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Wallners

Tim Cavadini

Eine Band to watch: Wallners sind FM4 Austrian Act Of The Day

Heute erscheint die neue, zweite Single von Wallners, sie heißt „Ships“. Mysteriös-schöner wird’s heuer nicht mehr.

Von Lisa Schneider

Machmal gibt es sie, die Lieder, an denen man sich nicht satthören kann. Die, wenn sie sich dem Ende neigen, kurz einen Schreckmoment hervorrufen, bevor klar wird: ein kleiner Klick auf „Play“ genügt und er fängt wieder von vorne an. Wiederholung ist eine gute, beruhigende, im besten Fall leicht hypnotisierende Sache, und das bezieht sich nicht nur auf den Akt des wiederholten Hörens, sondern in vielen Popsongs auch auf den Inhalt selbst. Es gibt Studien darüber, wie sich etwa zwischen 1958 und 2017 die Wiederholung in Popsongs über die Jahre hinweg mehr und mehr gesteigert hat. Die Rede ist hier von Hooks, Refrains natürlich, oft aber auch nur von einzelnen Phrasen.

„In my mind“ heißt diese Phrase und zugleich auch der Titel der ersten Single von Wallners. Wallners, das sind die vier Geschwister Nino, Max, Laurenz und Anna Wallner. Sie leben gleich von der ersten Minute weg den kleinen großen Traum: schon mit diesem ersten Release unterzeichnen Wallners einen Major-Vertrag, was hierzulande - vor allem im Indiepop-Bereich - keine zu unterschätzende Sache ist.

Jede neue Band ist frisch und geheimnisvoll, es gilt, viel zu entdecken. Alles, was man sucht und wissen will, muss sich auf diesen einen ersten Song projizieren, und es ist ein Glücksfall, wenn das dann einer wie „In my mind“ ist. Er braucht Zeit, er will erforscht werden. „In my mind“ klingt wie ein junges und gleichzeitig altes Lied, letzteres vor allem deshalb, weil Sängerin Anna Wallner ihre wunderbar tiefe Stimme so behutsam, so wissend einsetzt. „Love’s gonna make us blind“ singt sie, die schönsten Wörter dieser durchgängig beeindruckenden Wortansammlung. Da wurde schon viel erlebt, so viel sogar, dass man Dunkles in der Zukunft erahnen kann. Das Junge, Sprunghafte andererseits, das diese vier Musiker*innen genauso ausmacht, folgt auf dem Fuße: „we gonna live free / and live wild“.

Die Wiederholung jedenfalls, die so viele Popsongs erfolgreich macht, weil der Mensch nun mal ein (Hör-)Gewohnheitstier ist, ist hier das unbedingte Erfolgsrezept. Wir sollen die Zeilen, in denen dieser Song vibriert, vollständig und über die Neige hinaus auskosten.

Gerade haben Wallners ihre zweite Single „Ships“ veröffentlicht. Sie arbeitet mit ähnlichen Mitteln, mit nieder gehaltener Atmosphäre, überspielt von gut-dumpfen Percussion-Einsätzen und dieser, einmal mehr, herrlich magischen Stimme. Diesmal als Zusatz: Klavierbegleitung.

Ships are sailing
sailing on my dreams
gonna carry me
somewhere I do believe
they’ll find you

Das Schiff als Metapher fürs Ankommen und gleichzeitig fürs Verlassen, in einer Welt, in der nur Lieder wie dieses verlässlich und damit unabdingbar bleiben. Anna Wallner hat im FM4-Interview erzählt, dass sie es schön finden würde, könnten die Hörer*innen so ein Schiff imaginieren, das Auf und Ab der Wellen rundherum, die Gischt, die spritzt und die Möwe, die schreit. Gleichzeitig stellt man sich dabei vielleicht auch noch die vier Geschwister Wallner vor, im Keller des Hauses in Wien, in dem sie groß geworden sind, wo sie sich mittlerweile ein Studio eingerichtet haben.

„Es ist sehr angenehm, wenn man etwa nachts aufwacht, und eine Idee hat, man kann einfach schnell hinuntergehen, und sofort aufnehmen, was man möchte“. Es ist eine schöne Idee, der Gedanke daran, wie Lieder wie „in my mind“ oder „Ships“ in einem abgelegenen Raum, nächtens, in ihrer Rohfassung entstehen. Da, wo die eigentümliche, einzigartige Mystik der Musik von Wallners ihren Ursprung hat.

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