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Kool G Rap

Kanamedia (CC BY-SA 2.5)

fm4 Hiphop lesekreis

Der originale Gangsta ist zurück

Der FM4 HipHop Lesekreis über eine neue Single von Kool G Rap, dem Paten des Straßenrap aus New York.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

Es ist eine der erstaunlichsten Entwicklungen im Rap der letzten Jahre: Reflektiert vorgetragene Kriminalgeschichten über minimale Loops (die oft gegen die Konvention ohne dominanten Rhythmus auskommen) sind ein veritables Geschäftsmodell geworden. Was mit Einzelgängern wie Roc Marciano oder Ka begonnen hat, ist von künstlich verknappten Vinyl-Auflagen zu einem charttauglichen Phänomen gewachsen, das mit dem Griselda Label um Westside Gunn, Conway The Machine, Mach-Hommy oder Benny The Butcher auch schon so etwas wie Stars hat.

Von älteren HipHop-Fans als wahrhaftigere Alternative zu Trap und Autotune verklärt, hat die Bewegung natürlich auch schon jede Menge Nachahmer gefunden. Versucht man, zu den Wurzeln dieses Sounds zu finden, wird man bald bei Kool G Rap landen.

Der FM4 HipHop Lesekreis zum Nachlesen oder als Podcast.

Der Rapper aus Queens hat 1988 mit seinem Vers auf der Mutter aller Possetracks schnell einen Platz im damaligen Olymp des New Yorker Rap gefunden: Der Juice Crew. Unter der Ägide der Radio DJs und Produzenten Mr. Magic und Marley Marl waren dort Kaliber wie Big Daddy Kane, Masta Ace, Biz Markie oder Roxanne Shante versammelt. Der junge G Rap passte mit brillianten Mehrfachreimen gut zum elitären Kreis, brachte aber auch völlig Neues mit: Eine poetische New Yorker Herangehensweise an den Reality Rap oder Gangsta Rap, der in Kalifornien oder etwa Philadelphia schon in voller Blüte stand.

Kool G Rap glorifizierte auf seinen Platten mit DJ Polo das Gangsta-Dasein nicht, sondern stellte es als einen Weg dar, den junge Menschen mangels anderer Perspektiven einschlagen. Mit dieser Perspektive und der präzisen Reimtechnik inspirierte er junge New Yorker Straßenpoeten wie Nas, The Notorious B.I.G. oder Jay-Z und in weiterer Folge auch Wortsportler an anderen Orten wie Eminem, Twista oder Black Thought von den Roots.

Kool G Rap ist also der Lieblingsrapper vieler Lieblingsrapper und ein extrem einflussreicher Künstler, ohne den der Eastcoast-Rap der 90er Jahre nicht so geklungen hätte, wie er es dann tat.

Mit dem späteren Solo-Album 4, 5, 6 fügte er dieser Ära selbst einen düsteren Geheimtipp hinzu und hatte mit Nas auch einen seiner Nachfolger zu Gast. Dessen Kollegen aus den Queensbridge Projects, Mobb Deep, haben G Rap dann 1999 auch auf ihr Murda Muzik-Album eingeladen - seine erste von mehreren Zusammenarbeiten mit dem Produzenten The Alchemist. Der hatte schon als rappender Jung-Teenager aus Beverly Hills einen Plattenvertrag und war mit Cypress Hill und House of Pain auf Tour. Später hat er sich dann aber eher auf die Beats konzentriert und ist heute einer der bekanntesten Namen, wenn es um eingangs erwähnte kriminell aufgeladene Mood Music geht.

Auf einer neuen Single namens Diesel inspiriert er Kool G Rap mit einem stimmungsvollen Loop zu lyrischen Glanzleistungen. Der reimt etwa die ganze erste Strophe auf die gleichen drei Endlaute und baut dabei auch dichte Sprachbilder wie folgendes ein:

Massive rocks turn city blocks to Stonehenges
Stoned dependence, they visiting methadone clinics

Wenn einer der Urväter des erzählerisch dichten, aber unglamourös-realistischen Gangsta Rap bei den heutigen Nachfolgern wie selbstverständlich seinen Platz findet, dann schließt sich auf schöne Weise ein Kreis. Das haben Natalie Brunner, Mahdi Rahimi und meine Wenigkeit im Hip-Hop Lesekreis sonst noch zu Diesel zu sagen gehabt:

FM4 HipHop Lesekreis: Kool G. Rap - "Diesel"

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