FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Filmstills aus "Rushmore"

Touchstone Pictures

Das erste Mal: „Rushmore“

Diesen Sommer stellen sich Filmredakteurinnen endlich jenen berühmten oder vieldiskutierten Streifen, die sie bislang immer verpasst haben. Manchmal auch ganz bewusst. Heute auf dem Programm: Wes Andersons Zweitling „Rushmore“ aus dem Jahr 1998.

Von Martina Bauer

Auf meinem S.U.F., dem Stapel ungesehener Filme, hat sich einiges aus triftigen Gründen gut abgelegen. „The Wrestler“ etwa aus Bange vor Mickey Rourkes Äußerem und generell Allem, was mit Ring-Kämpfen im weitesten Sinn zu tun hat. Oder auch „There Will Be Blood“, wegen Genre-, Story-, Länge- sowie Besetzungs-Bedenken.

Wes Andersons „Rushmore“ aber ist einfach so ungesehen geblieben. Obgleich Heerscharen den Streifen lieben, er regelmäßig auf Best Films of the 90ies Listen auftaucht und ich nun, da gesehen, verstehe, warum manche Menschen diese spezielle Verbindung (Stichwort: Identifikation bzw. Reminiszenz) zu seinem Protagonisten haben.

Filmstills aus "Rushmore"

Touchstone Pictures

What´s the secret, Max?

Max Fischer heißt er, ist 15 Jahre alt und sehr extravaganter Schüler der Rushmore Academy. Heißt: Gründer oder wichtigstes Mitglied zahlloser Schulclubs von Lacrosse über Drama bis Kalligrafie (die Aufzählung übrigens eine wunderbare Filmsequenz), quasi stets in seine Schuluniform gehüllt, oft genug inklusive wahnwitziger Kopfbedeckungen. Dabei altklug, auf spezielle Weise vorlaut und nicht ganz von dieser Welt. Ein spleeniger Charakter wie er im Wes-Anderson-Buche steht.

Jason Schwartzman als Filmdebütant gibt ihn - bzw. ist er - liebenswürdig-grandios. Anderson hatte lange gecastet, bevor er seinen „Rushmore“ fand.

Zum Stab gehören auch noch andere, mittlerweile Anderson-Regulars, wie Bill Murray (hoch gelobt für seine Performance, die seine Karriere gewissermaßen in neue Bahnen lenkte) oder Luke Wilson. Owen Wilson wiederum hat am Drehbuch mitgeschrieben. Eine klassische Anderson Familie. Und Familiäres wohnt den Filmen des Auteurs in vielerlei Hinsicht inne.

I wrote a hit play!

„Rushmore“ ist aus der Entfernung vielleicht nochmal interessanter. Allen voran ist er zeitlos schön, seine 20 Jahre sind ihm kaum anzumerken. Und er hat alles, was Wes Anderson-Filme so ansehlich (sic!) macht: eine Verspieltheit, Bühnenhaftigkeit, (Charakter-)Typen, eine gewisse Einheit des Ortes, wunderbar-absurde Dialoge und Situationen sowie einen großartigen Soundtrack. Anleihen zu „The Life Aquatic with Steve Zissou“ tauchen ebenso auf wie Gilmore Girl-Alexis Bledel mit ihrer ersten (sehr kurzen) Leinwand-Appearance. Bill Murray hätte den Film angeblich auch für lau gemacht.

Verständlich. „Rushmore“ ist humorvoll (“These are O.R. scrubs.” – “O, R they?”), feinsinnig in seinen Beziehungs-Durchdefinierungen, Max und seine Lehrerin/Liebe Miss Cross lassen an „Harold and Maude“ denken - und skurril. Etwa wenn Bill Murray das Schulauditorium befremdet oder in Budweiser Badehose, tischtennisballwerfend selbiges mit der Swimming-Pool-Gesellschaft macht.

Bill Murray sitzt am Pool

Touchstone Pictures

She’s my Rushmore

In der FM4 Sommerserie Das erste Mal stellen sich Filmredakteure endlich jenen berühmten oder vieldiskutierten Streifen, die sie bislang immer verpasst haben.

Dennoch, ein neuer (Anderson-)Lieblingsfilm ist „Rushmore“ nicht geworden. Irgendwie unverständlich und fast bin ich auch ein bisschen traurig darüber.

"The Royal Tenenbaums“ bleiben davor. Wahrscheinlich auch, weil sie für mich in erster Linie Hommage an den geliebten J.D. Salinger und (nein, nicht „Catcher in the Rye“!, sondern) seine Glass Familie bleiben. Eine andere Geschichte… und Zeit, mal wieder die Tenenbaums anzusehen.

Aktuell: