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Patrick Wally

festivalradio

Tipps fürs Nova Rock 2022 aus der FM4 Redaktion

Lieblingsacts und neue Favorites, Kraftklub, Placebo und Korn: ein paar Empfehlungen, wen man wann am Nova Rock anschauen kann und sollte.

FM4 live am Nova Rock 2022 mit Alexandra Augustin, am Sonntag, 12. Juni, ab 13 Uhr. Das FM4 Festivalradio is on the road again: Wir melden uns live von den Pannonia Fields mit Interviews, Musik, Gästen, Stimmung und den Stimmen von euch, der FM4 Festivalcrew.

Alexandra Augustin empfiehlt Korn

Die 1990er Jahre und 2000er Jahre waren die Blütezeit der lauten Rock- und Gitarrenmusik. Das sieht man, weil auf sämtlichen Festivals immer noch ganz selbstverständlich alte Helden gebucht und abgefeiert werden. Eine ganz neue Szene entwickelte sich damals: harte, laute Musik mit emotionaler Substanz. „Nu-Metal“ wurde zu einem Begriff, zugeben einem, der mit einer gewissen Hassliebe verbunden war.

Fans der alten Schule konnten mit der neuen Generation oft wenig anfangen: Eben war noch Härte und Coolness angesagt, nun sollte Metal seine Tore öffnen für introspektive Themen und Texte?

Damals waren Metal und Rock jedenfalls das, was heute wohl HipHop und Trap sind: der gemeinsame musikalische Nenner einer Generation. Der neue Antiheld war jung, politisch - und sensibel. Er schrieb Texte über seelische Abgründe. Und das Internet wurde in der breiten Gesellschaft Thema, genauso wie eine gewisse Pluralität der Stile: Man hörte alles, was auf „Napster“ gerade die Runde machte. Metal ging mit Pop und HipHop & Rap eine Kernfusion ein. Das war gewagt, das war neu und an diesem Punkt in der Rockgeschichte erstmals breitenwirksam der Fall. Bands wie Rage Against the Machine, Clawfinger und Body Count brachten politische und gesellschaftskritische Themen zum Ausdruck, aber auch Texte über Emotionen, Liebe und Wut.

Die erste Band, die mit dem Genrebegriff Nu-Metal bezeichnet worden ist, sind die Pioniere Korn. Dann kamen Slipknot, Linkin Park, Papa Roach, System of a Down und Limp Bizkit hinzu. Plötzlich ging es nicht mehr nur darum, sich wie Lemmy Kilmister die Leber kaputt zu saufen. Metal mit Herz, der an die Nieren gehen darf? Das war revolutionär! 1994 erschien das selbstbetitelte Debüt von Korn. Nun, fast 30 Jahre später, hat die Band ein brandneues Album gemacht und das klingt tatsächlich so kraftvoll wie einst zu ihrer Blütezeit in den 1990er Jahren. „Requiem“ ist eine halbstündige Seelenmesse, die den Geist des Nu-Metals heraufbeschwört.

Fans waren begeistert, genauso wie junge Menschen, die jetzt erst in das Oeuvre einsteigen. Am 10. Juni wird die Band am Nova Rock in Österreich in diesem schönen, staubigen Paralleluniversum headbangen. Mano Cornuta! Schüttel dein Haar. Oder das was davon übrig ist.

Korn am Nova Rock, Freitag, 10. Juni, 20.35 Uhr, Red Stage

Alica Ouschan empfiehlt Kraftklub

Wenn die Ärzte die beste Band der Welt sind, dann ist Kraftklub die beste Liveband der Welt, keine Diskussion. Egal ob Fan oder nicht, wenn die vier Karl-Marx-Städter auf der Nova-Rock-Bühne stehen, ist Zeit für Abriss. Und diesmal hat sich mit Sicherheit noch um einiges mehr an Energie angestaut, die sich mit voller Wucht entladen wird, denn Kraftklub haben nicht nur neue Songs im Gepäck, sondern spielen am Nova Rock ihren ersten Österreich-Gig seit vier Jahren. Ein Song reicht, und alle werden vom Kraftklub-Fieber gepackt sein, garantiert.

Kraftklub am Nova Rock, Freitag, 10. Juni, 20.50 Uhr, Blue Stage

Christoph Sepin empfiehlt KennyHoopla

Wie gut kann man sein? Es ist wegen den Emotionen. Von denen hat Kenneth La’ron alias KennyHoopla aus Cleveland, Ohio jede Menge und löst sie auch bei den Zuhörenden mit seinem Mix aus Emo, Post- und Pop-Punk aus. In seinen Songs passt alles, klappernde Drums à la Blink-182 (Travis Barker ist auch frequent collaborator), harte, schnelle Power-Chords und darüber seine Stimme. Voll mit Energie, Melancholie, Power und großen, existentialistischen Gedanken.

The future of rock sounds like this und wie so oft auf Festivals muss man dafür früh aufstehen. KennyHoopla spielt einen ersten, early Slot am Nova Rock, in Zukunft dann hoffentlich in ausverkauften Hallen. Eines der spannendsten Bookings am heurigen Festival, mein persönliches Highlight am Nova Rock 2022 und ein Act, den man keinesfalls verpassen sollte. Damit man dann nachher sagen kann: Ja, ich bin da dabei gewesen und es war schön!

KennyHoopla am Nova Rock, Donnerstag, 9. Juni, 16.15 Uhr, Blue Stage

Lisa Schneider empfiehlt Placebo

Wenn das nicht die schönste, späte Line-up-Ergänzung fürs Nova Rock 2022 war: Placebo sind wieder da, es waren neun lange Jahre. Wer fährt nicht auf die Pannonia Fields mit der einen Band im Hinterkopf (Jugendliebe!), die sie oder er ewig nicht mehr live gesehen hat? Nach mehrfachem Schlagzeugerverschleiß sind Brian Molko und Stefan Olsdal als Duo unterwegs. Ein bisschen was kommt da natürlich aus der Dose, aber Placebo waren eh noch nie die Band, die nach klassischem Format gespielt hat. Bewaffnet mit Kajalstift, engsten Hosen und Industrial-Punkrockspirit Marke Lonelyhearts waren sie der optische und musikalische Gegenentwurf zum machoiden Britpop-Klischee der 90er Jahre.

David Bowie war Fan, und mehr muss man ja eigentlich auch gar nicht wissen. Oder vielleicht nur noch das: Das neue Album „Never Let Me Go“ ist gar nicht so schlecht, wie von vielen erwartet. Also, ihr dressed in leather nancy girls and boys, ihr werdet erstaunt sein, wie sattelfest die Lyrics zwischen Eskapismus, Selbstzerstörung, Drogen und der argen Liebe noch sitzen. Weil auch, wenn es in der aktuellen Live-Setlist vorwiegend ums neue Album geht, wird da wohl ebenfalls Platz und Zeit sein für ein schönes Kate-Bush-Cover oder sogar das bittere Ende.

Placebo am Nova Rock, Freitag, 10. Juni, 22.50 Uhr, Blue Stage

René Froschmayer empfiehlt Hinds

Zentralspanien und die staubige Steppe der Pannonia Fields haben bestimmt einige Gemeinsamkeiten. Die Mitte Juni herrschende Hitze, die mit großer Sicherheit auch heuer wieder auf unsere Festivalhäupter heruntersticht, ist eine dieser Überschneidungen. Wer könnte dieses geografische Crossover musikalisch besser abrunden als die Band Hinds?

Indie-Heads, aufgepasst: Hinds sind eine dieser Bands, die ihr am diesjährigen Nova Rock wirklich nicht verpassen solltet! Die vierköpfige Band aus der spanischen Hauptstadt klingen roh und kantig, nie überproduziert. In altbewährter, aber keinesfalls altbackener Slacker-Attitüde, frei nach dem Götz’schen Zitat, sind es die prägnanten Lyrics, die die spanischen Indie-Rocker*innen auszeichnen. Hinds haben die Sonne in der Seele und reflektieren sie musikalisch ins Publikum zurück. Ihre vier Alben sind der perfekte Sommer-Soundtrack, egal ob am Skateplatz, auf dem Surfbrett oder an der Donau.

Auf wenig Dinge ist Verlass, doch das Indie-Quartett Hinds liefern ein hitträchtiges Album nach dem anderen. Mit ihrem aktuellen Album „The Prettiest Curse“ haben sich Hinds im pandemischen Jahr 2020 erneut selbst übertroffen. Also: be there or be square!

Hinds am Nova Rock, Freitag, 10. Juni, 14.15 Uhr, Blue Stage

Xaver Stockinger empfiehlt Blues Pills

Hätte die große Adele eine kleine, rockende Schwester - diese würde ungefähr so klingen wie Elin Larsson, Sängerin der schwedisch-amerikanischen Band Blues Pills. Mit ihrer gefühlvollen, aber ungemein energischen Stimme macht die Schwedin fast jeden Song ihrer Band zu einem High-Voltage-Spektakel. Komplettiert wird sie dabei von einem dreckigen Bass und Gitarrenriffs voll mit abgeranzten Blue-Notes. Wäre diese Musik ein Ort, dann wäre es wohl der verrauchte, versiffte Keller unter irgendeiner Whiskeybar. Wer sich in solchen Gemäuern wohlfühlt und noch dazu auf Musik von Kadavar, Graveyard oder Janis Joplin steht, der sollte sich für die Blues Pills am heurigen Nova unbedingt aus dem Campingstuhl schälen.

Blues Pills am Nova Rock, Donnerstag, 9. Juni, 13.45 Uhr, Red Stage

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