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Felix Kramer

Phat Penguin Records

Soundpark Act des Monats

Es ist kompliziert

Lieder über die halbperfekte Liebe versammelt Felix Kramer auf seinem Debüt-Album „Wahrnehmungssache“. Er ist der FM4 Soundpark Act des Monats Oktober.

Von Daniela Derntl

Felix Kramers Debüt-Album „Wahrnehmungssache“ wiegt trotz seiner sparsamen Instrumentierung schwer. Der 23-jährige Liedermacher aus Wien Ottakring hat sich einigen Ballast von der Seele geschrieben. Er spielt auf den dunklen Saiten des Lebens und singt herzzerreißend von Liebeskummer, Verlassenwerden, Beziehungskisten oder wie im Titeltrack von der Abgebrühtheit und Verrohung der Gesellschaft und der aktuellen Regierung: „Für mich geht’s wirklich sehr stark darum, unangenehme Sachen und Gefühle und Ereignisse zu besprechen und einfach das Licht darauf zu halten und sich das anzuschauen und dann aber damit trotzdem klar zu kommen und zu sagen, was es ist. Und das zieht sich wirklich durch alle Lieder durch.“

Es ist kompliziert

Elf Lieder hat der Wiener Dialektsänger auf seinem Debüt-Album versammelt, und sie strahlen für einen 23-Jährigen eine ungewöhnliche Reife und Ernsthaftigkeit aus. Illusionen macht sich Felix Kramer keine mehr. Nachdenklich und nüchtern zupft er seine Gitarre und erzählt seine Sicht der Dinge.

Statt sich voller Sturm und Drang ins Geschehen zu stürzen, bleibt er lieber außen vor und beobachtet aus der Distanz. Ohne Kitsch und Rosa-Brille beschreibt Felix Kramer das Zwischenmenschliche mit vielen Zwischentönen, Empathie und Gelassenheit. Und diese große Ruhe und Reflexion wirkt in den schnelllebigen Zeiten des Internet-Casual-Datings und der aufgemotzten Musikproduktionen beinahe anachronistisch: „Vielleicht will ich da auch unbewusst ein klares Gegenprogramm setzen“, meint Felix Kramer im Interview, „einen Kontrast zu dieser überreizten, überproduzierten Action-Kultur.“

Felix Kramer im FM4-Stiegenhaus

Radio FM4

Felix Kramer live:
5. 10., Bergwerk, Neusiedl am See
9. 10., Porgy & Bess, Wien
15. 10., Die Scherbe, Graz

Nicht Fisch, Nicht Fleisch

Besonders gerne widmet sich Felix Kramer den halbperfekten Beziehungen, den dunkelgrauen Zwischenwelten, in denen man nicht genau weiß, wo man steht - in denen man weder besonders glücklich, noch todunglücklich ist: „Einerseits interessiert‘s mich, weil man schon so viele Lieder gehört hat über die ganz perfekte und großartige Liebe, oder die ganz dramatische. Und ich finde es viel realistischer, dass es so halbperfekt ist. Vielleicht ist es auch nur meine Erfahrung, aber es ist nicht immer ganz schrecklich und es ist nicht immer ganz super. So seh ich das halt.“

Während er den halbperfekten Beziehungen in seinen Songs nachspürt, hat er die Beziehung zu seiner Gitarre schon weitgehend perfektioniert. Bereits im Kindergarten wusste er, dass er Singen und Gitarre spielen wollte. Es folgten ein Studium der klassischen Konzertgitarre an der MUK, der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien und zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben. Doch Kramer, der eigentlich Felix Pöchhacker heißt, hat sich nicht nur auf klassischen Konzertbühnen ausprobiert, sondern auch in Ska-, Rock-, und Reggae-Bands.

Diese Flexibilität und Vielseitigkeit ist ihm geblieben. Statt mit einer Karriere als E-Musiker auf Nummer Sicher zu gehen, wagt sich Felix Kramer mit Eigenkompositionen vor das Publikum, mit wachsendem Erfolg und wachsender Besetzung.

Albumcover von FElix Kramers "Wahrnehmungssache"

Phat Penguin

„Wahrnehmungssache“ von Felix Kramer ist auf Phat Penguin erschienen.

Auf seinem Debüt-Album „Wahrnehmungssache“ ist Felix Kramer meist solo an der Gitarre zu hören, für Schlagzeug, Geige, Bass, Klavier und die Produktion hat er eine Gruppe arrivierter Musiker um sich versammelt, die ihn gelegentlich auch bei seinen Konzerten begleiten: Christian Grobauer von Schmieds Puls, Martin Eberle von 5KHD, Martin Siewert von Radian sowie Clemens Wenger und Hannibal Scheutz von 5/8erl In Ehrn: „Ich hab irgendwann nach einem Produzenten gesucht, und dann die CD von Wilfried gehört ‚Good Luck‘, die Hannibal Scheutz für seinen Vater Wilfried Scheutz produziert hat. Und so wollte ich unbedingt mit dem Hannibal arbeiten, weil das so unglaublich toll klingt dieses Album. Ich wollte auch in diese Richtung gehen und die Arbeit mit Hannibal war dann auch urschön, lange und detailliert. Wir haben uns sehr viel Freiheiten gelassen, sehr viele Ideen hin und hergehaut und wir sind jetzt auch gut befreundet, würde ich sagen.“

Die „Wahrnehmungssache“ von Felix Kramer ist emotionale Musik mit viel Zartsinn, keine Musik, zum Nebenbeihören. Sie bedarf aufmerksamer Ohren, um Sinn zu machen, um die fragile Poesie der Texte und den gelegentlichen Witz dahinter wahrzunehmen. Als Vorbilder für seine Kunst dienten Felix Kramer französische Chansonnieres wie Yves Montand, Serge Gainsbourg, amerikanische Singer-Songwriter wie Bob Dylan und Leonard Cohen und in Österreich der Mann mit der feinsten aller Klingen, Ludwig Hirsch.

Mit seiner „Wahrnehmungssache“ ist Felix Kramer nun der jüngste Neuzugang in der lebhaften Szene der heimischen Dialektliedermacher – rund um Der Nino Aus Wien, Voodoo Jürgens, Ernst Molden, Worried Man & Worried Boy.

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