FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Elena Shirin

Wenzl McGowen

Soundpark Act des Monats

Mit viel Soul: Elena Shirin ist unser Soundpark Act des Monats

Elena Shirins Songs sind Mantras zwischen Jazz, Soul und Electronic. Mitte Mai erscheint ihr Debütalbum „From A to Be“. Es geht um das Reisen um die Welt und zu sich selbst. Das B steht für „being“. Unser FM4 Soundpark Act des Monats im Mai.

Von Ambra Schuster

Elena Shirin schreibt am liebsten in Kaffeehäusern. Mit sehr vielen Espressi intus sind 80 Prozent ihrer Songs im Kafka in Wien entstanden. Produziert wird dann im Zug, unterwegs. Das Reisen ist der gemeinsame Nenner in Musik und Leben der Wiener Songwriterin. Schon als Kind war sie die „Jukebox“, wenn auf der Reise durch Rumänien das Radio im Auto nicht funktionierte.

Texte wie Mantras

Elena Shirin Zoe Handl ist wohl das, was man als Ausnahmetalent bezeichnen würde, wäre es nicht so abgedroschen. Zum sechsten Geburtstag bekommt sie ein Keyboard und fängt an, Lieder nach dem Gehör nachzuspielen. Noch bevor sie Noten lesen kann, entwickelt sie ihre eigene Notenschrift. Mit acht Jahren bekommt sie klassischen Klavierunterricht, eine schlechte Erfahrung. Mit 12 beginnt sie Songs zu schreiben. Damals waren es Mantras, um sich selbst daran zu erinnern, wie sie sein wollte im Leben und wie eben nicht.

„Mitten aus dem Innersten“ kommen die Songtexte auch heute noch, dabei geht es in den Texten aber nie um die Musikerin selbst. Es soll für jede*n genug Platz sein, sich in ihren Songs wiederzufinden. Und tatsächlich, man bleibt an Phrasen wie „We need wonders“ und „Do not implode, let it all out“ hängen. Letzteres ein Reminder daran, sich Platz zu nehmen für die eigenen Bedürfnisse. Alles rauszulassen und lieb zu sich selbst zu sein.

Endlich solo

Apropos eigene Bedürfnisse. Für ihr Debütalbum „From A to Be“ hat sich Elena Shirin erst „freischaufeln“ müssen. Von anderen Bandprojekten wie Aramboa und Oehl, aber auch vom Studium der Medienkomposition und Computermusik an der Linzer Bruckneruni. „Ich bin schon so hochschwanger mit dem Teil, ich kann nicht weiter auf diesen Songs sitzen. Die vergammeln sonst auf meiner Festplatte, ich halte es nicht mehr aus“, sagt sie und bringt damit die Vorfreude auf den Release am 15. Mai auf den Punkt. Patience, Geduld. Auch ein Track auf der Debütplatte, auf die sie ihre gesamte Gefühlswelt gepackt hat. Der Beat drängt zu jazzlastigem Klavier. Man merkt das Brennen unter den Fingernägeln.

„I see the pit in cooperation / In love with exchange of them souls / But if I look at the origin / I see the color of solo”, heißt es in “All the Colors”. Es ist der eigentliche Song zum Album, in dem sie ihren Weg zur Solokünstlerin besingt. Ein Prozess, der sich ausgezahlt hat. Elena Shirin macht endlich ihr eigenes Ding. Es ging einfach nur darum, es zu tun, es umzusetzen und „rauszuhaun“.

Von Walzer bis Hip Hop

“Where are we gonna be in a week?”, fragt Elena Shirin im Titeltrack und gibt sich selbst die Antwort „Impulsively traveling / From one end to the other / From A to Be.” Es geht ums Reisen im Innen und Außen. Wer reist, beginnt zu sein und sich selbst kennenzulernen. Dabei muss es nicht die Reise von Timbuktu nach Nebraska sein, sondern „das Reisen im Selbst, das Reisen durchs Leben, Jahr für Jahr“.

Elena Shirin

Elena Shirin

Elena Shirin: "You become something when you travel from A to B. Für mich ist Reisen ein Prozess, in dem man viele Facetten sieht, die man davor vielleicht noch nicht gesehen hat. Und auch loslässt von dem Gedanken, dass man eh alles kennt und eh alles weiß.“

„From A to Be“ versammelt Songs, die Elena Shirin in den letzten zehn Jahren zwischen 12 und 22 geschrieben hat. Zehn Jahre, die ebenso eine Reise waren, eine musikalische. Von den Anfängen mit Stimme und Klavier, bis jetzt, zu selbstproduzierten Soundbildern. Von Walzer bis Hip Hop. Von klassischen Elementen bis elektronischen Tribal-Percussions, die an Woodkid erinnern.

Eine Kollektion an Sounds, Menschen und Orten entstanden zwischen den USA und Europa, multidimensional und interkontinental. Da tauchen Streicher auf, die kitschbefreit berühren, dann ein Saxofon. Später auf dem Album der einzig deutsche Song – „Holometabol“. Man muss genau hinhören, um die Sprache zu erkennen. Elektronisch mystisch ist er dem Nachtfalter gewidmet.

"Colorful, soulful and full of spices” – Elena Shirin über ihre Musik

Zehn Jahre Musik auf einem Album. Da kann es schnell passieren, dass Dinge auseinanderfallen. Nicht in diesem Fall. Soul-Stimme und viel Emotion halten alles zusammen, bilden den Rahmen der Erzählung wie ein schwüler Sommertag. Schwer und warm.

Von Wien in die kalifornische Wildnis

Elena Shirin würde am liebsten schon wieder ein neues, nächstes Album rausbringen. Dabei gibt es da, wo sie jetzt ist, gar keine Kaffeehäuser. „Mit einem guten Freund habe ich damals gemeinsam oft Schule g’stangelt. Anstatt in die Schule zu gehen, sind wir im Café Europa gesessen, haben eine Tschick nach der anderen geraucht, cool wie wir waren, und haben Stunden damit verbracht, in unsere Notizbücher To-do-Listen für unsere Future-Selfs zu schreiben. Was wir machen müssen, bevor wir 30 sind.“ Jetzt ist sie 23, den Punkt „in einem Wohnwagen in der Wildnis leben“ hat sie abgehakt.

Albumcover Elena Shirin From A to Be

Elena Shirin

/elenashirin.at]]

Momentan und wohl noch für länger hat es die Musikerin tatsächlich in die kalifornische Pampa verschlagen. Dort lebt sie mit ihrem Mann, dem Saxophonisten der US-amerikanischen Band Moon Hooch, mit der sie auch auf Tour war, in einem Wohnwagen in der Wildnis. Und sie liebt es, das einfache Leben zwischen Hängematte und Meditationshütte. Es sei der allergrößte Luxus, in der Natur zu sein, sagt sie beim Telefoninterview, es ist 10 Uhr morgens an ihrem Ende der Leitung. In Scheibbs in Niederösterreich geboren, hat sie sonst immer in der Stadt gelebt, „in 17 verschiedenen Wohnungen“.

Bis sie wissen, wo sie sich niederlassen möchten, bleiben sie da, wo sie sind, und bauen sich ein mobiles Fotografie- und Produktionsstudio in einen LKW-Anhänger. Es ist ein Leben zwischen zwei Kontinenten. Auf beiden möchte Elena Shirin präsent sein und touren, so das große Ziel. Das eine sind die Wurzeln, das andere ist eine neue Ära, „wo sie schaut, was so geht“.

Aktuell: