FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Tents

Anna Breit

Der Song zum Sonntag: Tents - „Hex“

Das Debütalbum „Stars on the GPS Sky“ der Wiener Band Tents kam 2018 raus, mit „Hex“ bereitet uns die Gruppe jetzt auf die zweite Platte vor.

Von Christoph Sepin

Leider gibt es keine gute deutsche Übersetzung für das englische Wort „foreboding“. Das wäre nämlich die passende Beschreibung für „Hex“ von den Tents. Wörter wie Vorahnung oder Prophezeiung, wie sie das Internet vorschlägt, kommen da einfach nicht hin. „Hex“ ist das Donnergrollen am Horizont, der kurze Blitz in der Ferne, der frische Wind, kurz bevor der Regen vom Himmel schüttet, die Ruhe vor dem Sturm.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

2018 brachten die Tents aus Wien ihr sehr gutes Debütalbum „Stars on the GPS Sky“ raus, von dem der Track „Summer of 17“ an dieser Stelle auch schon mal erwähnt werden durfte. Nonchalante Coolness damals schon ein großes Ding in der Musik der Tents. Und nochmal mehr mit „Hex“, der neuen Single der Band, die wohl ein Vorbote zum nächsten Album ist, das noch heuer erscheinen soll.

Wiederholungen stehen im Fokus, wenn sich „Hex“ zu Beginn um sich selbst dreht: In kurzer Präzision stampft die simple Basslinie vor sich hin, während die Stimme flüstert: „Hex, hex, hex, hex“. Dann die Gitarre, wie aus der „With Teeth“-Ära der Nine Inch Nails, mehr künstlich als organisch, als ob hier einfach ein Saiteninstrument digital emuliert werden soll.

Dafür mitverantwortlich und deshalb hier auch nicht unerwähnt, soll der Produzent Fazo bleiben, der sich des Tracks angenommen und ihm seinen Stempel aufgedrückt hat. Düstere, simple aber trotzdem durchdachte und dem Industrial nicht ferne Klänge sind das, die sich durch die Rückkehr der Tents ziehen. Fazos Projekt Deathdeathdeath, das zuletzt auch eine wunderschöne Kollaboration mit Alicia Edelweiss veröffentlicht hat, sollte man bei Freude an diesen dunklen Ecken der musikalischen Möglichkeiten sowieso folgen - oder wenn man Freund*in von Genrebetitelungen wie „Colawhiskisadness“ ist, wie Fazo seinen Sound schon mal selbst beschreibt.

Tents live:

  • 26.2.20: Linz, Kapu
  • 27.2.20: Prag, Musikarna Karlin
  • 28.2.20: Bamberg, Pizzini
  • 26.3.20: München, Glockenwerkstatt
  • 27.3.20: Chemnitz, Lokomov
  • 30.4.20: Wien, Fluc

Schnell entstehen Bilder im Kopf, wenn „Hex“ vor sich hinwandert: Im Gruselhaus aus „The Shining“, in dem das Lied scheinbar wohnt, sitzt Jack Nicholson und schreibt tausendmal „All work and no play makes Jack a dull boy“ auf die Wände. Und daneben Johnny, Protagonist der Zeilen von diesem Lied. „Oh my Johnny, who is Johnny. The guy is standing right next to you.“ Wer ist dieser Johnny überhaupt, fragen sich die Tents und kennen nur Gerüchte: „They say he was an intellectual“ oder „I heard his brain is now a vegetable“.

Man sagt, man hört, man flüstert Märchen in die Dunkelheit hinein: Dass die Tents gute Geschichtenerzähler sind, haben sie in der Vergangenheit schon bewiesen. Dass sie das auf ihre eigene, vage Art machen und Platz für Interpretationen geben, auch. In „Hex“ übernehmen Instrumente und Lyrics gemeinsam diese Aufgabe und malen uns die mysteriöse Story von Johnny, vorgelegt in kryptischen, bedeutungsvollen Zeilen: „Snow coming from the ceiling, the plot is falling apart.“

Aktuell: