Österreich im EU-Digitalisierungsindex 2021 solide
Von Erich Moechel
Leicht verspätet ist der Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) 2021 der EU-Kommission erschienen. Quer über alle vier Kategorien des Rankings liegt Österreich auf dem soliden zehnten Platz unter den EU-27. Der große Minusfaktor ist die hierzulande immer noch schlechte Konnektivität.
Da die Zahlen noch aus Mitte 2020 stammen, ist der laufende Glasfaserausbau in Österreich noch kaum in den Index eingeflossen. Das jüngste Update zum Breitbandindex der OECD listet Österreich jedoch bereits unter den sechs Industriestaaten mit aktuellen Wachstumsraten bei Glasfaser von 50 Prozent im Jahr.
EU Kommission
Breitbandmisere mit Hoffnungsschimmer
Die Home-Office-Regelungen in Folge der Pandemie hatten in Österreich einen regelrechten Nachfrageschub nach Glasfaser ausgelöst
Die nach Ländern heruntergebrochene Breitbandstatistik der OECD für 2021 hat ebenfalls Verspätung, bis jetzt liegen erst Teilergebnisse vor. Und eines davon ist eben, dass Österreich mit Belgien, Irland, Israel, Großbritannien und Chile beim aktuellen Glasfaserausbau an der Spitze liegt.Solche Zuwachsraten von 50 Prozent im Jahr sind freilich nur ganz am Anfang möglich, im Grunde sagt diese Rate eigentlich nur aus, dass der Glasfaserausbau in diesen Staaten fast bei null begonnen hat, aber zügig vorangeht.
„Hinsichtlich der Gigabit-Ziele der EU hat das Land gute Fortschritte gemacht“, heißt es denn auch im DESI-Report über Österreich. Ansonsten gibt es zum zum Status der Breitbandnetze hierzuulande wenig Positives. Nur zwölf Prozent aller Haushalte nutzen Datenverbindungen mit mindestens 100 Mbit/sec, der EU-Durchschnitt beträgt 34 Prozent, also das Dreifache. Das liegt zum einen daran, dass solche Bandbreiten über DSL nur dann zu haben sind, wenn der örtliche DSL-Verteiler bereits an Glasfaser angeschlossen ist & die räumliche Entfernung von dort zum Kunden nur wenige hundert Meter beträgt.
EU Kommission
Mobilfunknetze retten die Bilanz
Auch im Seuchenjahr 2021 gab es Lichtblicke, nämlich das steigende Interesse von Großinvestoren wie Versicherungen an sicheren Renditen aus Glasfasernetzen
Der große Rückstand Österreichs ist nicht allein auf die DSL-Dominanz der A1 Telekom zurückzuführen, sondern auch auf die Kabel-TV-Netze, von denen erst 27 % für Gigabit-Tauglichkeit aufgerüstet wurden. Offenbar steht das herkömmliche, TV-zentrische Geschäftsmodell der Koaxkabel-Welt einer Weiterentwicklung der Netze im Wege. Vor einem völligen Absturz in der Kategorie Konnektivität wird Österreich nur durch den Mobilfunk bewahrt, denn der ist hier miteingerechnet. Die vergleichswseise hervorragende LTE-Abdeckung und der Quasi-Status Österreichs als europäisches 5G-Testlabor hält die Republik mit Platz elf im vorderen Mittelfeld.
In den anderen drei Kategorien liegt die Performance Österreichs ebenfalls über dem EU-Durchschnitt. Bei den digitalen Services für Bürger gab es auch 2020 weitere Zuwächse. Hier „zählt Österreich mit 88 Punkten zu den Spitzenreitern, verglichen mit dem EU-Durchschnitt von 75“ heißt es im Index. Noch deutlicher wird das bei den Nutzern von E-Government-Diensten, mit 81 Prozent liegt man hier weit über dem EU-Durchschnitt von 64 %. Die EU-Kommission führt diese erneute Steigerung auf drei Initiativen der Bundesregierung im Jahr 2020 zurück, nämlich auf die Novelle des E-Government-Gesetzes, das Projekt „Digitales Amt“ sowie das Web-Zugänglichkeits-Gesetz.
OECD
Zwischenbilanz und Ausblick
Dem jahrelangen Hype um „Industrie 4.0“ zum Trotz besteht von der Digitalisierung der Rechnungslegung bis zur Nutzung der Clouds für Österreichs Unternehmen noch viel Luft nach oben. Allerdings habe „die Pilotphase einer eIDAS (Verordnung über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste) -konformen Version der österreichischen Bürgerkarte“ bereits im Jänner 2021 begonnen, heißt es im Ausblick der EU-Kommission. Erwartet werde, dass dieses System Ende 2021 in vollem Umfang zur Verfügung stehe. Digitale Ausweise sind zwar unter „E-Government“ gelistet, sie entfalten ihre Wirkung jedoch vor allem bei der Industrie. Da diese elektronischen Ausweise - die in Deutschland gerade krachend gescheitert sind - EU-weit genormt sind, werden sie vor allem bei den vielen exportorientierten Unternehmen hierzulande bald mehr die Regel als die Ausnahme sein.
Die Saga vom Glasfaserausbau in Österreich wird noch vor Jahresende mit einer Visite in der Steiermark und einer Zusammfassung des Status Quo 2021 fortgesetzt.
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Publiziert am 26.11.2021