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Klimaaktivist Max Fuchslueger

Fridays for Future

FM4 Klimatalks: Who cares a lot?

Bei den vorerst letzten FM4 Klimatalks geht’s um die Frage, warum manche Akteure doch verantwortlicher für’s Klima sind als andere.

Kann individuelles Verhalten wie Zugfahren statt Fliegen, Pullovertragen statt Heizen und regionale/saisonale Ernährung etc. für sich alleine die Klimadestabilisierung aufhalten? Sind überhaupt die Rahmenbedingungen für eigenverantwortlichen Klimaschutz vorhanden, oder was behindert Verbraucher*Innen dabei, im Supermarkt, beim Wohnen oder bei Freizeitbeschäftigungen klimabewusste Konsumentscheidungen zu treffen?

Warum hinkt Österreich in Sachen Klimaschutz im EU-Vergleich hinterher, und welche Maßnahmen empfiehlt die wissenschaftliche Community der Politik, um endlich vorwärtszukommen? Und was ist die Bilanz der zivilgesellschaftlichen Klimabewegung in Österreich im Jahr 2 nach Thunberg?

Veronika Kulmer

Joanneum Research Center

Zur diesen Themen haben wir am Freitag, den 18.9., folgende Gäste ins FM4 Connected Studio geladen:

Dr.in Veronika Kulmer, Expertin für Klimapolitik und Klimaökonomik am Joanneum Forschungszentrum am Standort Wien mit Schwerpunkt Verkehrspolitik. Zur Zeit arbeitet Veronika Kulmer an einem Forschungsprojekt über die sozialen Auswirkungen unterschiedlicher, gezielter ökologischer Steuermaßnahmen

Max Fuchslueger, 20, aus Wien, studiert Agrarwissenschaften an der Universität für Bodenkultur in Wien. Er ist in der Vergangenheit schon im Rahmen von Fridays For Future demonstrieren gegangen und hat sich auch schon für Aktionen für Extinction Rebellion engangiert. (Foto siehe Titel)

Hier legt Max Fuchslueger in einem Gastkommentar dar, warum er sich für eine aktivere Klimapolitik einsetzt, und was seine bisherigen Erfahrungen waren:

Mein Leben in der Klimabewegung

"Klimaaktivist wird man nicht über Nacht, aber irgendwie dann doch.

Es ist Oktober 2018 als ich den IPCC Report lese. Ich recherchiere über die Folgen der Klimakrise für Workshops, die ich mit der NGO CliMates an Schulen halte. Ein paar Monate davor verstehe ich: Dinge sind zu falsch, um nur alle vier Jahre eine Stimme abzugeben. Ich bin noch überzeugt: Bildung ist der wichtigste Schritt zu einer nachhaltigen und gerechten Zukunft.

Doch als ich aus den Grafiken herauslese, wie wenig Zeit noch bleibt und wie groß die Veränderungen sein müssen, um das Paris-Ziel zu erreichen, wird es immer schwieriger auf die Frage von SchülerInnen, was denn jetzt zu tun ist, mit „weniger Fleisch essen“, zu antworten. Später erkenne ich: Politik und Wirtschaft wälzen das Problem absichtlich auf Konsumentscheidungen ab, um ihre Verantwortung weiterhin zu ignorieren.

Vor der Krise die Augen öffnen

Doch Menschen reagieren auf dieses Versagen, initiieren Proteste. Ich werde Teil von Fridays for Future und Extinction Rebellion. Die Wahrscheinlichkeit einer Klimakatastrophe, die der Globale Süden jetzt schon erlebt, rechtfertigen für mich Bildungsstreiks und zivilen Ungehorsam. Endlich habe ich das Gefühl, der Krise Ausdruck zu verleihen. Endlich spiegelt mein Handeln meine tiefe Abscheu gegen all die Ungerechtigkeit wider.

Durch diese neue Antwort von der Zivilbevölkerung und jungen Menschen auf die Klimakrise sind Medien wie auch PolitikerInnen gezwungen zu reagieren. Was viele als Erfolg der Klimabewegung feiern, sehe ich jedoch nur als Etappensieg. Denn der Spalt ist groß. Weltweit gehen Millionen Menschen gegen ein “weiter wie bisher” auf die Straße. Doch Konzerne und Politiker beten das Märchen von ewigem Wachstum sogar als Antwort auf die Klimakrise herunter. Sie nennen das Market Solutions. Jenes Denken, welches Ausbeutung und Verschmutzung immer noch ankurbelt und bestehende Ungleichheiten verschlimmert.

Ganzheitliches Denken

So waren die Proteste gegen Rassismus in den USA und Europa ein starkes Zeichen für mich, dass Klimaakivismus über CO2-Konzentrationen hinausgehen, strukturelle Probleme aufzeigen und benachteiligte Stimmen hervorheben muss. So verbindet der Begriff Klimagerechtigkeit die größte Herausforderung unserer Zeit mit sozialen Themen und Menschenrechten. Vielleicht aber bündeln sich alle Kräfte in Zukunft unter einem anderen Namen, um die Ölpolitik mit ihren Ungerechtigkeiten abzulösen. Was gleichbleiben wird, da bin ich mir sicher, ist das Gefühl, dass es falsch läuft, das Gefühl, dass es anders gehen muss."

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