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Portrait Foto Paul Ruben

Paul Ruben

Paul Ruben: Popsongs über Familie, Umwelt und die Liebe

Verhallte, atmosphärische Popsongs, die durch wunderschöne Synthie-Melodien und sanfte Stimme erstrahlen. Das Debüt „Giving Without Receiving Is Acting Like The Sun“ von Paul Ruben ist eine herzliche Umarmung in schwierigen Zeiten.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Im Einklang mit sich und der Natur leben. Das ist für viele Menschen, was Glück ausmacht. Gleichzeitig scheint es heute schwerer denn je zu sein, dieses Ziel zu erreichen. Die Weltklimakrise schreitet voran und nach dem ersten Abflauen der Coronavirus-Pandemie wird langsam die enorme psychische Belastung der Menschen in den letzten Monate deutlich. Sich dem allen zu entziehen, ist nicht möglich, wohl aber zu versuchen, seinen eigenen Weg zu finden. Auf diesen hat sich der Musiker und Produzent Paul Ruben schon vor einigen Jahren begeben. Eines der Ergebnisse dieser innerlichen und äußerlichen Reise legt er jetzt mit seinem Debütalbum „Giving Without Receiving Is Acting Like The Sun“ vor.

In die Stille und Natur

Im Dezember letzten Jahres war Paul Ruben unser Soundpark Act des Monats und hat uns von seinem musikalischen Werdegang erzählt. Dem sensiblen Musiker mit seinem Projekt „Damenbart & Zunge“ ist es in der Wiener Großstadt zu laut und zu hektisch geworden. In seiner WG hat er keine Ruhe gefunden, die Songs zu schreiben, die ihm am Herzen liegen. Vielleicht sind auch deshalb seine EPs bisher sehr sphärisch und zurückgelehnt geworden. Als Ausgleich zur Umgebung hat sich Paul ein eigenes, ruhiges Universum aufgebaut.

Mittlerweile lebt er im Burgenland und versucht dort, sich und seine Verlobte mit einem großen Garten selbst zu versorgen. Denn die Umwelt und ein Lebensstil im Einklang mit der Natur liegen ihm sehr am Herzen. Es war also nur mehr eine Frage der Zeit, bis dieses Thema auch Einzug in seine Songs findet. Der Track „The Last Fish“ war der erste Versuch, die innere Betroffenheit über den Zustand der Welt nach außen zu kehren. Über einen schweren Beat flirren zarte Synthie-Flächen, getrieben von einem stetig pumpenden Bass, und die verhallte Stimme von Paul Ruben legt sich wie ein Sonnenstrahl über das glitzernde Soundmeer.

Paul Ruben: „Die Idee zu dem Song kam mir, als ich in Villach bei meinen Eltern zu Besuch war. Mein Bruder hat mit damals ganz aufgelöst erzählt, dass es im Mittelmeer fast keine Fische mehr gibt. Ich habe dann irgendwie einen tiefen Weltschmerz verspürt und mir gedacht - es ist doch ziemlich verrückt, wo wir jetzt schon stehen, als Menschheit. An dem Tag und mit dieser Stimmung haben ich diesen Song über den letzten Fisch auf der Erde geschrieben.“

DernTod und die Verlobte

Auch in dem Song „The Sting“ beschäftigt sich Paul Ruben mit einem schwierigen Thema, dem Tod.

Albumcover Paul Ruben "Giving without receiving is acting like the sun"

Sarah Bart Records

Das Debüt „Giving Without Receiving Is Acting Like The Sun“ von Paul Ruben ist bei Sarah Bart Records erschienen.

Während bei den anderen Stücken die elektronischen Klänge dominieren, ist hier erstmals eine akustische Gitarre zu hören, untermalt von elektrifizierenden Sounds. Über dieses dahinschwebende Stück, das ganz ohne Rhythmus und Beats auskommt, erinnert uns Paul daran, dass wir im Grunde alleine sind und der Tod zum Leben dazu gehört. Die schönen Akkordzerlegungen am Schluss lassen diese Nummer dann doch hoffnungsvoll wirken.

Denn im Grunde dreht sich „Giving Without Receiving Is Acting Like The Sun“ hauptsächlich um die Liebe. Das beweist unter anderem der Song „The Kiss“, ein unglaublich luftiges und fröhliches Popstück.

Paul Ruben: „Es ist der zweite Song, den ich für meine mittlerweile Verlobte geschrieben habe. Und es geht eben genau darum, dass ich sie heiraten möchte. Manchmal muss ich selbst schmunzeln und denke mir: Eigentlich ist meine Aufgabe, wenn ich solche Lieder mache, dass ich selbst nicht zu viel hineinpfusche, sondern dass ich den Song einfach passieren lasse.“

Hingehen zur Liebe

In gerade einmal dreißig Minuten pendelt Paul Ruben auf seinem Debüt zwischen Weltschmerz und Glückseligkeit. Die knappen und oft loopartig aufgebauten Stücke sind schillernde Popperlen, bei denen kein Ton zu viel und keine Melodie zu wenig ist. Neben dem geschmeidigen und groovigen Grundton der Platte darf es auch mal wilder zur Sache gehen, wenn bei „Collapsing Kingdom“ über härtere Beats ein instrumentales, orientalisch angehauchtes Elektrostück den drohenden Zusammenbruch hörbar macht.

Doch überwiegend ist „Giving Without Receiving Is Acting Like The Sun“ ein durch und durch positives, hoffnungsvolles Werk, das von persönlicher Entwicklung erzählt. Die ist zwar auch geprägt von der Auseinandersetzung mit den inneren Dämonen, jedoch geht der Musiker in bedachtem Tempo hin zur Liebe und setzt hier vorsichtig einen Schritt nach dem anderen. So ist auch der Titel des Albums Pauls Hommage an seine Eltern und vor allem seine Mutter, an das Geben, ohne es an Erwartungen zu binden. Aus der Liebe heraus. So möchte auch Paul Ruben seine Musik und seine Songs verstanden wissen. Sie sind einfach da, von ihm an uns gegeben, ohne dass sie etwas wollen. Insofern gleicht „Giving Without Receiving Is Acting Like The Sun“ einer wärmenden Umarmung, die wir alle in diesen Zeiten wohl gut gebrauchen können.

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