Diese Netflix-Doku bringt uns den Terror in Paris nahe
Von Dalia Ahmed
Am 13. November 2015 kommt es an fünf verschiedenen Orten in den 10. und 11. Pariser Arrondissements sowie der Vorstadt Saint-Denis zu Anschlägen des Terrorregimes Islamischer Staat. In dieser einen Nacht kommen 130 Menschen um und 683 werden verletzt. Die meisten Tote gibt es im Bataclan Theater. Drei Täter haben das Theater während eines Konzerts der Eagles of Death Metal gestürmt, wild um sich geschossen und später zwei Selbstmord-Bombenattentate begangen. Die Netflix-Doku „13. November: Angriff auf Paris“ erzählt in drei Folgen von den Geschehnissen genau dieser Nacht.
Einer der interviewten Sanitäter erzählt zu Beginn: „Das ist Krieg. Krieg mitten in Paris im Jahr 2015.“ Und genau diesen Eindruck vermitteln die interviewten Personen. Ob Geiseln, Zeug/innen oder Feuerwehr und Rettung, alle erzählen vom Grauen. Panik, Chaos, Tote - überall in Paris.
Alles beginnt an einem Freitag, dem 13.: Im Stade de France findet ein Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Deutschland statt. Während des Spiels lassen zwei Täter Sprengkörper vor dem Stadion detonieren und treten eine Reihe an Terroranschlägen los.
Die Doku-Serie führt uns ab diesem Moment chronologisch durch das Geschehene. Mit Aufnahmen der Schauplätze, aber auch dokumentarischen Handyvideos und vor allem den Interviews der Zeugen und Zeuginnen. In den drei Folgen sprechen die Menschen, die im und vor dem Stadion, in den Cafés und im Bataclan waren, Polizisten, Feuerwehrleute, die Bürgermeisterin von Paris und auch der damalige Präsident Hollande von den Vorgängen in jener Nacht.
Francois Hollande und der damalige Innenminister Bernard Cazeneuve schildern zum einen ihre Betroffenheit, bieten zum anderen aber auch Einblick in die Vorgänge und Protokolle bei Ausnahmesituationen. Wer wird geweckt, wer rückt wohin aus und wie gehen alle mit dem Chaos um.
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Aber auch diejenigen, die in den Schanigärten der attackierten Cafés und im Bühnenraum des Bataclan saßen und überlebt haben, erzählen uns von ihrer Erfahrung. Von der Panik, der Hilflosigkeit, aber auch der Courage und dem Zusammenhalt . Besonders interessant sind dabei die Schilderungen jener Gruppe von Geiseln, die mehrere Stunden in einem Gang im Bataclan gefangen waren und Aufträge der Terroristen ausführten. Noch heute hadern sie damit, dass sie beispielsweise Ausschau hielten und eine Türe verbarrikadierten.
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Nach drei Folgen, die leider etwas repetitiv von dieser unendlich langen Nacht erzählen, findet „13. November: Angriff auf Paris“ ein unglaublich berührendes Ende. So kitschig und hollywoodesk es auch wirken mag. Die Tatsache, dass die Menschen, die vor der Kamera sprechen und weinen, keine Schauspieler sind, macht die dokumentarische Erzählung unglaublich ergreifend. Am Ende ist es nicht nur eine Nacherzählung der Geschehnisse, sondern eine Ode an den menschlichen Zusammenhalt in den allerschwierigsten Situationen. So zum Beispiel, als ein Sanitäter erzählt, wie ein älterer Herr sich zu einem fremden, sterbenden jungen Mann setzt und ihn in seinen letzten Momenten begleitet.
Publiziert am 03.07.2018