FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Lily Allen

Bella Howard

Song zum Sonntag

An die Decke starren

Der Song zum Sonntag: Lily Allen - „Lost My Mind“

Von Christoph Sepin

Gerade war alles noch normal, schon ist alles anders. Lily Allen versucht auf „Lost My Mind“ Ordnung in ihren Kopf zu bringen, nachdem sich ihr ganzes Leben verändert hat. Irgendwie scheint das aber gar nicht so einfach zu sein. Weil der Verstand, der ist irgendwie verloren. „Maybe I’ve lost my mind“.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Nach dem Release ihres letzten Albums „Sheezus“ aus dem Jahr 2014 litt Lily Allen an einer Identitätskrise, so die Musikerin. Zuviel kreative Kontrolle von außen, zuviel Kontrolle über ihr Image. Und dann endete auch noch Allens Ehe. Mit dieser Thematik beschäftigt sich das neue Album der Musikern, „No Shame“. Und auch „Lost My Mind“, die dritte Single von der Platte.

Die zentrale Message könnte simpler kaum sein: Die Welt steht plötzlich Kopf, nachdem sich alles zu schnell verändert hat. Eine Trennung, die steht hier offensichtlich im Mittelpunkt, und wie man damit umgehen soll.

Falls diese Botschaft durch die Musik nicht hundertprozentig klar wird, macht es das Musikvideo noch einfacher: Ein Streit mit dem Freund, eine Lily Allen, die allein und nachdenklich im Badezimmer sitzt und eine Welt, die sich buchstäblich auf den Kopf stellt.

Allen versucht sich als Beobachterin ihrer eigenen Gefühle, als wäre das Lied eine Art Selbsttherapie. „I caught some feelings, now I sense a change“. Gefühle, die man sich eingefangen hat, wie eine Krankheit, die einfach passiert. Die aber dann auch wieder plötzlich und unkontrollierbar verschwinden: „Something beautiful has slipped away“.

Es ist nicht die Trauer, die hier im Fokus liegt, es wird hier niemandem nachgeweint. Wie in Schockstarre beschreibt Allen ihre Gefühle, objektiv und präzise. Fast als würde durch die Trennung ein Zustand der Langeweile entstehen. Man liegt rum, weiß nicht was man tun soll, schaut sich irgendwas am Handy an, vielleicht Bilder von früher? „Now I’m stuck in a rut, kicking stones. Looking at my phone all night“.

Und dann das ewige Starren an die Decke, als wäre die Person, die man vermisst dort irgendwo zu finden. „You’re on the ceiling, I’m down here on the floor. Keeps me coming back, keeps me begging for more“.

Lily Allen war zu Beginn ihrer Karriere eine der spannendsten Stimmen im Pop. Weil sie nicht alle Marketingspielchen mitspielte, weil sie ihre Meinung sagte, weil sie den Bullshit der Welt offen ansprach und es damit schaffte Gefühle allgemeingültig und nachvollziehbar in ihre Lieder zu verpacken. Was für eine Freude, dass es die Musikerin jetzt schafft mit „Lost My Mind“ wieder dorthin zurückzukehren. Eine melancholische Selbstoffenbarung, verpackt in einen Upbeatpopsong.

Aktuell: