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Hearts Hearts mit einem Amadeus Award

Amadeus Awards / Philipp Hirtenlehner

Amadeus Austrian Music Award 2021: Ein Abend vor dem TV

Zum zweiten Mal in der 21-jährigen Geschichte des österreichischen Musikpreises fand die Verleihung der Awards nur als Fernsehereignis statt, inklusive zugespieltem Applaus aus der Dose. Über einen Abend vor dem Fernsehgerät.

Von Susi Ondrušová

Es ist zu leicht, zynisch zu werden und alles schlecht zu reden. So gerne manche auch in den unteren Schubladen nach Superlativen kramen, es hat keinen Sinn zu jammern. Dieser Schwebezustand, in dem man noch einer alten Normalität nachtrauert und gleichzeitig versucht, das neue Corona-Leben zu meistern: Es ist, wie es ist. Es gibt einen österreichischen Musikpreis, der jährlich in vierzehn unterschiedlichen Kategorien verliehen wird. Der FM4 Award ist Teil davon und der einzige Preis, der zu 100% vom Publikum, den FM4 Hörer*innen bestimmt wird, per Online Voting. Hearts Hearts haben den Preis heuer gewonnen und im Rahmen der TV-Ausstrahlung ihren Song „Rub My Eyes“, ganz in Weiß gekleidet, performt, begleitet von Streichern und mit Unterstützung des Wiener Schmusechors. Bei der Dankesrede hat die Band den Award „Fridays For Future“ gewidmet, weil „sie auf die Dringlichkeit einer neuen Umweltpolitik hinweisen“.

Dass nach den Dankesreden und Liveauftritten, von denen einige eindeutig in einem Raum ohne Publikum aufgenommen wurden, als Übergang einfach Applaus aus der Dose zugespielt wurde, war jedenfalls, wenn schon nicht eigenartig, dann komisch.
Ebenso das futuristische Bühnen-Setting, bei dem die Gewinner*innen wie Miniaturen wirkten, denn das Bühnen-Podest und auch das Dach (???!!!) war eine Art gigantische Amadeus-Statue.

Wer gerne Award Shows wegen der Dankesreden schaut, kommt beim Amadeus Award jedenfalls auf seine Kosten. Spoiler: Ja, Managements, Eltern und Fans sind noch immer als die Top 3 der Nennungen dabei. Und viel mehr: Die 5/8erl in Ehr’n, die nun ihren sechsten (!!!) Amadeus Award in der Kategorie Jazz/World/Blues gewonnen haben, haben sich in ihrer 30-sekündigen Dankesrede bei fünf Kulturvereinen bedankt: dem Kulturlabor Stromboli in Hall, der Kulturwerkstatt Kammgarn in Hard, der Kuga in Großwarasdorf, dem slowenischen Kulturverein SPD Šentjanž in St. Johann/Rosental und dem Kino Ebensee in Ebensee. 5/8erl in Ehr’n haben ihren Award diesen Kulturvereinen gewidmet: "Stellvertretend für ganz, ganz viele in Österreich, die uns seit Beginn unserer 15-jährigen Bandgeschichte begleiten. Wegen euch können wir unseren Fans Livemusik vorspielen. Ihr sorgt für die Vielfalt in der österreichischen Kulturlandschaft“, meinte Clemens Wenger, bevor die Band Luftküsse in die Kamera schickte. So haben die 5/8erl einen „Grammy-Moment“ geschaffen. Die heuer verliehenen Grammys haben in diesem Pandemiejahr nämlich ebenfalls Gig Venues in den Mittelpunkt gerückt und wichtige und prägende Orte und ihre Mitarbeiter*innen dem Grammy-Publikum vorgestellt.

Diesen Gedanken greift auch Conchita Wurst bei seiner Moderation auf, als er meint, „Kunst und Kultur IST systemrelevant! Unbezahlbar und nicht gratis! Ist Beruf und nicht Berufung!“

Kurze Irritation allerdings, als es um die Kategorie „Live Act des Jahres“ geht, bei der man schnell nachdenken muss, ob es in Österreich überhaupt eine Band gibt, die im letzten Jahr tatsächlich mehr Konzerte gespielt, als Konzerte verschoben hat. So kommt es zum Moment, in dem verlautbart wird, dass ALLE nominierten Acts einen Live-Award gewinnen und diesen mit der Post zugeschickt bekommen.

Man kann jetzt die Sinnhaftigkeit eines Musikpreises in Frage stellen. Wer repräsentiert hier wen eigentlich? Man kann die Auswahlkriterien, die Jury-Kompetenzen und die Diversität der Nominierten hinterfragen. So wie es die österreichische Hip-Hop-Plattform The Message gemacht hat, die heuer zum ersten Mal mit ihren „The Message Hip Hop Awards“ ebenfalls in Form einer Online-Preisverleihung sieben Hip Hop Artists für ihren künstlerischen Output ausgezeichnet haben.

Zum ersten Mal seit 2017 hat jedenfalls NICHT Raf Camora den Amadeus in der Kategorie Hip Hop gewonnen, nein dieser Preis ging gestern an Mavi Phoenix, der in seiner Dankesrede scherzhaft meinte: „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, aber jetzt, wo ich mehr Testosteron als Raf Camora hab, war es eh unvermeidbar!“ Nächstes Jahr dann hoffentlich ein Alternative Award, denn das neue Mavi-Phoenix-Album wird kein Hip-Hop-Album, meint er im FM4 Interview.

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Apropos Alternative Award: Der geht zum zweiten Mal an My Ugly Clementine, deren Debütalbum „Vitamin C“ heuer vom Dachverband der europäischen Indie-Labels Impala als „European Independent Album Of the Year“ ausgezeichnet wurde.

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Oska, die ebenfalls in der Kategorie Alternative nominiert war und im Rahmen der Show ihren Track „Woodstock“ performt hat, darf sich schon bald vielleicht über einen anderen Musikpreis freuen: Sie ist für den Anchor Award nominiert, der Ende September im Rahmen des Reeperbahn Festivals in Hamburg verliehen wird. Viel Glück an dieser Stelle und Gratulation an alle Preisträger*innen 2021 und solche, die es noch werden.

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