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Musikerin Sakura im Drehsessel

Richard Taylor

Sakura ist „Lovesick“

Sakura ist eine Songschreiberin aus Hongkong, die nach einiger Zeit in London nun in Wien lebt und hier Musik macht. Sie spielt sensiblen Akustik-Folk, aber auch druckvolle Songs mit kompletter Band.

Von Eva Umbauer

Als kürzlich die aus Japan stammende US-Musikerin Mitski in Wien spielte, war ich früh dort, um nur ja nicht den Anfang ihres Konzerts zu verpassen. Ich wusste nichts von einer Vorgruppe. Aber da standen sie nun und spielten - Sakura und ihre Band. „Wer ist diese Frau mit der schönen Gitarre und diesen packenden Indierock-Songs?“, dachte ich. Sakura stellte sich auf der Bühne zwar vor, sie sagte, dass sie aus Hongkong kommt, aber nun in Wien lebt, und an einer anderen Stelle ihres Konzerts meinte sie, dass es nicht leicht ist, eine Frau zu sein. Ich wollte mehr wissen über Sakura und kaufte nach ihrem Auftritt ihr hübsches Art-Book samt Download-Link zu ein paar ihrer Songs, inklusive der aktuellen Single „Lovesick“.

„Lovesick" geht direkt ins Ohr und will immer und immer wieder gespielt werden. Im Song geht es um die Liebe oder besser das Verliebt-Sein. "...a blueprint lover, but I just couldn´t put us together…“, singt Sakura in „Lovesick“. Im liebevoll gemachten Zine zu „Lovesick“, also jenem Heftchen, das man zusammen mit dem Download-Link zu ihren Songs kaufen kann, schreibt Sakura folgendes:

„Lovesick is not an official diagnosis. In my reading I stumbled upon this definition by Psychology Today - that it is the ‚intense emotional consequence of falling in love... for the wrong reasons.‘ Speaking from personal experience, these ‚wrong reasons‘ are usually along the lines of wanting a lover or a potential lover to ‚fix‘ one´s own pre-existing problems.“

Und weiter schreibt Sakura über „Lovesick“: „We must learn to cherish our heartbreak, to view each blow to the heart as a stepping stone on the way to radical self-love.“

Radikale Selbstliebe

Als Sakura etwas später dann zum Interview ins FM4-Studio kommt, hat sie ihr Skateboard unter dem Arm und ein richtig warmherziges Lächeln im Gesicht. Wir erörtern ihren Song „Lovesick“ weiter, reden über „radikale Selbstliebe“, Aktivismus und Charity - Sakura unterstützt East West Detox, eine Organisation, die etwa Suchttherapien in Thailand anbietet.

Sakura redet im Interview auch über alltäglichen Rassismus, der aus Asien stammende Menschen betrifft. „Wo ist denn das nächste China-Restaurant?“, wird Sakura schon mal gefragt, wenn sie in nicht-asiatischen Ländern unterwegs ist. Und wir reden über die wenigen Musikerinnen asiatischer Herkunft in der westlichen Popmusik. Mitski Miyawaki ist ein Vorbild für Sakura - ihre Songs gefallen Sakura ganz besonders, und insgesamt ist es von Bedeutung für sie als asiatische Frau, so sagt sie im FM4-Interview, dass es da eine erfolgreiche Musikerin gibt, die so aussieht wie sie selbst. Mitski ist ein Vorbild für eine junge Musikerin wie Sakura.

Sakura verbeisst sich letztlich nicht in die Schwierigkeiten, die es bedeutet, eine Frau zu sein - eine asiatische Frau, noch dazu eine, die Indierock spielt. Sie hat eine tolle, positive Ausstrahlung und eine gewisse Nachsicht mit Menschen, die es nicht besser wissen und sich unpassend verhalten. Sakura lässt sich ihr Leben nicht vermiesen.

Sakura Katsuura Chow wurde in Hongkong geboren, ihre Mutter ist Japanerin, ihr Vater Chinese. Sakura spricht nicht Chinesisch und auch nicht perfekt Japanisch - sie wuchs englischsprachig auf. Ihre Mutter zog ihre Kinder alleine groß. Sie hatte einen Walkman für CDs. Die CDs der älteren Brüder und ihrer Freunde lagen oft herum. Eines Tages steckte Sakura sie in den tragbaren CD-Player und hörte die Musik. So begann ihre Leidenschaft für Musik.

Sakura liebt Gitarrenpop aus den 1990ern, vor allem die Band Mazzy Star rund um die kalifornische Sängerin Hope Sandoval. Sie liebt auch Folk und Country - Songwriter-Musik mit starkem Storytelling-Element. In der Highschool hatte sie aber auch einmal eine Rock-Phase.

Die erste „richtige“ Single von Sakura hiess „Evolve“.

Der Song „December“ ist ein Indie-Folk-Song, in dem Sakura die Obdachlosigkeit vieler Menschen in London, die sie sehr berührt, thematisiert.

Sakura war mit 18 Jahren von Hongkong nach London gezogen, um dort Musik bzw. Gesang zu studieren. Nach eineinhalb Jahren Studium hörte sie auf und verfolgte ihr ganz eigenes musikalisches Ding. Beim Studium hatte sie ihren besten Freund gefunden, nämlich den österreichischen Musiker Joe Philipp Traxler, er spielt heute Gitarre für sie. Als Joe wieder nach Wien zurückging, beschloss auch Sakura, in die österreichische Hauptstadt zu ziehen. Ihr Visum für Großbritannien war ohnehin am Ablaufen und der ganze Brexit-Wirbel ging ihr immer mehr auf die Nerven. Ja, und schwer leistbar ist London eben auch für eine junge Musikerin. In Wien ist Sakura entspannter, aber dass alles hier gleich gut für sie laufen würde, sie rasch Anschluss finden würde in der neuen Stadt, damit hatte sie nicht ganz gerechnet.

What I Am Here For?

Zur Zeit arbeitet Sakura an einem neuen Song namens „What Am I Here For?“. Er wird die nächste Single und soll im Herbst erscheinen. Aufgenommen wird wieder im Burgenland, im Studio von Schlagzeuger David Piribauer, der zwölf Jahre seines Lebens als Musiker in Los Angeles verbracht hat.

Der neue Song soll - nach dem Powerpop von „Lovesick“ - tiefgründiger klingen, dunkler und experimenteller und „more ambient“, wie Sakura im FM4-Interview verrät. Ein Video dazu wird es auch geben, wieder gemacht vom Regisseur Richard Taylor, einem Briten mit zum Teil vietnamesischen Wurzeln. Richard gehört fix zum Team von Sakura.

Bisher spielte Sakura etwa auch schon Konzerte in Prag, Leipzig oder Berlin. An Berlin dachte sie auch, als sie von London wegziehen wollte, aber Wien, so meint sie, ist ein relaxteres Berlin, und hier will sie erst einmal bleiben - und Musik machen oder auch weitere „art based projects“.

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