut das auch nach nicht viel aus. Wenn dieser nämliche Fehler aber auch schon bei der WM 2014 gemacht wurde (und auch da, ich erinnere mich gut und hab es gerade gecheckt, wurde Gonzales nie als der zentrale Abwehrspieler präsentiert, der er dann war), dann wird es lächerlich. Auch wenn heute „nur“ drei von sechs Teams falsch waren; darunter auch die Brasilianer.

Die diesbezügliche Nagelprobe werden die Matches der 2. Runde sein, wo dann die Ausrede einzelne Spieler oder Formationen oder Mannschaften noch nie gesehen zu haben, wegfällt - auch wenn sie, die Ausrede, schon jetzt so offensichtlich ist wie die von Prohaska, dass er den uruguayanischen Akteue de Arrascaeta nicht kenne, wiewohl der im November 2017 extra nach Wien gekommen war, um (auch) Prohaska in einem Test im Praterstadion was vorzuspielen. Mehr kann man nicht machen.

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Russland Portugal Frankreich Argentinien
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Uruguay Iran Dänemark Nigeria
Gruppe E Gruppe F Gruppe G Gruppe H
Brasilien Deutschland Belgien Polen
Schweiz Mexiko Panama Senegal
Costa Rica Schweden Tunesien Kolumbien
Serbien Südkorea England Japan

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