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Die brasilianischen Fußballer Neymar und Coutinho

APA/AFP/BENJAMIN CREMEL

Blumenaus WM-Journal

Die Geschichte zweier schwer geprüfter Big Names

Zwei Favoriten-Siege am 3. Achtelfinaltag; und warum Brasilien und Belgien fast an Spiegeln gescheitert sind. Und alles über den Plan-B-Körper, Kartell-Kaiser und einen Doping-Bösewicht.

Von Martin Blumenau

Es ist erstaunlich: Zwei der allerschwächsten Teams vom 3. Spieltag fordern in Runde 4 zwei der Top-Favoriten alles ab. Nicht weil sie „Mentalität“ sind oder Gras fressen und bedingungslosen Einsatz zeigen oder „hier bitte deinen Lieblings-Stehsatz einsetzen“.

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Nein, sie haben einen Plan entworfen und sie setzen ihn um. Dass es final nicht gereicht hat, ist egal: Der Wille zählt. Mexiko hat sich nach seinem Durchhänger rehabilitiert. Und von Japan werden es die Achtelfinal-Bilder sein, die allen in Erinnerung bleiben.

Brasilien ist jetzt Turnierfavorit, auch weil sie die einzigen sind, die sich systematisch gesteigert haben von Spiel zu Spiel. Und Belgien ist auch noch im Rennen, weil es den roten Teufeln erstmals in einem wichtigen Kontext gelungen ist, nach einem Rückstand zurückzukommen.

Belgien - Japan 3:2

Was sich Japan (Coach Akira Nishino) ausgedacht hat: Sie haben nicht versucht, das weiträumige belgische Spiel, das die gesamte Breite und gern auch eine Menge Tiefe des Platzes umfasst, einzuengen. Sie haben es gespiegelt, versucht, Belgien mit den eigenen Mitteln zu schlagen. Nach dem Motto: Tempo-Gegenstoß, schnell umschalten, variabel aufbauen und immer in sich bietende Löcher rein stoßen - das können wir alles auch. Und sie konnten das, und vor allem in den ersten 15 Minuten war Belgien wirklich baff und kam die gesamte erste Halbzeit nicht dazu, seine Stärken zu entfalten.

Um das zu erreichen, hat Japan nicht sein System (4-2-3-1, mit einem defensiven 4-4-2) angepasst, sondern die Spielweise. Und das war nach einer wirklich mauen Vorrunde ohne sonderliche Ambition dann doch erstaunlich.

In Halbzeit 2 befand sich Belgien dann plötzlich mit zwei Toren im Rückstand und wurde an seine Grenzen getrieben. Die Spiel-Idee von Roberto Martinez sieht ja bekanntlich keinen Plan B vor: Er bleibt im 3-4-3 und schichtet nur personell um. Spötter sagen, dass sein Plan B einfach nur in der körperlichen Spielweise von Fellaini besteht.

Das wurde in diesem Spiel bestätigt. Und es hat letztlich auch gereicht. Fellaini und der andere neue Körper (Chadli, auch kein Zniacht) wuchteten sich gegen körperlich nicht ganz mithaltende Japaner letztendlich durch. In einem in seiner Schluss-Phase dann in eine Art kollektive Hysterie kippenden Match.

Und weil jetzt wieder die Argumente für den Underdog kommen: Eh ist das sympathisch. Wenn sich aber ein Favorit unter schlimmen Vorzeichen mit den besseren Mitteln durchsetzt, dann ist das viel mehr als sympathisch: Es bestätigt das Wesen des Sports, dass nämlich die Aktivität der Reaktivität überlegen ist. Zumindest moralisch. Und meist auch resultatsweise.

Brasilien - Mexiko 2:0

Was sich Mexiko (Coach Juan Carlos Osorio) ausgedacht hat: zum einen Brasilien wie schon in Spiel 1 Deutschland einfach zu überfallen, die Schwächen auszuspielen, mit weiträumigen Passes den ganzen Platz zu nutzen, Tempo zu machen und den Gegner so erst gar nicht dazu kommen zu lassen, sein eigenes Spiel aufzuziehen. Das klappte die 1. Hälfte der 1. Hälfte famos und dann auch okay. Zum anderen den Gegner systemisch zu spiegeln, mit einem Dreier-Mittelfeld, in dem Herrera und Guardado sich um ganze Halbfelder kümmerten, so wie das auch Paulinho und Coutinho auf der anderen Seite tun. Auch das verwirrte Brasilien eine ganze Zeit lang.

Nach dem schnellen 1:0 in Halbzeit 2 knüpfte das mexikanische Team an die Anfangsphase an und hielt das Match auf Messers Schneide; und auch hier gab es Auflösungstendenzen und hysterische Spielphasen.

Dass Mexiko in den letzten Minuten nichts mehr zusetzen konnte, liegt auch an einer falschen Personalentscheidung von Osorio. Er wollte durch den Einsatz des Kaisers von Michoacán Stabilität ins Team bringen, übersah aber, dass der 39-jährige Rafa Marquez und die über 30 Hitzegrade nicht gut zusammenpassen würden. Marquez musste schon in der Halbzeit runter und das viele zusätzliche Gelaufe der anderen schwächte sein Team in der Schluss-Phase.

So ist das mit alternden Stars, die nicht abtreten wollen; sie ziehen ihre Teams runter, sie sind allzu „gut gemeint“. Rafa Marquez ist zudem wegen seiner Kontakte zu Drogen-Kartellen ein vielseitiger Problemfall. Beim Gegner Brasilien ist wiederum einer im Kader, der bei einem überführten Doping-Arzt (hier die ARD-Doku dazu) ein- und ausgeht. Derselbe Arzt, der auch den eigentlich gesperrten und von der FIFA pardonierten Paolo Guerrero behandelt. Was einem das Ausscheiden von Peru dann auch wieder leichter macht.

Mexiko hat mit López Obrador einen neuen Präsidenten, und er ist ein Hoffnungsträger im Kampf gegen die Kartell-Kraken, wieder einmal.
Brasilien hat das Viertelfinale, und wenn es Philippe Coutinho schafft, den wehleidigen, jähzornigen aber genialischen Kerl, hinter den er von seinem Coach ganz bewusst gestellt wurde, anzuleiten, dann ist das noch nicht der Plafond.

Achtelfinale
AF1: Frankreich - Argentinien 4:3 Review
AF2: Uruguay - Portugal 2:1 Review
AF3: Spanien - Russland 1:1 - 3:4 i.E. Review
AF4: Kroatien - Dänemark 1:1 - 3:2 i.E. Review
AF5: Brasilien - Mexiko 2:0 Review
AF6: Belgien - Japan 3:2 Review
AF7: Schweden - Schweiz 1:0 Review
AF8: Kolumbien - England 1:1 - 3:4 i.E. Review
Viertelfinale
VF1: Frankreich - Uruguay 2:0 Review
VF2: Brasilien - Belgien 1:2 Review
VF3: Schweden - England 0:2 Review
VF4: Russland - Kroatien 2:2 - 3:4 i.E. Review
Semifinale
SF1: Frankreich - Belgien 1:0 Review
SF2: England - Kroatien 1:2 Review
Spiel um Platz 3
Belgien - England 2:0 Review
Finale
Frankreich - Kroatien 4:2 Review

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