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Jorja Smith stellt alles in Frage ohne zu vergessen wer sie ist

RNB-Sängerin Jorja Smith hat eine Art Bilderbuchkarriere mit Raketenstart hingelegt. Mit 19 geht sie mit Drake auf Europatour, mit 21 veröffentlicht sie ihr Debütalbum „Lost & Found“, das auch „her story so far“ ist.

Von Natalie Brunner

Die sehr talentierte und sehr junge Sängerin Jorja Smith kommt aus UK; ihre Art zu singen hat Fans und MusikjournalistInnen dazu gebracht, sie mit aktuellen RNB- und Soul-Sängerinnen wie FKA Twigs und Adele zu vergleichen, aber auch mit der legendären Sade. Ihr Debütalbum „Lost & Found" hätte auch den Titel „the Story so far“ verdient, und dass jemand mit Anfang Zwanzig ein Album mit diesem Titel herausbringen kann, ist schon eine Leistung.

Albumcover von Jorja Smiths "Lost & Found"

FAMM

Jorja Smith wurde 1997 in eine sehr musikalische Familie hineingeboren. Reggae- und Ska-Klassiker liefen auf Dauerrotation und Jorjas Papa war selbst auch in einer Neo Soul-Band. Seine Tochter übte und musizierte mit ihm und war schon als Volksschülerin bereit für die ersten Auftritte.

Es war also schon immer klar, dass Jorja sich für Musik entscheiden würde. Wie schnell und reibungslos, als wäre es vom Schicksal geplant, ihre Karriere verläuft, ist aber dennoch überraschend.

2016 veröffentlicht sie erste Stücke auf Soundcloud und hat sofort einen berühmten Fan: den kanadischen Rapper Drake. Er nimmt sie mit auf Tour und verschafft ihr einen Platz im Scheinwerferlicht. Als Konsequenz ihres Talents und dieser Exposition tauchen ihre Singles immer wieder auf Bestenlisten auf und werden von der britischen Musikindustrie mit Preisen bedacht.

Liebe und Katastrophen

Wie im Bilderbuch erscheint nun völlig termingerecht ihr erstes Album „Lost & Found“. Es gibt vier Arten von Liedern auf „Lost & Found“:

  • Lieder über unverstandene Liebe
  • Lieder über ein gebrochenes Herz
  • Lieder über Abschied
  • Lieder über politische und menschliche Katastrophen

Sehnsucht, in Großbuchstaben, 20 Meter hoch in rotem Neon. Das ist die Intensität, mit der Jorja Smith auf dem Titeltrack ihres Albums „Lost & Found“ diese spezifische Färbung des Schmerzes beschreibt. In den Lyrics der Nummer schildert sie ein intensives Begehren, aber einen Lebensweg, der woanders hinführt; zwei Menschen, die sehr verschiedene Dinge von ihrem Leben wollen, obwohl sie sich auch gegenseitig wollen; schöner Scheiß.

Vielleicht hat Jorja uns mit diesem Song und der Wahl des Albumtitels einen Hinweis darauf gegeben, dass sie, obwohl ihre Karriere wie im Bilderbuch verläuft, auch etwas opfern musste. Es ist schwer genug, die erste große Liebe zu leben, mensch hat keinen Plan, wie das alles funktionieren soll. Wenn man dann aber mit 19 mit Drake auf Tour unterwegs ist, macht es das quasi unmöglich.

Auf dem Album „Lost & Found“ finden sich auch vergangene Erfolge wie die erste Single „Blue Lights“ aus dem Jahr 2016. Eine traurige Nummer darüber, wie viel Angst Blaulichter bei englischen P.O.C. Jugendlichen auslösen. Eine weitere sehr politische Nummer ist „Lifeboats“, auf der Jorjas Rapskills zu hören sind. Den Text darf ich euch nicht vorenthalten, eine wichtige Wahrheit:

“So why are all the richest staying afloat? See all my brothers drowning even though they nicked the boat. Mothership ain’t helping anyone. See, the ships are getting bigger, full of greedy wasteful men, soaking kids with the lies before they even got to 10 Sailing the internet waves, a tsunami of wires. A flood to take us under if we can’t afford the life jackets . . . Majority don’t even have the life jacket.”

In „Lifeboats“ geht es direkt um den Horror der sinkenden Flüchtlingsschiffe und das Sterben im Mittelmeer, die Nummer funktioniert aber auch als Metapher über das Ungleichgewicht der Verteilung der Ressourcen auf diesem sterbenden Planeten.

In einer Review war sehr treffend formuliert zu lesen: Jorja stellt alles und jeden in Frage, ohne zu vergessen wer sie ist.

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