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portraitfoto des indierock Duos Cari Cari

Cari Cari

Cari Caris Ausflug zur utopischen Insel

Dem modernen Leben entkommen, auf einer Insel seinen Gedanken und Kindheitserinnerungen beim Sonnenuntergang nachhängen und einfach sein. Das neue Album „Welcome to Kookoo Island“ von Cari Cari ist ein wunderschöner Zufluchtsort voller Popgitarren und rollender Beats.

von Andreas Gstettner-Brugger

Verträumter und zurückgelehnter präsentiert sich das Indie-Pop-Duo Cari Cari auf ihrem neuen Album „Welcome To Kookoo Island“. Gleichzeitig steckt noch immer viel rohe, wilde Energie in den Songs. Vor allem in dem Eröffnungsstück „Jelly Jelly“, in dem Stephanie Widmer und Alexander Köck in einem U-Boot durch stürmische Gewässer schippern, auf der Flucht vor einem großen Ungeheuer, auf dem Weg zur Befreiung auf der verrückten Insel.

Die frisch gebackenen FM4 Award Gewinner*innen haben die letzten zwei Jahre damit verbracht, ihren staubigen Wüsten-Indie-Pop des Debüt „Anaana“ nicht nur zu perfektionieren, sondern ihn auch geschmeidiger zu machen. Dafür haben sie sich auf eine eigens geschaffene Insel flüchten müssen, um Energie, Kraft und Experimentierfreude zu tanken.

Flucht auf die verrückten Insel

In den letzten Jahren haben Stephanie Widmer und Alexander Köck nicht nur große Erfolge feiern können, sondern auch Bekanntschaft mit der dunklen Seite des Musikbusiness gemacht. Denn das Unterwassermonster, vor dem Cari Cari in dem video zu „Jelly Jelly“ flüchten, ist das Musikmanagement.

Alexander: „Wir haben uns im Musikbusiness verheddert und es hat sich so angefühlt, als würden wir unserer Band wie so ein kleines U-Boot durch ein Feld von Feuerquallen steuern müssen. Wir haben gelernt, Nein zu sagen, uns nicht manipulieren zu lassen und auf unsere Vertrauenspersonen zu hören und neue aufzubauen.“

Albumcover CARI CARI "Welcome To kookoo Island"

Cari Cari

Nachdem Cari Cari schon immer eine sehr konkrete Vision davon hatten, wie sie klingen wollen und wie ihr künstlerisches Gesamtkonzept auszusehen hat, war es nicht leicht, die richtigen Partner zu finden, die die gleiche Vision teilen. Schlussendlich sind Cari Cari während der Pandemie und den Lockdowns dann doch noch auf der friedvollen, etwas verrückten Insel im Burgenland gelandet. Im eigenen Studio inmitten eines Nationalparks haben sich die beiden Zeit gelassen, gut zu Essen, lange Spaziergänge zu machen, die Sonnenuntergänge zu genießen, zu Jammen, zu Experimentieren und beständig an neuen Songs gearbeitet.

Bei „Belo Horizonte“ hört man diese neugewonnene Entspanntheit. Man nimmt die Gelassenheit in jedem psychedelischem Gitarrenakkord, in dem sanft dahingroovenden Schlagzeugrhythmus und dem tiefen Timbre des mehrstimmigen Gesangs wahr.

Lieber Utopie als Dystopie

Erst nach und nach haben die Songs, die in einem freien Inspirations- und Experimentierfluss entstanden sind, sich zu einem Konzeptalbum zusammengefügt. Geht es in den Texten doch viel um Eskapismus, um den Genuss des Augenblicks, aber auch um das Wiederentdecken der kindlichen Entdeckerfreude. Der Song „Around The Bend“ ist dafür das beste Beispiel.

Alexander: „Wir haben als Kinder oft Bachreisen gemacht. Also wie sind im Wald den Bach entlang raufgelaufen. Das hatte etwas Mystisches. Wir hatten das Gefühl, das Unentdeckte zu erforschen und hinter der nächsten Bachbiegung kommt jetzt irgendetwas besonders. Diese Herangehensweise haben wir immer noch bei unserer Musik. Auch bei dem ganzen Erfolg wollen wir uns das bewahren und unseren Dilettantismus, der unsere Stärke ist, umarmen.“

Dementsprechend ist Kookoo Island ein beschaulicher Ort, an dem man diesen Entdeckergeist wiederfindet. Eine Insel, auf der man machen kann, was man will. Auf der es ruhig und friedlich zugeht.

Cari Cari live:

  • 19.09. Arena, Wien
  • 30.09. Conrad Sohm, Dornbirn
  • 01.10. Kulturquartier, Kufstein
  • 05.10. Posthof, Linz
  • 06.10. Orpheum, Graz
  • 11.10. Rockhouse, Salzburg
  • 12.10. Rockhouse, Salzburg

Alexander: „Es ist eine Art, eine heile Welt zu zeichnen und auch Selbsttherapie. Ich glaube auch, um die Welt zu ändern, braucht es Utopien damit man sich vorstellen kann, dass es auch anders sein kann.“

Und diese Utopie machen Cari Cari uns nicht nur vorstellbar, sondern durch ihre Musik auch ein Stück weit erfahrbar. So läuten sie mit „Last Days On Earth“ nicht ein dystopisches Szenario ein, sondern vielmehr das Hintersich-lassen alter Gewohnheiten, verkrusteter Machstrukturen und eines „modernen Lebens“, dass sich in Konsum, Selbstdarstellung und Egozentrismus immer mehr erschöpft hat.

Musikalische Zeitreisen in die Freiheit

Dass sich Cari Cari bei all dem lebensphilosophischen Unterbau selbst nicht all zu ernst nehmen, zeigen die Videos und auch die musikalischen Spielerein mit ihrer Sozialisation. So fließt die Liebe zur elektronischen Musik von Alexander ebenso ein, wie der Indie-Rock der 90er und 00er Jahre. Die schon erwähnte Single „Last Days On Earth“ wurde aus dem Versuch geboren sich vorzustellen, wie wohl Daft Punk in den 00er Jahren einen Indie-Hit produziert hätten.

Auch mit dem Video zu „Zdarlight 1992“ beweisen die beiden Humor. Gut verkleidet schlüpfen Stephanie und Alexander in die wohl bekannteste Szene von „Wayne’s World“, nur wird hier nicht zu rockigen Gitarrenriffs von Queen geheadbangt, sondern zu ihrer Indie-Pop-Liebeshymne an das elektronische Prachtstück „Zdarlight“ von Digitalism geshaked.

Das alles ist möglich, weil das Indie-Rock-Duo dem Bauchgefühl folgt, Genregrenzen hinter sich lässt und sich nicht selbst beschränkt. Sowohl in der musikalischen Experimentierfreude, als auch im Alltagsleben. Alexander und Stephanie sehen es als ihre künstlerische Aufgabe, sich den safe space", diese Kookoo Island immer wieder zu kreieren und sich nicht nehmen zu lassen, um befreit und künstlerisch kompromisslos arbeiten zu können. Wenn dabei dann so ein großartiges Album wie „Welcome To Kookoo Island“ herauskommt, dann hat sich das non propper life wohl gelohnt.

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