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bandfoto Trio Sharktank

Hanna Fasching

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Eine Popwundertüte voller Spaß

In nur dreizehn Tagen dreizehn Songs zu schreiben bedarf viel Freiraum, Experimentierfreude und Spaß. Und absolute Stressfreiheit. So hat das Wiener Trio Sharktank sein Debüt „Get It Done“ geschrieben und liefert damit ein flockiges Gegengewicht gegen angstvolle und schwere Zeiten.

von Andreas Gstettner-Brugger

Ich bewundere Menschen, die ihrer Kreativität freien Lauf lassen, den Kopf ausschalten und dabei unbändigen Spaß haben können. Das bereitet nicht nur viel Lebensfreude, sondern kann auch die Produktivität beflügeln. Obwohl dieses Wort an sich hier nicht in den Kontext der wunderbaren Popband Sharktank passt.

Der Fokus des Wiener Trios liegt nämlich nicht auf einem möglichst ökonomischen Output, sondern darauf, was laut Produzenten und Bandmitglied Marco Kleebauer viele im Musikbusiness gar nicht mehr für möglich halten: Einfach aus der Freude heraus Songs zu schreiben. Das hat man schon bei der ersten Single „Washed Up“ sofort herausgehört, die mit ihren Percussions, dem Voice-Sample, dem beschwingten Groove, dem smoothen Rap-Teil und der luftigen Produktion das Tanzbein zum Zucken bringt.

13 Songs in 13 Tagen

Schon letztes Jahr waren Sharktank unser Soundpark Act des Monats November. Damals hat sich schon herauskristallisiert, dass der ursprünglich aus Graz stammende Rapper Mile und Leyya-Mastermind und Bilderbuch-Produzent Marco Kleebauer auf der gleichen musikalischen Wellenlänge surfen. Doch irgendetwas hat bei ihrem Sound noch gefehlt. Deshalb hat Marco die Gitarristin und Sängerin Katrin Paucz an Bord geholt, die in der Live-Band von Oehl spielt.

Von da an ging es Schlag auf Schlag. Alle drei, sehr umtriebig in der heimischen Szene, haben sich einen fixen Tag reserviert, um sich in Marcos Studio zu treffen. Diese freie Zeit war für Musikmachen reserviert mit einer einzigen Vorgabe: Es sollte Spaß machen. Diese Unbeschwertheit, dieser unmittelbare und dadurch auch experimentelle Zugang und der geschützte Raum haben dem Trio die Möglichkeit geboten, sich auszuprobieren und ganz in den flow zu kommen. So entstanden in nur dreizehn Tagen die dreizehn Songs, die jetzt auf dem Debüt „Get It Done“ zu finden sind.

Der Albumtitel könnte fast schon die Fortsetzung des Nike-Werbespruchs sein, seinen Traum einfach in Angriff zu nehmen. Auch der Titelsong mit seinem eingängigen Refrain, dem coolen Rap-Teil, den deepen Beats und der flockigen Sounds würde sich gut als Werbetitel machen, auch wenn das so überhaupt nicht auf der Agenda von Sharktank steht. Rapper Mile animiert uns in dem Song dazu „den Arsch von der Couch“ zu heben und Dinge zu erledigen, nicht gestresst, sondern mit Spaß. Ein Albumtitel, der für die Drei sicher zum Lebensmotto geworden ist. Zumindest musikalisch für ihr neues Projekt. Wie sonst wäre so ein fantastisches Album in gerade mal zwei Wochen entstanden?

Der Soundtrack zum Comnig-of-age-Drama

Jeder der 13 Songs auf dem Album „Get It Done“ ist eine Momentaufnahme. Ein Schnappschuss dieser energiereichen Sessions in Marcos Studio. Nicht nur die Aufnahmen, sondern auch die Texte sind dort entstanden. In einer Art Ping-Pong-Technik, bei der sich Mile und Katrin gegenseitig Wörter, Phrasen und Textzeilen zugespielt haben, an denen der jeweils andere dann weitergearbeitet hat. Meist steht der sanfte Indie-Gesang von Katrin auch textlich dem Rap-Part von Mile gegenüber.

Albumcover "Get It Done" von Sharktank

Sharktank/Ink Music

Das Debüt von Sharktank erscheint am Freitag 11.06.2021 auf dem Label Ink Music.

In einem der Highlights der Platte, dem Rap-Pop-Song mit 60ies Flair „Jesus Made Of Jelly“, wird der Scheinwerfer auf die Selbstreflexion geworfen. Während Mile die Sicht aus einem verletzenden Ego beschreibt, erkennt Katrin im Refrain, dass wir meist anderen nur unser Ego zeigen und das wahre Ich verbergen.

Auch der Song „For Myself“ ist eine introspektive Nummer. Befasst sie sich doch mit der Schwierigkeit, ganz bei sich zu bleiben und seine Bedürfnisse zu erkennen. Egal, von wie vielen Menschen man umgeben ist, wie sehr man in der Arbeit beansprucht wird oder auch wie einen die Partnerschaft fordert. Es geht darum, immer wieder den Blick nach innen zu richten und auf sich selbst zu schauen, ohne dabei das Gefühl zu haben, egoistisch zu sein. Wie Katrin es ausdrückt, ist zu sich selbst eine gute Beziehung zu haben die Grundlage dafür, auch mit anderen Menschen eine gute Beziehung führen zu können. Das müssen wir oft erst wieder lernen, wenn wir durch Soziale Medien oder toxische Beziehungen auf unsere Selbstfürsorge lange vergessen haben.

Man könnte viele Bandnamen als Referenz hier auflisten, angefangen von Beck über The Notorious B.I.G., Kanye West bis zu The Doors, allerdings sind die persönlichen Vorlieben von Marco Kleebauer, Mile und Katrin Paucz so variantenreich und breit gefächert, dass sie nur ein kleines Abbild dessen wären, was das Trio an musikalischer Sozialisation mitbringt. Außerdem ist die Produktionsweise von Marco, die Sounds zu verfremden, Samples zu schnipseln und wieder zusammenzufügen und oftmals mit einem schlechten Mikrophon die gegenwärtige Stimmung, den Gesang oder die Gitarren über einen laut aufgedrehten Verstärker einzufangen, eigenständige Markenzeichen, die sich nicht einfach mit anderen Produktionen vergleichen lassen.

Sharktank live:

  • 27. Juli Treibhaus, Innsbruck
  • 28. Juli Poolbar Festival, Feldkirch

Am ehesten nähert man sich dem stilistischen und atmosphärischen Gesamteindruck der Platte, wenn man sie als perfekten Soundtrack für ein Coming-of-age-Drama beschreibt. Ein Film, der ganz im Hier und Jetzt angesiedelt ist. Denn häufig werden in den luftig leichten Popsongs die Gedanken, Sorgen, Ängste und Bedürfnisse der jungen Generation unserer Zeit zum Ausdruck gebracht. Und trotzdem nehmen sich Sharktank und ihre Musik nicht ganz so ernst. Denn wie erwähnt steht über allem der Hauptfaktor Spaß. Ungezwungen, ohne Grenzen und Regeln ganz seinem Instinkt zu folgen und in einem respektvollen und achtsamen Miteinander den versponnenen und witzigen Ideen des jeweils anderen zu folgen und gespannt zu schauen, was dabei entsteht.

Insofern ist „Get It Done“ auch ein Soundtrack der Freiheit für eine Zeit, die von großen Einschränkungen und viel Unsicherheit geprägt ist. Das Sharktank Debüt ist dabei ein wundervolles Gegengewicht zur sorgenvollen und angstbesetzten Grundstimmung, die sich nach eineinhalb Jahren Pandemie in vielen Menschen breit gemacht hat und die mit jedem einzelnen Ton wieder aus unserem inneren System herausgespült werden kann. Dafür gebührt diesem freudig verspielten Trio ein großer Dank!

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