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Florence Welch

Vincent Haycock

Florence ist die Beste!

Was wäre die Welt der Popmusik ohne die Britin Florence Welsh. Florence veröffentlicht heute ihr bereits viertes Album als Florence & The Machine. Das ist ein Tag zum Feiern!

Von Eva Umbauer

Nach ihrem letzten Album „How Big, How Blue, How Beautiful“ ging Florence & The Machine praktisch direkt über zum nächsten, dem neuen namens „High As Hope“.

“There’s a lot of love in this record, loneliness too, but a lot of love.”

Kurz vor den letzten Konzerten, in den USA, fing Florence Welch schon wieder an Songideen zu sammeln. Zuhause in London ging sie gleich wieder in ihr Aufnahmestudio, wo der Tontechniker nur ein wenig so herumwerkelte, aber nicht damit rechnete, dass Florence schon wieder in den Startlöchern stand. Ging sie früher nach Tour-Ende erst einmal Party machen, machte sich Florence Welch diesmal gleich ans Aufnehmen neuer Songs.

Florence Welch

Vincent Haycock

Florence Welch

Überhaupt ist so manches heute anders bei Florence Welch, dieser so erfolgreichen britischen Pop-Persönlichkeit, die zu den interessantesten Vertreterinnen der gegenwärtigen Musik gehört. In Florence lebt die große, klassische, intensive Pop-Vergangenheit weiter, aber zugleich steht sie fest mit beiden Beinen im Hier und Jetzt.

Von PJ Harvey bis Nina Simone

Florence ist wie eine Figur, die aus einem großen, alten Gemälde gefallen ist und zum Leben erweckt wurde. Sie ist Kate Bush, sie ist Björk, und sie ist PJ Harvey und Siouxsie Sioux - alles in einem. Ihre größte musikalische Heldin bleibt aber wohl weiterhin die Amerikanerin Grace Slick, die mit ihrer Hippie-Band Jefferson Airplane von einem „White Rabbit“ sang und damit kein flauschiges Tierchen meinte, sondern Drogen, und die dann in den Achtzigern als Starship noch einmal Pop-Erfolge feierte.

Auch schwarze Musikerinnen wie Etta James oder Nina Simone verehrt Florence Welch nach wie vor. Und wenn sie in ihren Songs zur höflichen, britischen Soul/Gospel-Ekstase ansetzt, ist das nach wie vor eine Freude. Etwa beim neuen Song „Hunger“, den Florence Welch mit den Worten „At 17 I started to starve myself“ eröffnet. Magersucht. „We all have a hunger“, heißt weiter in diesem Stück, in dem es letztlich um die Leere geht, die eine Seele so tief verspüren kann. Und dass diese Leere dann mit Liebe, Hass, Süchten und Obsessionen gefüllt werden will.

Florence Welch: „This song is about the ways we look for love in things that are perhaps not love, and how attempts to feel less alone can sometimes isolate us more. I guess I made myself more vulnerable in this song to encourage connection, because perhaps a lot more of us feel this way than we are able to admit. Sometimes when you can’t say it, you can sing it.“

Vergangenheitsbewältigung

Überhaupt ist das neue Florence-Album eine Art Vergangenheitsbewältigung. „High As Hope“ ist ein sehr persönliches Album einer jungen Frau aus Südlondon, die ohne einen großen Plan zu haben ein Fixpunkt der Musikwelt wurde. In einem der neuen Songs „South London Forever“ heißt es etwa: „I drive past the place I was born, and the places that I used to drink, young and drunk, holding hands with someone I just met.“

Beschwipst auf Dächer klettern und zum Glück nicht runterfallen, das Bier ausschütten und sich vor Lachen krümmen. Längst vergangene Tage. Das ist bittersüß, so wie die Musik, die das Schönste der Old-School andeutet - Burt Bacharach und Hal David etwa, das kongeniale amerikanische Komponisten-Duo aus den Sechziger und Siebziger Jahren.

„I´m never going to be minimal“

Mit „High As Hope“ ist es ein wenig wie mit einem der ersten Songs von Florence & The Machine. Beim vor zehn Jahren entstandenen „Dog Days Are Over“ wusste Florence Welch gar nicht wirklich, was sie so machen würde. Fast war es jetzt auch so in dieser vierten Album-Runde.

„I knew I was doing it just for me. When I went back to making this new album it was like how I started making music. Just for fun, just because I enjoy making things, without any thought what was going to happen to it. I had that same excitement when I made ‘Dog Days Are Over’.“

Minimalismus findet man bei Florence Welch nicht, auch auf dem neuen Album nicht. Federkleid und Blumen - großes Theater auf und abseits der Bühne. Ihre Texte interpretiert Florence Welch aber selten wie eine Schauspielerin, vielmehr lebt sie ihre Texte, verkörpert sie auf der Bühne.

Mit der getreuen „Machine“ an ihrer Seite - Keyboarderin und Backing Sängerin Isabella Summers trägt den Kosenamen „Machine“ - kann nichts schief gehen. Mit Isabella Summers spielt Florence Welch schon seit ihrer Teenagerzeit zusammen.

Einen Song auf dem neuen Album von Florence & The Machine nennt Florence Welch „Patricia“. Das Stück - die neueste Single - ist eine Hommage an Patti Smith, die amerikanische Songschreiberin und Punk-Rock-Ikone.

I´m sorry, I ruined your birthday!

Ein anderer Song trägt den Titel „Grace“. Das ist der Name der jüngeren Schwester von Florence Welch. Florence bedauert, ihrer kleinen Schwester nie eine große Schwester gewesen zu sein, sondern es war umgekehrt. Florence hatte als Kind Angst vor Gespenstern, Vampiren und Monstern. Grace musste die aufgeregte Florence oft beruhigen und ihr versichern, dass sich unter ihrem Bett keine Gespenster versteckten.

Florance Welch

Universal

„High As Hope“ von Florence & The Machine ist bei Island/Universal Music erschienen.

Florence Welch beginnt mit „I´m sorry, I ruined your birthday“ diesen Song über eine insgesamt schwierige Schwestern-Beziehung, ja, und getrunken wird in diesem Song auch wieder: „Before I was drunk in Camberwell again“, singt Florence. Camberwell ist eine Gegend in Südlondon, wo Florence Welch herkommt.

Im melancholischen Album-Opener „June“ heißt es: „The show was ending and I had started to crack, the sky turned to black. I´m so high, I have to be an angel.“

Big God

„Big God“ ist eine Single aus dem „High As Hope“-Album, „Sky Full Of Song“ ist wunderschön, und im letzten Song am Album, „No Choir“ hört man erst nur den Gesang von Florence Welch bevor die Instrumente einsetzen: „It´s hard to write about happiness, the older I get...“.

Florence Welch: „‚High As Hope‘ is made up of joy and fury… But with the joy arguably winning out, in the end. It’s always a work in progress, and I definitely don’t have everything figured out. But this feels like quite a pure expression of who I am now, as an artist, and an honest one. I’m just more comfortable with who I am.“

Opulenter Kammerpop, Freak-Folk, Goth meets Old-School Soul, oder wie immer man die Songs von Florence & The Machine nennen möchte - Florence ist die Beste!

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