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Probleme mit Corona-Tests und Contact Tracing gibt es auch in Wien

Aus mehreren Bundesländern gab es in den letzten Tage Berichte von - zum Beispiel beim Contact-Tracing - überforderten Behörden. In Wien war davon bisher keine Rede, doch die Probleme gibt es offenbar auch in der Bundeshauptstadt.

Von David Riegler

Die steigenden Zahlen der Coronavirus-Infizierten sind für die Behörden zunehmend eine Herausforderung. Mehrere Bundesländer haben in den letzten Tagen bekannt gegeben, zum Beispiel beim Contact Tracing überfordert zu sein. In Vorarlberg musste man das Unterstützungsangebot der AGES annehmen um das Contact Tracing weiter durchführen zu können und in Salzburg läuft es derzeit nur im Notbetrieb. Aus Wien gibt es bisher keine Hilferufe, doch auch in der Bundeshauptstadt gibt es offenbar immer wieder Probleme, wie Betroffene berichten.

10 Stunden in der Warteschleife

Philipp ist Landschaftsarchitekt, wohnt in Wien und war eine sogenannte Kontaktperson 1, also jemand, der Kontakt mit einer infizierten Person hatte. „Ein Kollege aus dem Büro wurde Mitte September positiv getestet. Jeder der sich sicher war engen Kontakt gehabt zu haben, ist dann zum Test gefahren“, erzählt Philipp. Drei Werktage später bekam er eine SMS mit der Nachricht, sein Testergebnis sei da, doch der Link funktionierte nicht und erzeugte nur Fehlermeldungen.

Das war der Beginn von etwa 10 Stunden, die Philipp in Warteschleifen verbringen musste. Er versuchte sein Ergebnis telefonisch zu bekommen, doch bei der zuständigen MA15 wurde er immer nach 15-20 Minuten aus der Leitung geworfen. „Am nächsten Tag war das Servicetelefon überhaupt nicht mehr zu erreichen, die Verbindung endete abrupt.“

Über die Servicehotline 1450 wurde er zu anderen Magistratsabteilungen und Bezirksbetreuungen vermittelt, jedoch hatte er auch dort nach langen Runden in der Warteschleife keinen Erfolg.

Schlussendlich hat er von einer Freundin den Hinweis bekommen, direkt bei dem Labor anzufragen, wo er endlich das (negative) Ergebnis bekam. Sein ernüchterndes Resümee: „Ich habe insgesamt in dieser Woche rund 10 Stunden in Warteschleifen verbracht und bis heute, Ende Oktober, immer noch kein Schreiben, weder zum Befund noch zur Rechtmäßigkeit oder Dauer meiner Quarantäne erhalten.“

In einer Stellungnahme der Stadt Wien heißt es: „Für die telefonische Befundauskunft gibt es eine zentrale Telefonnummer, bei sehr hoher Auslastung kann es hier zu Wartezeiten kommen. Die Stadt stockt seit Ende September noch einmal verstärkt Personal auf, um die Abläufe zu beschleunigen.“

Fehlendes Contact Tracing

Dass es auch jetzt, Ende Oktober, noch Probleme gibt, zeigt der Fall der Studentin Lea. Sie studiert und lebt in Wien und ist Mitte Oktober, an einem Samstag, mit Symptomen aufgewacht. Ein Schnelltest war positiv, daraufhin wurde ein PCR-Test veranlasst. Am Montag wurde der Test gemacht und drei Werktage danach hat Lea angerufen und erfahren, dass auch dieser Test positiv auf SARS-CoV-2 ist.

Lea hat inzwischen selbst ihre Freunde und ihre Familie informiert, doch seitens der Stadt wurde das Contact Tracing noch nicht aufgenommen: „Wegen Contact Tracing wurde ich erst am Freitag am Nachmittag kontaktiert. Mir wurde dann ein Formular geschickt, das ich direkt ausgefüllt und am Freitagabend zurückgeschickt habe.“

Zu diesem Zeitpunkt ist bereits fast eine Woche seit Symptombeginn und positivem Schnelltest vergangen. Doch auch nach dem Absenden des Formulars wurde niemand kontaktiert, sagt Lea: „Hätte ich mich nicht selbst darum gekümmert, dass ich all meinen Freunden und meiner Familie Bescheid gebe damit sie von sich aus in Quarantäne gehen, hätten sozusagen 20 Leute das Coronavirus weiter raustragen können.“

Einzelfälle?

Die Stadt Wien dazu: „Das Contact Tracing wird in Wien seit Beginn der Pandemie ununterbrochen durchgeführt. Bei der großen Menge an Infektionsfällen können in Einzelfällen Probleme nicht ausgeschlossen werden.“

Doch, dass die beiden Fälle offenbar eben nicht die Einzigen sind, zeigt zum Beispiel eine Recherche der Austria Presse Agentur. Die berichtet ebenfalls von Fällen mit langer Wartezeit und fehlendem Contact-Tracing, wie hier in einem Artikel von vienna.at zu lesen.

Auch die Journalistin und Gap-Chefredakteurin Theresa Ziegler hat in einem Online-Artikel beschrieben, dass sie nie ein Ergebnis ihres zweiten, von 1450 angeordneten, Tests erhalten habe. Sie beschreibt darin, dass sich ihr Verdacht verdichte, dass die Probe nie ausgewertet worden sei. Dazu die Stadt Wien: „Bei dieser großen Anzahl an durchgeführten Tests kann es auch aufgrund der vielen Beteiligten in Einzelfällen zu Problemen kommen, weil der Prozess an einer Stelle unterbrochen oder verzögert werden könnte.“

Laut eigenen Angaben wurden seit Beginn der Pandemie mehr als 600.000 Tests in Wien durchgeführt. Rund 500 Personen sind derzeit für das Contact Tracing verantwortlich. Doch die Fallzahlen steigen täglich rapide an und je mehr Fälle es gibt, desto schwieriger wird es wohl, Fälle wie Philipp oder Lea zu vermeiden. Vor allem wenn die Bundesländer nicht bald Personal aufstocken.

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