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APA/AFP/BENJAMIN CREMEL

Blumenaus WM-Journal

Deutschlands Ende mit Schrecken. Und andere Emo-Ausritte.

Ja, Brasilien geht eh so, oder? Und Korea hat sein Cordoba, und ein paar Fade haben Blut geleckt.

Von Martin Blumenau

Das echte Opfer ist - wie immer - Österreich. Jetzt entwertet die deutsche Mannschaft als WM-Gruppenletzter auch noch den als historisch hochgejubelten Klagenfurter Sieg. Und schenkt Korea ein Kasan, also ein eigenes Cordoba, wie gemein...

Das zweite Opfer ist Brasilien: die fallen um die Achtelfinal-Gelegenheit ihr 1:7-Trauma von 2014 wegzuballern um. Sich dieser Verantwortung zu entziehen, ist die wahre Frechheit des DFB.

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Schuld an allem ist Merkels Gleichgültigkeit und ihre Werteneutralität und ihr Multikulturalismus; steht sicher so im Internet. Dass es in echt just der morgenluftige Autoritarismus war, der mit seinen Ausläufern (Özil-Gündogan) das deutsche Team schwächte, ist ein Treppenwitz der Geschichte. Obwohl das im Fall Özil wenig ins Gewicht fällt: der versteckt sich in wichtigen Spielen eigentlich immer - seine Null-Punkte-Bilanz spricht dafür. Und noch ein Treppenwitz: dass es Kroos’ Bein war, das den endgültigen K.O. gebracht hat.

Abseits aller Witze: das Unfassbare, das Denkunmögliche, das zur neuen Lineker-Doktrin führt (da die alte) ist nach drei Spielen, in denen „Die Mannschaft“ nie ins Rollen kam, absolut zurecht passiert. Nicht dass ich dran geglaubt hätte; auch weil der Gegner (Südkorea) bisher ein lausiges Turnier gespielt hatte und nicht imstande ist auf Sieg zu spielen; und weil ein einzelner irgendwie reingenudelter Ball doch gereicht hätte. Aber das deutsche Glück war mit Kroos-Nachspielzeit-Schlenzer verbraucht.

Tschutti Heftli Matchplakat Südkorea Deutschland

Tschuttiheftli

Trainer Löw hat diesmal (nicht wie sonst bei den Turnieren) nicht vercoacht, aber er hat auch nicht die Basis geliefert. Schon wieder ein blutleeres 4-2-3-1 (statt es mit dem 4-2-4 aus der zweiten Hälfte gegen Schweden,mit Flügel-Werner und Center-Gomez zu riskieren), samt Rückgriff auf den schwachen Sami Khedira, der sich dem Vernehmen nach in Spiel 2 selber nicht aufstellen ließ, mit Auslasser-Özil und dem rechts offensiv unpassenden Goretzka.

Bewegung gab es erst nach einer Stunde, da kam dann das 4-2-4, aber mit Werner in der Mitte. Und Brandt spielte die letzten 20 Minuten nicht mehr als einen offensiven linken Außenverteidiger. Im Zentrum hatten Kroos und der versteckte Özil keinen Zugriff, und ein paar gute Kopfbälle reichten eben nicht. Auch im dritten Spiel zerfiel das DFB-Team in mit sich selber beschäftigte Einzelteile: hinten der nicht-fitte Neuer und ein ständig neuformiertes Abwehrzentrum, die persönlichen Krisen von Khedira, Kroos und Özil im zentralen Mittelfeld und die allzu individualistische Ego-Anlage der Offensivkräfte. Bis auf Kimmich war kein richtiger Mannschaftsspieler (mit Qualität) auf dem Feld. Da hätte übrigens Leroy Sane auch nicht geholfen.

Für den Titelverteidiger, dessen Turnier-Stärke immer über das Kollektiv kam, waren das unüberwindbare Hindernisse.

Tschutti Heftli Matchplakat Mexiko Schweden

Tschuttiheftli

Im Übrigen war es der hiermit entthronte Weltmeister, der dafür gesorgt hat, dass sich Schweden weiter im Turnier halten kann: durch die unglückliche Niederlage, die grauslichen Figuren der deutschen Bank und die rassistische Hetze gegen Jimmy Durmaz hat sich aus blutleeren und einfallslosen Gelb-Blauen eine Jetzt-erst-recht-Einheit geformt, die sich anmaßte gegen Mexiko bestehen zu können. Und weil bei Team Mexiko durch die gefühlt eh schon fixe Quali der Schlendrian und wegen des bis dorthin schlechten Gegners die Unterschätzung einsetzte, traf dieser schwedische Ruck auf fruchtbaren Boden. Nach einem Match mit quasi vertauschten Vorzeichen gehen beide Mannschaften eine Runde weiter. Erstrunden-Weltmeister Mexiko allerdings mit dem Loser-Feeling. Noch dazu wo man sich jetzt erst recht mit Brasilien herumschlagen muss.

Die Selecao (im Österreich-Elchtest weit über Deutschland zu stellen) laboriert zwar weiter an ihrem Neymar-Problem, hat sich aber nach einer vergleichbaren Vorstellung in den zwei folgenden Spielen rehabilitiert und systematisch in einen Modus gespielt, der Hoffnung auf mehr gibt. Die Hoffnung trägt auch einen Namen, nämlich den von Phillipe Coutinho, dem bis dato vielleicht besten Spieler dieser WM. Kein Popstar, also auch kein mi-mi-mi, kein rein in der Offensive glänzender Künstler (wiewohl er das könnte), sondern ein mannschaftsdienlicher Achter, der in den entscheidenden Situationen da ist.

Tschutti Heftli Matchplakat Costa Rica Schweiz

Tschuttiheftli

Die Schweiz hatte ihren Schweden-Moment bereits im Emo-Duell der Doppeladler, gegen Serbien in Runde 2. Und zehrt davon und auch von der etwas seltsamen Formkurve, die die Debatte über die Affäre vor allem in der Schweiz selber nahm.

So, und jetzt zu den drei anderen Feedback-Bögen für die Nach-Hause-Fahrer. Schade um euch Ticos, aber zweimal geht derselbe Schmäh halt nicht, vor allem, wenn die Überalterung der Akteure ein Problem wird. Immerhin, ein Ehrenpunkt ist noch gegangen.

Kein Mitleid für den serbischen Verband, dessen Coach Kristajic Populismus zelebriert, Nationalismus hochleben lässt und den Regierungswillen exekutiert. Sportlich hätten sich einige Spieler im Team vielleicht mehr verdient, andere dann aber auch wieder nicht.

Korea wird für immer als unfreiwilliger Deutschland-Töter in die Geschichte eingehen. Und Tormann Jo als einer jener Goalies, die man zuvor nicht kannte und echt lieben lernte - wie den Nigerianer Uzoho (der ist überhaupt erst 19) oder der Iraner Beiranvand.

Gegen den Wahnsinn, der sich in den nächsten Tagen medial bei unseren deutschen Nachbarn abspielen wird, sind aber all diese Beobachtungen nur Lercherl-Schase. Dort drüben wird eine Selbstzerfleischung, ein Hauen und Stechen, eine Besserwisserei einsetzen, die ihre hässliche Fratze so weit erhebt, dass nicht nur die sportliche Reaktion (Effe, Basler, Matthäus, Scholl und die anderen erfolglosen Ex-Trainer, die noch für die echte deutsche Eiche stehen), sondern auch die nationalistische Utrarechte eine Phase der Reconquista beginnen könnte. Und das wird dann wirklich grauslich.

1. Runde
Deutschland : Mexiko 0:1 Review
Schweden : Südkorea 1:0
2. Runde
Südkorea : Mexiko 1;2
Deutschland : Schweden 2:2 Review
3. Runde
Mexiko : Schweden 0:3
Südkorea : Deutschland 2:0

Gruppe F

Schweden 2 0 1 5:2 6
Mexiko 2 0 1 3:4 6
Südkorea 1 0 2 3:3 3
Deutschland 1 0 2 2:4 3
Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Russland Portugal Frankreich Argentinien
Saudi-Arabien Spanien Australien Island
Ägypten Marokko Peru Kroatien
Uruguay Iran Dänemark Nigeria
Gruppe E Gruppe F Gruppe G Gruppe H
Brasilien Deutschland Belgien Polen
Schweiz Mexiko Panama Senegal
Costa Rica Schweden Tunesien Kolumbien
Serbien Südkorea England Japan

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