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Wanda auf einem Schiff

Universal Music/Wolfgang Seehofer

Ein Wegweiser zu „Ciao!“, dem neuen Album von Wanda

Heute erscheint „Ciao!“, das vierte Album der Gruppe Wanda. Wichtige Meinungen der Band dazu gibt es hier zu finden.

Von Christoph Sepin

Von „Amore“ zu „Bussi“ zu „Niente“ und jetzt kommt „Ciao!“. 14 neue Lieder gibt es auf dem heute erscheinenden, vierten Wanda-Album zu finden, Themen reichen vom Träumen bis zum Aufwachen, von Gerda Rogers bis zu Jürgen Domian. Marco Michael Wanda und Manuel Christoph Poppe geben hier ein paar Wegweiser zum optimalen Hörgenuss der neuen Wanda-Platte.

Wanda auf einem Schiff

Universal

„Ciao!“ ist ein Versuch

Am vierten Album ist man natürlich als Band schon eingespielt, vor allem wenn man in den letzten Jahren so oft gemeinsam auf der Bühne gestanden ist, wie die Gruppe Wanda. „Es ist ein Versuch, so wie alles“, sagt Marco Wanda dazu. „Ob das gelungen ist oder nicht, muss immer das Publikum entscheiden. Ich selbst empfinde es als einen relativ gut gewebten Teppich. Es ist gut austariert und hält sich irgendwo die Waage. Es ist deutlich mehr ein Album am Stück als vielleicht frühere Sachen von uns.“

Der rote Faden ist Leben, Liebe und Tod

Überdeutlich soll es nicht sein, das thematische Gesamtkonzept auf „Ciao!“. Viel mehr befindet man sich weiterhin in der Welt, die sich Wanda inhaltlich über die Jahre konstruiert haben. Und so einfach zu beschreiben ist das, vor allem für die Musiker selbst, gar nicht. Marco: „Man ist so illuminiert und so irgendwo Richtung Spirituellem unterwegs, wenn man was schreibt. Ich glaub, Themen, die sich da verhandeln, verhandeln sich in allen unseren Arbeiten: Leben, Liebe, Tod, würde ich einmal sagen“.

Wanda schreiben kaum etwas auf

Es gibt eine gute Methode herauszufinden, ob ein Song etwas taugt oder nicht: Wenn er als Ohrwurm bleibt, ohne irgendwo als Notiz festgehalten werden zu müssen, dann sagt das bereits einiges über die Qualität aus. Marco: „Ich bin überzeugt davon, dass ein Lied wirklich gut ist, wenn ich es mir am nächsten Tag gemerkt hab. Ich helfe mir schon in Form von Aufnahmegeräten oder so. Aber wenn es irgendwo noch herumgeistert im Kopf am nächsten Morgen, dann ist es ein gutes Lied. Und diesen Test haben alle Lieder auf diesem Album bestanden“.

Körper und Geist müssen gemeinsam reisen

Wie jede Band, die Erfolge feiern durfte, mussten auch Wanda in den letzten Jahren lernen, mit diesem Leben umzugehen, um dann doch irgendwo anzukommen. „Es gab ein bis zwei schwierige Jahre, wo wir eine gewisse Überreizung gefühlt haben“, sagt Marco. „Es war irgendwann zu viel und dann kam der Geist nie zur Ruhe. Und diese Zweiteilung im Leben, das war sehr schwierig: Das Leben auf Tour zu verbinden mit dem Leben zu Hause. Da hat uns aber unsere Freundschaft geholfen und dass wir dieselbe Lebensrealität teilen. Wenn aus einer geistigen Reise eine Sucht nach Exzess wird, dann ist der Punkt erreicht, wo man entweder aufwachen muss oder untergehen wird. Wir haben diesen Punkt als Band gelernt“. Aus Erfahrungen ist gelernt worden, Manuel fasst das alles noch schön zusammen: „Wir haben gelernt, dass Körper und Geist wieder gemeinsam reisen“.

Wanda ÜKO Arena Wien

Franz Reiterer

Auf „Ciao!“ gibt es viel zu finden

Meinungen gibt es viele zur neuen Wanda-Platte, von Menschen, die das ruhig und meditativ wahrnehmen, bis zu Leuten, die darin ein besonders angriffslustiges Album sehen. Marco: „Wir hören auch die ganze Zeit, das ist unsere aggressivste Platte, unsere energetischste, unsere verdrogteste Platte. Das ist so, was man darin lesen möchte, in erster Linie. Selbst darüber etwas zu sagen, ist so schwierig. Ich überlege immer: Was soll ich denn sagen? Aber mir fällt nichts ein“.

Manuel: „Es gibt auch eine gewisse Verspieltheit: Es gibt sehr lange Instrumentalparts. Wir haben das Album ja an einem Stück in einer Woche aufgenommen und haben am selben Ort geschlafen und gegessen und das hat vielleicht dazu beigetragen, dass sich manche Lieder ein bisschen dehnen“.

„Ciao!“ wurde in einem Haus an der tschechischen Grenze aufgenommen

Aufgenommen ist das Album in einer Marathonsession worden, über eine Woche in einem Haus an der tschechischen Grenze. „Es gab nur einen großen Aufnahmeraum, der war gleichzeitig die Küche“, erinnert sich Marco. „Und so kam es, dass man mitten in einem Lied steckt und Menschen im Hintergrund Zwiebeln schälen. Teilweise hört man das auch: Man hört ein- bis zweimal Geschirr klappern, bilde ich mir ein. Ich finde das total lustig, das war total angenehm“.

Manuel: „Es gab auch einen Teich vor dem Haus, der, als wir ankamen, komplett zugefroren war. Und am letzten Tag, bevor wir abgereist sind, war er komplett aufgetaut. Also der ist über die ganze Woche mit uns aufgetaut“.

Wanda sind nicht die Beatles

Einflüsse der Beatles lassen sich auf „Ciao!“ hören - was nicht bedeutet, dass sich Wanda absichtlich an der Gruppe aus Liverpool orientieren. Die Beatles sind einfach in der Musikgeschichte und damit den Einflüssen von so gut wie jeder Rockband verankert. Marco zitiert dazu den Bandkollegen Manuel: „Wir sind wesentlich schlechtere Musiker als die Beatles, was uns aber in eine lange Reihe aus großen, anderen Musikern stellt“, und führt über die Liebe zur Band fort: „Beatles, mein Gott, so eine wichtige Gruppe einfach. Rock’n’Roll war halt in einem sehr starren Korsett und dann kommt diese Gruppe und schafft es, dass so etwas wie Literatur Einzug in die Popmusik findet. Ich glaube nicht, dass wir mehr als andere Gruppen von den Beatles gelernt haben. Ich würde sie eher als Lehrmeister sehen, in der meditativen Auseinandersetzung mit einzelnen Beatles-Songs lerne ich sehr viel über Musik im Allgemeinen und über das Menschsein“.

Scheitern ist gut

Egal, was man auf „Ciao!“ findet, für Marco selbst ist das Album zu einem gewissen Grad gescheitert. Was aber auch gut so ist: „Für mich persönlich ist die Platte vollkommen gescheitert natürlich. Aber das macht sie irgendwie spannend. Ich mag es, dass vieles nicht das erreicht hat, was es vielleicht hätte können. Und irgendwo geht’s darum: Ein Song ist immer nur eine Momentaufnahme und man könnte ewig und ewig weitermachen, aber man muss irgendwo lernen Stopp zu machen. In letzter Konsequenz übergibt man ja dann auch diese Lieder der Öffentlichkeit. Spätestens da muss man gelernt haben, es gehen zu lassen“.

Gerda Rogers und Jürgen Domian sind Schamanen

Zwei Lieder auf „Ciao!“ tragen die Namen von Personen des öffentlichen Interesses, „Gerda Rogers“ und „Domian“. Für Marco zwei Tracks, die durchaus miteinander verknüpft sind: „Die zwei Lieder sind wahrscheinlich mehr interpretierbar als Skizzen zum Zeitgeist. Man könnte das fortführen mit allen möglichen Figuren des öffentlichen Lebens, die in irgendeiner Weise eine Schamanenfunktion eingenommen haben. Gerda Rogers und Domian sind für mich zwei Schamanen. Und das sagt für mich ganz viel über diese Gesellschaft“.

Wanda-Konzerte sind Orte, bei denen man sich in den Armen liegt

Natürlich gibt es Wanda auch bald wieder live zu sehen und natürlich ist das auch für die Band selbst immer noch besonders: „Ich finde das immer wieder interessant, dass so viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, die sich nicht kennen, aber die sich am Ende in den Armen liegen“, sagt Marco. „Ich freue mich immer aufs Livespielen, egal wo und in welchem Rahmen.“ In ihrem Wohnzimmer, der Wiener Stadthalle, gibt es Wanda nächstes Jahr gleich zweimal hintereinander zu sehen, am 15. und 16. Mai 2020. Alle weiteren Termine gibt es hier zu finden.

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