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Andi Brunner im Kayak

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Pros & Profiles

Extrem-Kayaker Andi Brunner muss nicht jeden Wasserfall fahren

Andi Brunner zählt zu den Top 10 der Extrem-Wildwasser-Kayakfahrern weltweit. Doch um sichtbar zu sein, muss er vor allem auf Social Media aktiv sein. Fahrten über Wasserfälle sind dabei Trumpf, aber bei weitem nicht alles.

Von Simon Welebil

Die Abwechslung sei das, was ihm am Extrem-Kayakfahren am besten gefalle, sagt Andi Brunner, denn jeder Fluss sei unterschiedlich, und weil es auf der ganzen Welt so viele großartige Flüsse gebe, könne einem nie langweilig werden. Wenn man sich durch Andi Brunners Instagram-Profil klickt, bekommt man eine vage Vorstellung davon: Sambia, Idaho, Quebec, Tschechien, Russland, Tibet und das heimische Ötztal sind nur einige der Orte, an denen Andi Brunners Kayak aus den Fluten der Flüsse taucht.

Aber Andi Brunner will sich nicht nur an den schwersten Kayakstellen der Welt bewähren, er fährt auch gegen die besten Fahrer. Seit etwa drei Jahren misst sich der 22-jährige Tiroler direkt mit der Weltspitze, in Rennen, bei denen es ein bis zwei Minuten lang reißende Flüsse hinuntergeht. Bei der WM 2019 in Idaho ist er erstmals bis ins Finale gekommen und hat den 6. Platz belegt, doch sein Ehrgeiz treibt ihn weiter nach vorne.

Steckbrief Andi Brunner

Andi Brunner ist 22 Jahre und kommt aus Tirol.

Andi Brunner

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Wie die meisten Extrem-Kayakfahrer*innen, ist er schon als Kind im Kayak gesessen. Bei den Extrem-Kayak-Europameisterschaften hat er im Vorjahr den 2. Platz belegt, bei den Weltmeisterschaften ist er 6. geworden.

Auf seinem Instagram Account steht unter seinem Namen „Austrian Ninja“. Diesen Titel hat ihm ein französischer Spitzenfahrer verliehen, den er bei seinem ersten Antreten bei den Erwachsenen geschlagen hat. Seit kurzem betreibt er auch einen Youtube Channel, um dort längere Videos zu posten.

Vom Sport leben können im Extrem-Kayak nur eine Handvoll Athlet*innen, Andi Brunner zählt noch nicht dazu. Trotz einiger Sponsoren arbeitet er nebenbei noch im Catering, um sich sein Leben und das Reisen leisten zu können. Außerdem studiert er Sport und Chemie auf Lehramt.

Dass solche Erfolge überhaupt über die sehr überschaubare Extrem-Kayak-Community hinausstrahlen - international fahren etwa 300 Menschen solche Rennen, in Österreich betreiben es zwei, drei Fahrer ernsthaft - und dass man damit für Sponsoren attraktiv werden könnte, ist ohne Social Media fast unmöglich. Da der Sport international von keinem Verband anerkannt wird, gibt es auch wenig Platz in traditionellen Medien, trotz der Action.

Dafür, dass die Szene so klein ist, ist es dann doch interessant, wie sehr die Athlet*innen ausstrahlen. Andi Brunner hat etwa 3.000 Follower*innen auf Instagram, der deutsche Fahrer Adrian Mattern etwa 15.000 und Dane Jackson, der Superstar der Szene, über 150.000. Das liegt natürlich an den Bildern, die sie vermitteln.

FM4 Draußen: Pros & Profiles - SportlerInnen auf Social Media

Auf Social Media aktiv zu sein ist für SportlerInnen Teil ihres Alltags geworden. Sie müssen nicht nur sportlich erfolgreich sein, sondern sich und ihre Erfolge auch verkaufen können. Unseren Timelines bringt das jede Menge Super-Content, Hochglanzbilder, Actionvideos, Inspirationen? Was aber bedeutet das für die SportlerInnen und ihre Sportart? Empfinden sie Social Media mehr als Chance oder als Belastung? Diesen und anderen Fragen spürt FM4 Draußen in der Porträtserie: „Pros & Profiles – SportlerInnen auf Social Media“ nach.

Folge 1: Freestyle-Fußballer Martin Schopf
Folge 2: Kletterin Babsi Zangerl
Folge 3: Parcour-Athlet Alex Schauer
Folge 4: Downhill Mountainbikerin Vali Höll
Folge 5: Yoga-Lehrerin Sara Ticha
Folge 6: Wakeboarder Philipp Turba
Folge 7: CrossFit-Athletin Vanessa Wagner
Folge 8: Outdoor-Fotograf Tom Klocker
Folge 9: Snowboarder Thomas Feurstein
Folge 10: Skateboarder Chris Pfanner
Folge 11: Snowboarder Clemens Millauer
Folge 12: Freeskier Dennis Ranalter
Folge 13: Freerider Roman Rohrmoser
Folge 14: Bergführer Guido Unterwurzacher und Toni Moßhammer
Folge 15: Trailrunnerin Sandra Koiblmüller
Folge 16: BMX-Flatland-Riderin Irina Sadovnik
Folge 17: Mountainbike-Exfluencer Stevie Schneider
Folge 18: Extrem-Kayaker Andi Brunner

Wasserfälle sind das Spektakulärste

Wildwasserkayak hat ein paar Zutaten, die audiovisuell erfolgversprechend sind: enge Schluchten, schnelles Tempo, viel Action und der Hauch des Gefährlichen. Das auch medial so zu vermitteln, ist nicht ganz so einfach. Die klassische Aufnahme kommt von der Action-Cam am Helm. Das kommt bei Kayakfahrer*innen gut an, weil sie eine Stelle in einem Fluss damit gut einschätzen können. Auf Nicht-Kayakfahrer*innen wirkt das Gesehene einfacher, als es in Wirklichkeit ist, sagt Andi Brunner, „deshalb versucht man meistens von außen und flussab zu fotografieren oder zu filmen, weil man dann das Gefälle sieht und die ganze Person im Wasser - was er macht und was passiert“.

Andi Brunner im Kayak

Archiv Andi Brunner

Aufgrund der meist schwierigen Zugänge zu den Flüssen sind die Aufnahmen natürlich alle geplant. Schnappschüsse macht da niemand. Bei aufwendigen Videos wird der Action-Cam-Anteil geringer und Drohnen-Shots halten auch hier immer mehr Einzug.

Am besten funktionieren „natürlich“ Wasserfälle. Und man braucht auch gar nicht lange zu scrollen, um in Andis Profil zu sehen, wie er einen Wasserfall hinunterfährt. „Die sind einfach am spektakulärsten zu fotografieren“, sagt er, aber auch „in meinen Augen: leider“. Denn Wasserfälle zu fahren ist so ziemlich das Gefährlichste, was man im Wildwasserbereich machen kann. „Bei einem minimalen Fehler kann es ab einer gewissen Höhe zu Riesenverletzungen führen, von ausgekegelten Schultern bis zum Wirbelsäulenbruch“, so Andi. Oft sei es zu viel Risiko für das, was dabei rausschaut, und dabei meint er wohl Klickzahlen.

Die Attraktivität von Wasserfällen habe das Kayakfahren auch schon verändert, vermutet Andi Brunner. Vor allem Jüngere oder Beginner*innen würden wegen Social Media vermehrt Wasserfälle fahren, weil es eben gut ankommt. Andi bringt das auf die Formel: weniger Genuss, mehr Likes.

#bettersafethansorry

Er selbst versucht, das Risiko zu dosieren, und ist sich auch nicht zu schade zuzugeben, wenn er einmal einen Wasserfall auslässt. Dazu hat er am Rio Negro im Amazonas auch ein lustiges Video gedreht, in dem er und ein Kollege vor einem Wasserfall stehen und mit „Run that shit“ einschlagen. Anstatt ihn zu fahren, wird er aber mit viel Aufwand „umlaufen“, eine Kayak-Schlepperei durch den Dschungel. #bettersafethansorry ist einer der Hashtags dieses Postings.

90 Prozent der Kayakfahrer*innen würden auf Social Media nur die Highlights posten, das Größte, Spektakulärste und Coolste. Daraus entsteht dann auch der Eindruck, dass die sich gar nichts scheißen und einfach alles fahren. Dass das nicht stimmt, hat Andi Brunner selber erlebt, seit er mit der Weltelite unterwegs ist, die er zuvor auch nur via Social Media gekannt hat. „Oha, das hätte ich mir gar nicht gedacht“, sei öfter vorgekommen, als auch da gewisse Stellen umgangen wurden. Er selbst will das auch seiner Community mitteilen: „Man muss nicht alles fahren. Es ist voll okay, wenn man sich nicht sicher fühlt und das miteinbezieht.“

Ötz statt British Columbia

Andi Brunners Pläne für 2020 liegen momentan wegen der Coronavirus-Krise auf Eis. Normalerweise wäre er jetzt in British Columbia unterwegs, so hofft er, dass die heimischen Flüsse diesen Sommer gutes Wasser führen. Sorgen bereitet ihm im Moment sein Heimfluss, die Ötz, in der mitten im Lockdown der Bau zu einem Wasserkraftwerk begonnen hat, obwohl noch einige Bewilligungen fehlen würden. Dabei soll ein Teil des Flusses ausgeleitet werden, was einer der bekanntesten und besten Wildwasserstrecken der Welt ein Ende setzen würde. Das will Andi Brunner natürlich unbedingt verhindern.

Andi Brunners Follow-Empfehlungen

Andi Brunner empfiehlt, auf jeden Fall den Senders zu folgen. „Das ist eine Gruppe von vier Leuten [den Kayak-Stars Bren Orton, Adrian Mattern, Dane Jackson und Kalob Grady], die sehr viel Zeit in Videos stecken. Die zeigen nicht nur die wildeste Stelle, sondern die packen sie auch in eine coole Story, sodass man immer etwas zum Lachen hat.“

„Dann würde ich auch noch Dane Jackson folgen, das ist meiner Meinung nach im Moment der beste Kayakfahrer.“

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The 3 in 1 package | 📹- @devynscottkayak #favcombo

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