Megan Thee Stallion, Tyler, The Creator & Bushwick Bill

Der FM4 Hip hop Lesekreis hört sich durch Neuerscheinungen und trauert um eine Legende.

Von Natalie Brunner

Aus Huston Texas stammt die 1995 geborene Rapperin Megan Thee Stallion. Sie praktiziert nicht nur in ihrem Namen einen Genderswitch und ist eine Meisterin in der Selbstzuschreibung von männlicher Potenz. Ihre Clit bezeichnet Frau Hengst in Texten als den größten Schwanz überhaupt und auch sonst macht sie es männlichen Kollegen recht schwer sich verbal gegen Megan als größte und mächtigste Bossfigur zu behaupten:

„I don’t feel like we ever really had a female rapper come from Houston or Texas and shut shit down. So that’s where I’m coming from.“

To shut shit down ist ihre Mission die sie auch vorzügliche erfüllt, wenn sie im Auto mit Kolleginnen an heraustehenden und sich leiwand fühlenden jungen Mannesvolk vorbeirollt, das dann nur mehr den Chefinnen nachhecheln kann.

„Don’t need (your) dick to fuck“, dass in dem Bikini Kill Song „Don´t Need You“ noch an einen spezifischen Adressaten gerichtet war, ist bei Megan zur Lebenseinstellung und Machtmetapher geworden. Kein Schwanz wird ihr jemals sagen, was zu tun ist. Im Gegenteil sie dreht sie rein wie Schrauben, rappt sie auf ihrem Tina Snow Mixtape. Diesen Mai ist ihre Debütalbum „Fever“ erschienen, auf dem sie mit Jucy J von der Südstaatenlegende Three 6 Mafia die Nummer Fever rappt.

Tyler, The Creator

Über den nächsten Kandidaten und persönlichen Liebling aus dessem neuen Album „Igor“ gleich zwei Nummern besprochen werden, brauche ich an dieser Stelle nicht viel zu sagen, außer, es ist ein höheres Wesen, dass aus purer Intelligenz und Subversion zu bestehen scheint. Sehet dies und lernt.

Bushwick Bill

Eine nicht geringe Dosis Trauer und Wut gibt es auch in dieser Folge des Lesekreis. Bushwick Bill von den Geto Boys ist Anfang Juni gestorben. Ebenfalls aus Houston Texas stammen die 1986 gegründeten Geto Boys. Ihr Rap kam direkt aus dem Herz der Finsternis. Vergewaltigung, Nekrophilie, Misogynie und psychische Krankheiten waren die Themen ihrer „Hits" wie Mind Playing Tricks on Me“.

Obwohl die Geto Boys in der ewigen Hitliste der größten Hip Hop Acts aller Zeiten ständig unter den Top zehn gereiht werden, hatte Bushwick Bill ständig Probleme seine Anwalt- und Arztkosten zu begleichen. Vor zwei Jahren brachte ein „cultural appropriation poser streetwear“ Label 200 Euro teure Reprints von Geto Boys T-Shirts als „neue“ Sommerkollektion heraus. Bushwik Bill dessen Gesicht auf den T-Shirts war, konnte zu dieser Zeit wieder einmal seine Gerichtskosten nicht bezahlen, geschweige denn eines dieser TShirts. Er war sogar in Gefahr, nach Jamaika deportiert zu werden, dem Geburtsort seiner Eltern wo er selbst nie war.

Als bei Bushwick Bill Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde, beschlossen die Geto Boys in Originalbesetzung Scarface, Willie D und Bushwick Bill auf die „The Beginning of a Long Goodbye“ - Tour zu gehen, um Geld für Bills Behandlung und die Krebsforschung zu sammeln. Sie kamen nicht dazu, auch nur ein gemeinsames Konzert zu spielen. Am 9. Juni wurde bekannt, dass Bushwick Bill bereits Anfang des Monats verstorben ist.