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Pauls Jets

Pauls Jets

Soundpark Act des Monats

„Wir wollen das hören, was wir nicht verstehen“

Phantasievoller Pop, rätselhafter Rock - über die Liebe, das Einsamsein und die Rebellion zu Zweit: Pauls Jets sind der FM4 Soundpark Act des Monats.

Von Daniela Derntl

Manchmal merkt man erst, dass etwas fehlt, wenn es endlich da ist. Genau das war bei den Newcomern der Stunde, Pauls Jets, der Fall.

Das Trio rund um Sänger Paul Buschnegg verbindet kindlich-naiven Eigensinn mit verträumtem Slacker-Schlendrian, grundvernünftiger Grunge-Wurschtigkeit und romantischer Punk-Rebellion. Pauls Jets fliegen mit der liebenswerten Tollkühnheit eines Bruchpiloten über die Nische der intelligenten heimischen Pop-Poesie, die sich zwischen Ja, Panik und dem Nino aus Wien aufgetan hat. Ihre Wörter sind Wolken, ihre Lieder Luftschlösser, phantasievoll und fein gedacht, diffus und nicht fassbar, wie Nebel. Ihr Indie-Pop klingt erfrischend unbekümmert, originär. Statt Retro-Kisten machen sie ihr eigenes Fass auf - und daraus strömt in bunten Farben die oft vergessene Leichtigkeit des Seins.

Produktions-Experimente, sprachlich und musikalisch

Los ging es 2016, als Experiment von Paul Buschnegg: „Ich habe begonnen am Computer verrückte Songs zu machen, weil ich auch ein bisschen gelangweilt und traurig war, dass viele Songs sehr konventionell gemacht sind. Möglicherweise sind meine Songs jetzt eh auch alle urlangweilig. Aber zumindest war die Grundidee, es ausgeflippt anzugehen und auch mal was übersteuern zu lassen, was man sonst nicht übersteuern lässt und so. Es war ein Produktions-Experiment, auch ein sprachliches Produktions-Experiment.“

Pauls Jets

Radio FM4 / Simon Welebil

Romy Park und Paul Buschnegg

Später hat Pilot Paul seinen Jet ausgebaut und Schlagzeuger Xavier Plus und Bassistin Romy Park mit an Bord geholt. Im Juni 2018 haben die Drei ihre erste Single „Üben Üben Üben“ auf Stefan Redelsteiners Lotterlabel veröffentlicht und der Wanda-Entdecker hat damit wieder einmal den richtigen Riecher bewiesen.

„Üben Üben Üben“ ist ein hartnäckiger Ohrwurm. Ein Mitsing-Mantra. Eine Ode an die Wiederholung der Wiederholung der Wiederholung. Vielleicht ist es aber auch eine lässig hingerotzte Parabel auf das Leben selbst? Und den Wunsch nach Unsterblichkeit? Denn was ist das Leben denn schon anderes als ein unablässiges:

Üben Üben Üben
Ohne Sinn dahinter
Ich möchte ewig sein
Weiterüben

Die Geschichte hinter „Üben Üben Üben“

Doch die Geschichte zum Song geht natürlich ganz anders, wie Paul Buschnegg erzählt:

„Ich habe die Worte auf einem Zettel Papier gelesen. Auf einem öden Zettel mit ganz viel Text drauf. Und die Worte ‚Üben Üben Üben‘ waren schon zu dem Zeitpunkt, als ich diesen Zettel erhalten habe, mit einem Marker-Stift angeschrieben. Statt mir das genauer durchzulesen, bin ich dann zum Klavier rüber – nein, schön wär’s - zum Keyboard rüber und habe dann begonnen zu spielen. Das sind ja alles weiße Tasten, die ich spiele! Das ist wirklich ein Song zum Nachspielen. Das ist ein C, eine weiße Taste. Das muss man mal wissen. Dann lässt man eine aus, dann kommt die nächste weiße Taste, dann lässt man wieder eine aus und dann kommt wieder die nächste weiße Taste. So einfach kann es gehen! Andere behaupten, ich hätte den Song schon wochenlang davor gesungen, um jemanden zu nerven. Aber ich glaub, das stimmt so gar nicht. Es war niemals in der Absicht, damit jemanden zu ärgern.“

Die zweite Single „Diese Villa ist verlassen“ haben Pauls Jets im Oktober 2018 veröffentlicht. Es ist laut Buschnegg, ein „dystopischer, post-apokalyptischer Song“ und in dem Text nimmt er mit Zeilen wie „Keiner hier soll uns je verstehen“ die Rolle eines rätselhaften Außenseiters ein. Eine Position, die ihm sehr wichtig ist, wie er sagt: „Wenn ich Lieder mag, dann sind sie meistens aus dieser Position. Ich glaub, vielen geht’s so. Wir wollen überhaupt nicht hören, was wir eh schon verstehen. Wir wollen das hören, was wir nicht verstehen. Ich finde das auch immer ganz schwierig, wenn Leute sagen, sie verstehen die Kunst nicht. Weil es geht ja nicht ums verstehen der Kunst per se. Das ist ja dann Mathematik oder Physik. Schön ist es, wenn man es auch ein bisschen nicht versteht – und wenn man das auch hochhält.“

Von persönlich zu phantastisch

Im März erscheint ihr Debüt-Album mit dem sehr pragmatischen, aber nicht ganz zutreffenden Titel „Alle Songs Bisher“. In den 15 Songs geht’s um Liebe, Einsamkeit, Superheldinnen, Geburtstage, Kunst, und die Rebellion zu zweit.

Pauls Jets spielen am 19.1.2019 beim FM4 Geburtstagsfest. Alle Infos dazu gibt’s hier.

Musikalisch schwirren sie zügellos von expressivem Gitarren-Rock zu LoFi HipHop und phantasievollem Pop: „Zu Beginn waren die Songs persönlicher, authentischer“, erzählt der 22-jährige Kunst-Student „und jetzt switcht das gerade so rein in eine phantastische Richtung. Das finde ich schon spannend. Es gibt ja schon soviel Musik. Und ich mag nicht das machen, was andere schon sehr gut gemacht haben. Ich möchte nicht ein schlechteres ‚Digital ist Besser‘ aufnehmen. Oder sowas wie Isolation Berlin. Ich sehe keinen Sinn darin, das zu wiederholen. Also versuche ich, mich da in andere Gefilde zu begeben.“

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