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Erich Lessing

APA/Roland Schlager

Zum Tod von Erich Lessing

Der Fotograf Erich Lessing wird als Reportagemeister und Jahrhundertfotograf bezeichnet. Er hat mit seinen Fotos die Österreichische Nachkriegsgeschichte dokumentiert. Wir haben ein Doppelzimmer aus dem Jahr 2011 hervorgeholt, gemeinsam mit seiner Tocher Hannah Lessing spricht er da über über Identität, Sturheit und Alexis Sorbas.

Ob vom Ungarn-Aufstand, beim jüdischen Osteuropa oder der Zeit des Wiederaufbaus im Kommunismus - die Bilder von Erich Lessing gingen um die Welt, seine Porträtaufnahmen großer Politiker wie Eisenhower oder Chruschtschow sowie wichtiger Künstler wie Herbert von Karajan machten ihn weltberühmt. „Um ein gutes Foto zu machen, braucht man zwei Augen“, umriss Erich Lessing einst prosaisch seine Kunst: „Und Augen sind entweder begabt zum Sehen oder nicht.“ Die Augen des österreichischen Fotografen gehörten in der Nachkriegszeit zu den begabtesten der Welt, mit seinem Fotoapparat hat er Weltgeschichte festgehalten. Wenige Wochen nach seinem 95. Geburtstag ist er nun gestorben.

Erich Lessings Fotos in einer Ausstellung

ALAIN JULIEN / AFP

Im FM4 Doppelzimmer

2011 hat Elisabeth Scharang Erich Lessing und seine Tochter Hannah zum ausführlichen Interview getroffen. Damals schreibt sie:

Erich Lessing hat sich schon vor vielen Jahren von der Reportagefotografie, mit der er berühmt geworden ist, verabschiedet. Er habe tatsächlich geglaubt, mit Bildern politisch eingreifen zu können. Die Fotos vom Ungarnaufstand 1956 sind um die Welt gegangen. Aber das sei eine Illusion gewesen. Heute verbringt er am liebsten viele Stunden in Museen, um deren Exponate zu studieren und schließlich durch seinen Fotoapparat zu verewigen. Er hat eine Reihe junger Assistenten, weil er mit alten Leuten „nicht kann“, wie er sagt. Und er ist begeistert von den Möglichkeiten der digitalen Fotografie.

Hannah Lessing leitet seit 1995 den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus Die Schicksale von mehr als 30.000 Menschen sind in den Archiven des Fonds gespeichert: KZ-Überlebende, Spiegelgrundopfer, Emigranten, Juden, Roma und Sinti, Homosexuelle, politisch Verfolgte. Diese Daten mussten erhoben, analysiert, bewertet werden. „Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich das Gefühl habe, etwas wirklich Sinnvolles zu tun“, erzählt Hannah. Man könne nichts wieder gut machen, aber die Anerkennung des Leids, das viele Menschen durch die Nazis erfahren haben, sei so wesentlich. Und das hat Österreich – sowohl die Politik als auch viele Teile der Bevölkerung – lange verweigert.

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