„Kajillionaire“: Desillusionierte Glücksritter

Miranda Julys Film „Kajillionaire“ folgt einer Familie von Kleinbetrügern im gleichfalls trügerisch sonnigen Los Angeles. Wir verlosen Tickets für die „Kajillionaire“-Vorstellung auf der Viennale.

Von Natalie Brunner

kajillion (plural kajillions)
1. (slang, hyperbolic) An unspecified large number (of).
kajillionaire (plural kajillionaires)
1. (humorous) Someone who is immensely wealthy.

Old Dolio (Evan Rachel Wood) lebt mit zwei Menschen, Theresa und Richard, die ihre biologischen Eltern sind, aber sich nicht so benehmen, in Los Angeles. Eine Mischung aus Verzweiflung, Armut und Dissidenz hat Theresa, gespielt von Debra Winger, und Richard, dargestellt von Richard Jenkins, dazu gebracht wie sie es definieren: „das System zu verlassen.“

In der Praxis bedeutet das, sie halten sich mit einer Mischung aus kleinen Betrügereien, Geschenks-Coupons und der Teilnahme an Gewinnspielen mehr schlecht als recht über Wasser. Emotionen und Zärtlichkeit im herkömmlichen Sinn zeigen sie gegenüber ihrer Tochter keine, das wäre Heuchelei. Gerechtigkeit herrscht ihrer Meinung nach, weil jeder Gewinn durch drei geteilt wird. Sie sind stolz, dass ihre Tochter Unterschriften fälschen konnte, bevor sie schreiben gelernt hatte.

Während eines Versicherungsbetrugs trifft das Trio eine attraktive junge Frau, die die Eltern als potenzielle Zielscheibe, aber auch als nützliche Ergänzung bei ihren Coups sehen. Sie haben nicht mit den Konsequenzen gerechnet, die die Ankunft von Melanie (gespielt von Gina Rodriguez) in ihrer Welt auslöst.

„Kajillionaire“ ist der dritte abendfüllende Spielfilm der amerikanischen Regisseurin, Drehbuchautorin, Sängerin, Schauspielerin, Autorin, Live-Performerin und Künstlerin Miranda July und ist faszinierenderweise gleichzeitig affektlos und sentimental. Der Film ist gnadenlos wie die Sonne, die Warehouses in einem Betonwüstenteil von Downtown Los Angeles in gleißendes Licht taucht, stilsicher von July in Szene gesetzt.

Miranda Julys ironischer Surrealismus wird am besten durch den pinken, toxisch aussehenden Schaum verdeutlicht, der jeden Tag zur gleichen Zeit in das abbruchreife Bürogebäude eindringt, indem die drei Hauptfiguren von „Kajillionaire“ leben, und der der einzige Fixpunkt ihrer Existenz ist.

Wohin July mit diesen Bildern und dem Setting steuert, ist überwältigend, rührend und überraschend. Es sind Bilder und Konzepte von Menschlichkeit, die wir 2020 dringend brauchen.

Gewinn Tickets für „Kajillionaire“ bei der Viennale

FM4 präsentiert die Vorstellung von „Kajillionaire“ am 31.10 um 23 Uhr auf der Viennale. Wir verlosen 4x2 Karten für diese Vorstellung unter allen, die uns schreiben, welcher andere Film von Miranda July bereits auf der Viennale gelaufen ist. Schick die richtige Antwort, deinen Namen und deine Telefonummer bis 30.10. 2020, 10:00 an game.fm4@orf.at. Die Gewinner*innen werden per Mail verständigt.

„Kajillionaire“ startet regulär bereits am 5. November 2020 in den österreichischen Kinos.